Das Whitney Museum of American Art präsentiert noch bis zum 12. Februar die Ausstellung „Real / Surreal”, welche anhand der Werke nordamerikanischer Künstler der 20er, 30er und 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts jene beiden Strömungen der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts analysiert, die sich den Konzepten der Freiheit und politischen Sichtweise der Kunst verschrieben hatten.
Die von Carter Foster kuratierte Exposition reflektiert den philosophischen Sinn der Permanentsammlung des Whitney Museums, der sich auf die Spannungen konzentriert, welche von diesen beiden Strömungen der Kunstgeschichte des vergangenen Jahrhunderts geprägt wurden.
Der Realismus entstand nach der Französischen Revolution, als eine künstlerische Bewegung aufkam, welche die Realität als den Mittelpunkt ihres Interesses proklamierte und ihren Blick auf die Gesellschaft und die Ausdrucksfreiheit gegenüber den Ungerechtigkeiten zentrierte. Die Gemälde portraitieren das tagtägliche Leben ohne künstliche Mechanismen und weisen den Akademismus, der in der Kunst vorherrschte, zurück.
Der Surrealismus ist Erbe des Dadaismus sowie der Avantgarde der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts und konzentriert sich grundlegend auf die Denkweise von André Bretón und der Gruppe der Pariser Dadaisten. Der Poet Breton sprach sich gegen die von der Realität auferlegten Grenzen der Schaffensfreiheit aus, um sie zu unterminieren und Freiraum für die Fantasie zu schaffen. Er beschäftigte sich mit dem automatischen Schreiben, bei dem unter Ausschluss der Vernunft geschrieben wurde, lediglich anhand der Bilder, die von den eigenen Gefühlen vermittelt werden.
Trotz der offensichtlich starken Gegensätze zwischen den realistischen und surrealistischen Strömungen laufen beide an einem gemeinsamen Widerspruchspunkt zusammen und lösen ein weites Spektrum an Visionen, Strömungen und Bewegungen in der Kunst aus, welche von dieser Ausstellung im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts aufgefangen werden. Zu diesem Zweck bedient sie sich der Werke von George Tooker, Edward Hopper, Charles Sheeler und vielen anderen.
Der 1920 in den Vereinigten Staaten geborene Geoge Tooker studierte Literatur an der Universität von Harvard, entschied sich aber später für die figurative Malerei des Realismus, im Besonderen des magischen und gesellschaftlichen Realismus, wobei er sich auf die menschliche Entfremdung konzentrierte. Seine eindeutig androgynen Figuren, ohne jeglichen Ausdruck oder Bewegung demonstrieren die Verbannung ihrer politischen und sozialen Rechte in einer orwellianischen Gesellschaft, in der es der Technik und der Wissenschaft nicht gelingt, das Recht auf Genuss, Vergnügen und Glück zu erschaffen.
Edward Hopper ist einer der bekanntesten Maler der Vereinigten Staaten. Als Vertreter des abstrakten Expressionismus, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte, widmet er sich in seinen Werken klassischen Situationen der nordamerikanischen Kultur jener Epoche. Seine Arbeiten gleichen einer Chronik, in der sich die Persönlichkeiten in einem unbewohnten Umfeld aufhalten, welches durch die Lichtverhältnisse und kalten Farben des für ihn typischen Stils in die Handlung miteinbezogen wird. Hopper nähert sich in seinen Werken auf kritische Art und Weise einer Gesellschaft, die sich auf eine individualistische und unmenschliche Entwicklung zu bewegt.
Die Ausstellung enthält Gemälde, Zeichnungen und Fotografien der 60er Jahre, die jeweils genau neben früheren Werken präsentiert werden, damit man erkennen kann, wie jede Gruppe von Künstlern eine Annäherung an die Realität entwickelte.
Für mehr Informationen http://whitney.org/Exhibitions/RealSurreal