© Universal Pictures - Taylor Kitsch als Alex Hopper und Rihanna als Raikes in Peter Bergs 'Battleship'
Ein Schelm wer Böses denkt, dass ausgerechnet zwei Tage vor dem 100jährigen Jubiläum des Untergangs der Titanic die Verfilmung des Hasbro-Gesellschaftsspieles „Schiffe Versenken“ in den deutschen Kinos anläuft. ‚Hancock‘-Regisseur Peter Berg wagt sich nach den ‚Transformers‘-Filmen und ‚G. I. Joe‘ an die bereits dritte Spielzeugreihe des seit 1923 existierenden Spielwarenherstellers. Nur wurde in ‘Battleship’ die gegnerische Flotte ausgetauscht und durch Aliens ersetzt, die vom fernen Planeten G ein Signal auffangen und der Erde einen Besuch abstatten. So wird aus dem Kriegsspiel ein Science-Fiction Actionspektakel gemacht, welches in seinen besten Minuten zwar an das illustre, kleine zwei-Mann-Spiel erinnert, aber hauptsächlich als Propaganda-Film für die US-Navy und Army funktioniert.
Der Anwerbung von neuen Rekruten unterliegt auch Alex Hopper (Taylor Kitsch), einem Herumtreiber und Taugenichts, der durch seinen Bruder Stone (Alexander Skarsgård) bei der US-Navy landet. Dabei verliebt er sich ausgerechnet in Sam (Brooklyn Decker), die Tochter des Admirals (Liam Neeson), der ihm wenig wohlgesonnen ist. Aber noch bevor Alex und Admiral Shane diesen Konflikt austragen können, finden sie sich schon in einer Situation wieder, die die Welt auf den Kopf stellt. Bei einem internationalen Flottenmanöver im Pazifik wird die Einheit von Alex und seinem Bruder von gigantischen Kampfmaschinen einer außerirdischen Macht angegriffen. Mit taktischem Geschick nimmt die Navy die Herausforderung der gegnerischen Flotte an. Dabei steht nicht weniger auf dem Spiel als die Zukunft des gesamten Planeten.
Taylor Kitsch und Liam Neeson
Wie gut, dass es die US-Armee gibt, die hier alles mobilisiert, was sie zu bieten hat. Da werden aus den größten Tunichtguten Helden gemacht, in deren verkorkstes Leben die Armee natürlich wieder einen ehrenwerten Sinn bringt. Auch Invaliden, die im Krieg bereits Gliedmaßen verloren haben, können durch Ersatzbeine weiterhin ihren Dienst für das Land ausüben. Denn nur so sind sie komplette Menschen, alles andere ist nicht mehr lebenswürdig. Und selbst die Kriegsveteranen, die schon lange aus dem Dienst befreit sind, werden in extremen Situationen reaktiviert. Denn in der US-Army ist man sein Leben lang. Der Film strotzt nur so vor Patriotismus, ist mehr Imagefilm als Spielfilm und könnte auf dieser Ebene in den USA vielleicht sogar funktionieren. Immerhin lockt man mit Hauptdarsteller Taylor Kitsch die weiblichen Heerschaaren in die Kinos, die ihre männliche Begleitung und eventuell zukünftige Rekruten dabei haben und Sängerin Rihanna wird dafür sorgen, dass sich das weitere, nötige Zielpublikum vor der Leinwand versammelt.
Während Taylor Kitsch sich nach ‚John Carter‘ erneut bestmöglich verkauft und einfach nur noch beweisen muss, in seiner Filmwahl bessere Entscheidungen zu treffen, gestaltet sich Rihannas Schauspieldebüt als höchst durchwachsen. Mehr als fünfsekündige One-Liner darf sich nicht von sich geben und das harte Girl, das sie offenbar verkörpern soll, hätte mit einer Schauspielerin wie Michelle Rodriguez, die auf solche Rollen bisher ein Vorrecht hatte, wahrscheinlich sehr viel mehr an Qualität gewonnen. Eine solche schauspielerische Qualität versucht man neben Taylor Kitsch auch durch Liam Neeson zu erreichen. Seine Auftritte sind rar gesät, wahrscheinlich hoch bezahlt, aber auch sehenswert. Die Spannungen, die durch Aufeinandertreffen von Kitschs Alex Hopper und Neesons Admiral Shane entstehen, wirken weitaus bedrohlicher als jede Alien-Attacke. Diese verstecken sich mal wieder hinter möglichst fortgeschritten aussehenden Space-Anzügen, können praktischerweise kein Sonnenlicht vertragen und verwandeln sich, sobald sie ihre Helme abnehmen, in eine furchtbar einfallslos aussehende CGI-Masse.
Rihanna
Wenn man dem Film etwas Gutes abgewinnen möchte, dann sind es tatsächlich die wenigen Sequenzen, in denen man sich mit dem Motiv beschäftigt, auf dem ‚Battleship‘ eigentlich beruhen sollte. Wenn die Flotte der US-Navy auf die außerirdischen Raumschiffe trifft, ist das zumeist ansehnlich in Szene gesetzt. In einem Moment des Filmes sogar so gut, dass die gegnerischen Flotten sich – wie im Spiel – nicht einmal sehen, auch nicht auf dem Radar, so dass man mehr oder minder ins Blinde schießen muss. Gut, dass Kapitän Nagata von den Japanern aber eine kleine Schummelei parat hat, so dass die Menschen doch wieder einen Vorteil ausnutzen können. Für Nagata scheint dass eine Art Wiedergutmachung zu sein, hat er doch noch bei einem Fußballspiel in Pearl Harbour Alex Hopper ins Gesicht getreten. So ist das eben mit den unfairen Japanern, den strahlenden Amerikanern und Pearl Harbour.
‚Battleship‘ darf sich gerne als beste Alien-Invasion des Hasbro-Universums bezeichnen, fehlt es doch an dem undurchschaubarem Hin- und Hergeschiebe von Metallteilen der Autobots und Decepticons in ‚Transformers‘, so dass der Zuschauer weitaus mehr Bilder in sich aufnehmen kann als in den Filmen des Explosionsfanatikers Michael Bay. In Sachen Patriotismus wiederum kann Peter Berg seinem Vorbild das Wasser reichen. Aus gelegentlich im Wind wehenden amerikanischen Flaggen und in den Sonnenuntergang fliegenden Helikoptern wird eine Non-Stop-Werbung für Navy und Army, bei der die Aliens eine untergeordnete Rolle spielen. Seid stolz auf eure Veteranen, macht etwas aus eurem Leben, werdet Soldat oder Soldatin. Das ist der Kern von ‚Battleship‘. Dafür hat Regisseur Peter Berg sein Drehbuch, sein Budget und die Unterhaltung geopfert. Mit 131 Minuten Laufzeit hat er aber immerhin den wohl längsten Werbefilm der Geschichte gedreht.
Denis Sasse
‘Battleship‘