Aus meinem Leben. In meinem Kopf war es logisch.
Auf dem Heimweg von der Arbeit überfiel mich letztens urplötzlich, überraschend und aus dem Nichts die Lust auf Tortellini. Warum, weiß ich nicht. Ich hatte plötzlich eine unbändige Lust auf Tortellini.
In mir reifte ein Plan: Zweierlei Tortellini sollten es sein. Eine Sorte mit grünem Spargel und Tonkabohne. Die andere mit einer herzhaften Rharbarber-Füllung. Den Teig würde ich zwischen Rückengymnastik und Zeichenkurs vorbereiten. Pastateig ist schließlich schnell gemacht. Und während der Teig ruhte, würde ich entspannt im Zeichenkurs sitzen – von Tortellini träumen und daran verzweifeln, dass Stancho einfach das bessere Auge hat als ich.
Die Tortellini würde ich dann nach meinem Kurs falten. Das geht sicher schnell – schließlich ist Tortellini falten einfach. Davon war ich überzeugt. Youtube hatte mich darin bestätigt.
Mir der Logik meiner Gedankengänge sicher, machte ich gleich die doppelte Menge Teig. Das konnte nur Vorteile haben. Denn dann konnte ich einen Teil für zukünftige Heißhungerattacken einfrieren. Und wenn ich das alles noch nach dem Zeichenkurs machte, konnte ich noch welche kochen für die Mittagspause am nächsten Tag und noch 2, 3 vielleicht auch mehr naschen. Der Heißhunger wollte schließlich auch beachtet werden.
Ein großartiger Plan. Ich hatte nur eine Sache (oder ein paar mehr) vergessen:
- mein Zeichenkurs ist erst um 21.30 Uhr zu Ende
- ich hatte vorher noch nie Tortellini gemacht
- und nur weil etwas bei Youtube einfach aussieht…
Gut, ich war darauf vobereitet, dass meine ersten Tortellini nicht wie vom Designer persönlich gestylt aussehen. Was solls - I write Individuality with a capital I - ! Also plante ich jede einzelne als Unikat. Wer will schon 100 schön sauber gefaltete, gleichmäßig gefüllte Tortellini? Ich mein, wenn er auch welche haben kann, die entweder zu leer sind bzw. zu voll – je nachdem welche man als Maßstab nehmen will.
Soweit zu meiner Planung.
Als der Zeichenkurs zu Ende war, haben wir noch eine viertel Stunde mit dem Zeichenlehrer geplaudert. Dann sind wir gegangen. Und ich habe noch ein paar Minuten mit meinem Sitznachbarn geredet. Ich war um 22 Uhr zu Hause. Um 22.42 Uhr hatte ich die Füllungen fertig gestellt. Um 23.05 Uhr die ersten sehr individuellen Tortellini vor mir liegen. Eine anders als die hübschere.
Um 23.18 Uhr nach 15 ersten Tortellini-Versuchen beschloss ich, dass mein Heißhunger eigentlich Ravioli wollte. Und um 24.27 Uhr, dass ich am nächsten Tag gar keine gefüllten Nudeln jedweder Art essen wollte. Auch an diesem Tag keine mehr naschen. Eigentlich war ich recht müde – und mein Heißhunger fand es total ok, dass ich die Torte-Violi im Tiefkühler für schnellere Heißhunger-Besuche zwischenlagerte.
Ravioli mit Rharbarber-Chutney. Auf Ziegenkäse-Creme.
Für 30 – 40 Ravioli, genug als Hauptgericht für 3 – 4 Personen oder um den Tiefkühlschrank mit leckerem Convenience Food zu füllen
Für das Chutney
- 180 g Rharbarber (geputzt gewogen)
- 2 Schalotten
- 1/2 rote Chilischote
- 1 EL Rapsöl
- 2 EL brauner Zucker
- 3 EL Balsamico Essig
- 1 Prise Salz
Für die Ravioli
- 190 g Semola (Weizendunst) + mehr zum Verarbeiten
- 130 g Ei (bei mir: 3 Eier, Größe S)
- 4 g Salz
Für die Ziegenkäse-Creme
- 150 g cremiger Ziegenfrischkäse
- etwas Milch
- grüner Pfeffer
- 1 Prise Chili Piquin
- Tonkabohne
- Zitronenabrieb
Zunächst den Ravioliteig vorbereiten, da dieser noch ruhen muß. Dafür Weizendunst, Ei und Salz mit dem Mixer zu einem glatten Teig verarbeiten. Zu Beginn ist der Teig recht krümelig, mit etwas Geduld wird er nach und nach glatter. Zum Schluß den Teig auf der bemehlten Arbeitsfläche nochmals für ca 5 – 10 Minuten von Hand kneten. Dann in Klarsichtfolie einwickeln und 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.
