W. ist Reisereporter. Seine Reportagen erscheinen in den bekanntesten Magazinen, werden hochgelobt. Was niemand weiß, ist das W. auch zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer Ostberlin nicht verlassen hat. Sein ganzes Leben ist ein Lügengebäude, bröckelig wie die Überreste der Mauer und so ist es nicht verwunderlich, dass es eines Tages einstürzt. Seinen Job ist er damit los – was also nun machen? Er beantragt einfach Asyl in der Botschaft des Landes, das seinen Absturz ins Rollen gebracht hat – Nordkorea.
Von da an wird es skurril. Er begegnet Menschen, die nach ihm suchen, ohne dass er überhaupt weiß, warum. Schließlich hat er nichts verbrochen – er hat nur das Geld für die Reisen und die Reportagen behalten, ohne zu reisen. Das aber aus Überzeugung, denn für ihn bedeutet Reisefreiheit die Reisefreiheit der anderen.
Rayk Wieland schreibt mit Kein Feuer, das nicht brennt einen Roman, der an Skurrilität kaum zu überbieten ist. Allein die Idee des nichtreisenden Reisereporters ist einmalig abstrus, und so zieht sich dieses Motiv im gesamten Roman fort. Allerhand verschrobenen Personen wird W. begegnen und in mir keimt die Frage „Kann das denn wirklich sein, kann es denn immer noch skurriler werden?“ In diesem Fall – Ja. Es kann. Denn schließlich bricht W. zu seiner allerersten Reise an die Chinesische Mauer auf. Was er dort findet, wem er dort begegnet? Auch das reiht sich nahtlos in die vorherigen Begegnungen ein.
Muss ja ein verdammt witziger Roman sein, den Rayk Wieland da geschrieben hat. Ja, ich musste häufig sehr laut auflachen und den Kopf schütteln. Was mir gefehlt hat, war aber ein wenig Tiefgang. Warum schreibt W. über seine fiktiven Reisen, was steckt letztendlich dahinter? Dazu hätte ich mir noch mehr gewünscht. Mehr Tiefgang eben. Letztendlich ist es so ein kurzweiliger Roman über einen Sonderling geblieben, der einem zwar ans Herz wachsen, den man aber nicht verstehen kann.
Vielleicht fehlt mir dazu die Lektüre von Ich schlage vor, das wir uns küssen, Rayk Wielands Debütroman und erster Auftritt von W. – vielleicht würde ich ihn dann besser verstehen.
Gebundene Ausgabe: 160 Seiten, erschienen bei Kunstmann, März 2012.
ISBN: 978-3888977480