Nachdem es im vergangenen Winter noch geheissen hatte, es werde in der jetzigen Transfer-Periode zwei Neuverpflichtungen geben, ist es jetzt nur noch eine. Trainer José Mourinho, im Sommer-Trainingslager in den USA angesprochen auf das Transfer-Thema, liess keinen Zweifel offen: “Ein Spieler und aus.” – Dabei könnte es sich natürlich um Luka Modric handeln, doch die Vorstellungen von Real Madrid und Tottenham sind noch immer weit voneinander entfernt. Ohne Fundament sind dagegen die Gerüchte um Benficas Alex Witzel. Im Bernabeu hat man schlicht “kein Interesse”an dem belgischen Mittelfeldspieler, egal was die portugiesische Presse darüber zu wissen glaubt.
“Wir haben schon viele der besten Spieler. Den besten Torwart der Welt, die besten Stürmer, ein perfektes Innenverteidiger-Paar mit Ramos und Pepe … einkaufen nur um einzukaufen erscheint mir nicht die geeignete Antwort auf ein Europa in der Krise. Deswegen wollen wir einen einzigen Spieler verpflichten, der unseren Kader vebessert. Ein Spieler und aus.”, erklärt José Mourinho die Situation unmissverständlich.
Die schon Wochen andauernden Verhandlungen um Luka Modric sind noch weit von einer Einigung entfernt. Zu diesem Zeitpunkt kann niemand sagen, ob Tottenhams Mittelfel-Stratege diese eine Neuverpflichtung in Madrids Hauptsatdt sein wird. Zwar ist man in England schon von den ursprünglich geforderten 50 Fantasie-Millionen abgerückt, aber Real Madrid will auch keine 40 zahlen. Die Frage ist aber auch generell, ob die Madrilenen überhaupt noch bereit sind, eine heftige Summe für einen Mittelfeldspieler auszugeben, wie Sie im nächsten Absatz gleich verstehen werden.
Von allen Interessenten, die im Thema Kaká im Gespräch waren, ist nur der AC Mailand geblieben. Doch auch das sieht keineswegs gut aus. Die Italiener hatten vor, Vereinsanteile im Wert von 160 Mio. Euro an den russischen Gasversorger Gazprom zu verkaufen. Diese Transaktion ist gestern geplatzt. Dadurch ist kein Geld in der Kasse. Auch die Verkäufe von Ibrahimovitch und Thiago Silva nach Paris haben nur die tiefsten Löcher stopfen können. Real Madrid hat aber keine Absicht, den Brasilianer zu verschenken oder auch nur dessen Gehalt zu subventionieren, wie Mailand das gerne hätte. Kaká selbst ist nicht bereit, seine Gehaltsvorstellungen nach unten zu korrigieren. Es sieht ganz so aus, als sollte Ricardo Kaká in Madrid bleiben.
Für Mourinho ist die defensive Mittelfeldposition mit Xabi Alonso und Khedira (“Kein Spieler ist auf dieser Position stärker als er.”) festgeschrieben. Wenn Kaká nun bleibt, worauf alles hinweist, ist der Millioneneinkauf Modric schlicht überflüssig. Wer soll denn neben Kaká noch auf der Bank Platz nehmen? Özil? Oder gar Modric selbst? Mehr als nur unwahrscheinlich! Und schon gar nicht Alex Witsel. Auch wenn die portugiesische Presse wissen will, diese Verpflichtung sei schon fast unterschrieben, ist aus dem Bernabeu ganz anderes zu hören. Wörtlich: “Interessiert uns nicht. Witsel ist weder Plan A, noch Plan B (Red.: Wenn Modric nicht klappt.). Wir versuchen diese Verpflichtung erst gar nicht und schon überhaupt nicht für die überdimensionalen Summen, die aus Portugal tönen. Wieso sollten wir denn 40 Mio. für einen Spieler zahlen, den Benfica im letzten Sommer für 6,5 eingekauft hat?!”
Modric also wirklich nur vielleicht, Witsel gar nicht. Aber selbst wenn Luka Modric kommen sollte, müssten noch zwei Spieler gehen. Mourinho will, das hat er klar angesagt, 20 Feldspieler und drei Torwarte im Kader für die neue Saison. Mit Stürmer Álvaro Morata, der einen festen Platz in der A-Mannschaft bekam, und Torwart Jesús sind es derzeit 21 Feldspieler und drei Torwarte. Vom Abgang von Ricardo Carvalho ist fest auszugehen. Kommt Modric, müsste noch einer gehen. Entweder doch noch Kaká, das ist aber sehr unwahrscheinlich. Und so wird es wohl Nuri Sahin treffen, eine Aussicht, die in den Madrider Fankreisen erhebliches Missbehagen auslöst, weil man sich vom ehemaligen Dortmunder nach wie vor gute Leistungen im Mittelfeld erwartet und sicher ist, dass Mourinhos offensichtliche Abneigung gegen den Deutschtürken wenig oder gar nichts mit Fussball zu tun hat.