In der Zwischenzeit das Chutney kochen. Dafür wird der Rharbarber fein gewürfelt, ebenso die Schalotte und die Chilischote (ohne Kerne). In einem kleinen Topf das Öl erhitzen und Schalotte und Chili darin anschwitzen. Nach ca. 2 – 3 Minuten den Rharbarber und den Zucker hinzugeben. Warten bis der Zucker geschmolzen ist, dann Balsamico und Salz mit in den Topf geben. Unter Rühren etwa 5 Minuten garen bis der Rharbarber zerfallen ist. Vom Herd nehmen und abkühlen lassen.*
Für die Ravioli den Teig aus dem Kühlschrank nehmen und mit der Pastamaschine dünn auswalzen (bei mir: Stufe 6 von 9). Dann die Teigbahn auf die bemehlte Arbeitsfläche legen und Quadrate mit 6 cm Kantenlänge ausschneiden. Jedes Quadrat einzeln mit etwa 1/2 Teelöffel Chutney belegen und zur Mitte falten, so dass ein Dreieck entsteht. Die Ränder mit Hilfe einer Gabel gut zusammendrücken. Fertige Ravioli können* auf einem bemehlten Brett zwischen gelagert werden.
Wenn alle Ravioli fertig sind, den Ziegenkäse in einen Topf geben und mit etwas Milch glatt rühren. Ich brauche dafür knapp 4 EL Milch – die Menge variiert in Abhängigkeit davon, wie fest der Ziegenkäse ist. So viel Milch hinzugeben bis man eine cremige Sauce hat. Auf kleiner Flamme erhitzen und mit Pfeffer, geriebener Tonkabohne und Zitronenabrieb abschmecken. Die Herdplatte auf die kleinste Stufe stellen, um die Sauce warm zu halten.
Parallel dazu einen möglichst weiten Topf mit Wasser und etwas Salz aufsetzen und erhitzen. Es sollen die ersten, kleinen Bläschen aufsteigen, aber das Wasser soll keinesfalls sprudelnd kochen. In das heiße Wasser die Ravioli setzen. Dabei darauf achten, dass sie nicht aneinander kleben. Die Ravioli gar ziehen lassen (nicht kochen!). Sie sind fertig, wenn sie an die Wasseroberfläche steigen, das dauert etwa 3 Minuten. Dann mit einem Schaumlöffel herausholen und kurz abtropfen lassen.
Ravioli auf der Ziegenkäse-Creme anrichten. Ggfs. mit Petersilie und noch etwas Zitronenabrieb garnieren.
Nachsätze und Links
- Fertiges Rharbarber-Chutney* kann auch heiß in sterilisiere Gläser gegeben werden. Diese dann schließen und auf den Kopf gestellt auskühlen lassen. Hält sich – wenn alles sauber war – so lange bis es angebrochen wurde. Geöffnet dann im Kühlschrank aufbewahren und binnen 14 Tagen verbrauchen.
- Fertige Ravioli können* für spätere Verwendung eingefroren werden. Dazu werden sie zunächst einzeln auf ein Brett gelegt und so in den Tiefkühler gegeben. Sobald sie gefroren sind, können sie in eine verschließbare Dose gegeben werden. Das einzeln einfrieren verhindert, dass sie aneinander kleben. Sollen sie später gekocht werden, werden sie tiefgefroren in das heiße Wasser gegeben.
- Teigreste verarbeite ich zu Nudeln und friere diese entweder ein oder lasse sie einige Tage trocknen bevor sie in einen luftdicht verschlossenen Behälter wandern.
- Auch ohne Pastamaschine ist das Ravioli machen zu bewältigen. Dabei muß man sich nur stets vor Augen halten, was für sexy Oberarme man durch das Ausrollen mit dem Nudelholz erhält. Während der Arbeit sollte auf eine gute Haltung geachtet werden: hüftbreiter Stand, Schultern nach hinten und unten, Bauch- und Pomuskeln anspannen. Und schon spart man sich einen Besuch im Fitnessstudio. ;-)
- Wem die Creme zu schwer ist, der kann auch mehr Milch nehmen und nur ein wenig Ziegenkäse hinein rühren. Dann erwärmen und mit dem Stabmixer aufschäumen. Ein bißchen Sojalecithin (alternativ: Eigelb) hilft zusätzlich, dass der Ziegenkäse-Schaum schöne Bläschen entwickelt. Bei Zweifachzucker gibts eine schöne Erklärung, wie das mit dem Schaum funktioniert.
- Die Füllung macht sich sicherlich auch gut mit Tortellini. Das probiere ich aber mal an einem Tag, an dem ich weniger anderes vorhabe.
Sarah von Leben am Land feiert am 8. Juni ihren ersten Bloggeburtstag und wünscht sich Sommerrezepte. Von mir bekommt sie diese wunderbar sommerlich-leichten Ravioli, die sich perfekt als Vorspeise für das Geburtstagsmenü machen würden. Alles Gute und herzlichen Glückwunsch!