Auf einen Kaffee / Foto: Christoph Baumgarten
WIEN. (hpd) Hetzerische Leserbriefe, Schmähreden gegen Juden, die aufgehängt gehören und ein Mandatar, für den Österreich offenbar immer noch zu Deutschland gehört. Die Riege von rechts des gesunden Menschenverstandes macht wieder von sich reden. Und ist offenbar nicht nur dort beheimatet, wo man sie vermuten würde.»Sie gehören ja aus dem Verkehr gezogen und sterilisiert, damit sich so etwas nicht auch noch weitervermehrt. Ihre Redaktion gehört angezündet und eingeäschert und das Hetzblatt ›profil‹ verboten!« Ein Leser macht gegenüber den Autorinnen einer kritischen Geschichte über die Lehrergewerkschaft und Strukturschwächen des Bildungssystems aus seinem Herzen keine Mördergrube. Derlei ist man mittlerweile gewöhnt in einem Land, in dem die FPÖ von Wahlerfolg zu Wahlerfolg eilt.
Allein, der Mann ist kein Stammtischpoet. Zumindest nicht hauptberuflich. Er ist Geschichtslehrer am Stiftsgymnasium Seitenstetten. Zum Zeitpunkt, als er diesen Leserbrief schrieb, war er auch Gemeinderat für die ÖVP und Funktionär der Christdemokraten. Nachdem profil den Leserbrief veröffentlicht hatte und nach einer für heimische Verhältnisse bemerkenswert kurzen Schrecksekunde ein öffentlicher Aufschrei erfolgte, legte der Betreffende seine politischen Funktionen zurück. Die ÖVP, sonst nicht immer zimperlich bei Wortmeldungen ihrer Mandatare, hatte die Reißleine gezogen.
Mittlerweile gibt sich der Historiker zerknirscht über seine Wortwahl und hat sich in einem neuen Leserbrief entschuldigt. Diese Wortwahl passe nicht zu seinem »christlich-humanistischen« Weltbild. Was die Frage nicht beantwortet, wieso aus seiner Tastatur ausgerechnet diese Worte kamen. Von selbst fällt einem das nicht einmal im Zorn ein.