Re-Rewind – 2-Step

Re-Rewind – 2-StepDas Millenium. Hunderttausende brachen in unsinnige Panik vor einem drohenden Computerchaos aus. Robbie Williams fühlte sich dem nahenden Jahrtausendwechsel nur gewachsen, indem er James Bond Themes sampelte und der, zurecht vergessene, Rapper Aleksey dachte gar an den finalen Countdown und lieferte eine Hookline, die schiefer war als ein abgestürztes Windowslogo: „Der Countdown läuft Baby, halt dich fest, wenn die ganze Menschheit das Jahrtausend verlässt. Armaggedon oder Weltfrieden. Das Jahr Zweitausend. Bring mich nach Hause, bring mich nach Hause“.

Und in irgendwelchen Londoner Clubs bewegten sich Frauen und Männer in einem ebenso verschobenen Rhythmus, dem 2-Step, einer Mischung aus House, Breakbeats und Dub.

Im Gegensatz zum 4/4-Takt von House liegt die Kickdrum bei 2-Step auf dem ersten und dritten Takt, wodurch sich das ganze Rythmuskorsett verschieb und jener langsamere und doch sehr tanzbare Shuffle-Beat entsteht. Darunter liegt ein möglichst tiefer Subbass und gesamplet wird vornehmlich aus den Bereichen Soul, Funk und HipHop. Wer jetzt hierbei an Dubstep denkt liegt natürlich nicht falsch, kann den Weg von der Gegenwart in die Vergangenheit des Genres leicht nachgehen und belegt Simon Reynolds These vom immer wiederkehrenden Moment in der Populärmusik.

Die Piratensender hatten dem Sound auf der Insel, und dort blieb er in erster Linie auch, relativ schnell zu einer gewissen Berühmtheit verholfen und als dann die Jahrtausendwende vor der Tür stand hatte das Genre seinen Höhepunkt erreicht und aus einer Dreiecksbeziehungs aus 2-Step, Pop und R&B einer massenkompatiblen Hit hervorgebracht: „Re-Rewind“ der Szene-Größen Artful Dodger und des R&B-Sängers Craig David. Da der Sound sehr charakteristisch und zugleich einfach zu kopieren war – noch eine Parallele zu Dubstep – folgte eine ganze Welle an 2-Step-Remixen von Hits wie Aaliyahs „Try Again“ oder Kelis „GoodStuff“.

In zweiter Reihe feilten MJ Cole oder Horse Power Productions zwar an einer Verfeinerung des Stils, konnten den, auf den schnellen Aufstieg folgenden ebensolchen, Fall jedoch auch nicht aufhalten. Dabei funktioniert die Mischung aus langsamem Housegroove, Melodien und Soulhooklines noch immer wunderbar und findet in Bands wie Disclosure erneut Nachahmer, denen das Dubstep-Korsett ebenso wie das von House und Techno zu eng geworden ist. Und die letztlich auch den großen Pop-Song im Auge haben. In diesem Sinne frohes mitpfeifen bei „Moving Too Fast“ von Artful Dodgers:


Autor: Johannes Hertwig

 


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