Raum 222

"Morgen haben wir Diff.. Differenzierung. Ich bin in Kunst - Kunstgeschichte. Wohin gehst du?", hatte Jo mich gestern gefragt. "Politik, denke ich.", antwortete ich. "Zusammen mit Lucy! Sie kann dir den Raum für Morgen zeigen."
Nach Englisch sind Jo, Lucy und ich also in die vierte Etage hoch gestiefelt, damit ich Heute, da aber noch Morgen, auch den Weg finden würde. "Raum 304.", sagt Lucy und dreht sich wieder um.
Zum Abschluss fragte ich noch einmal: "Morgen, erste Stunde Politik in Raum 304?" Lucy grinste, "Jaa, genau."
Nun stehe ich hier. Oberstufenschüler sitzen auf den Treppen und sehen mich blöd an.
Aber hier ist es doch, oder? Ich blicke hoch zu der weißen Tafel auf in schwarzen Ziffern 304 steht. Ich bin den Tränen nahe, als ich wieder hinunter zur Klasse, Raum 222, gehe.
"Haben wir nicht Diff.?", frage ich ein Mädchen in College-Jacke. Rica, also Ricarda, heißt sie. "Nein... Heute ist Dienstag. Wir haben jetzt Latein und Französisch.", sie drehte sich um. "Hey, Elly, bring sie mal zu Französisch." Elly kommz gelangweilt, aber extrem arrogant auf mich zu. Sie geht mir ungefähr bis zum Kinn. Sie hat blonde, leicht wellige Haare und blaue Augen. "Im selben Raum wie gestern.", sagt sie nur. "Raum 226?", frage ich. "Ja." Sie geht raus, ohne mir die Tür aufzuhalten und geht ein Klassenzimmer weiter. Zielstrebig steuert sie Kari an. Ich stehe, wieder einmal, nur blöd herum.
Ich gehe zu Alex. Ein breitschultriges Mädchen mit einem tiefen Pferdeschwanz. "Darf ich mich hier hinsetzen?". Ich deute auf den freien Platz neben ihr. "Wenn der noch frei ist.", sagte sie und sieht weg.
Was habe ich ihnen denn getan?
Fünf Minuten später kommen Lucy und Jo in die Klasse. Lucy stutz als sie mich sieht. Dankschön ².
Ich spare aus, dass Elly bei der Gruppenarbeit unsozial ist, das dürfte klar sein. In der Pause fange ich an zu schluchzen.. "Ssschh... Nicht weinen...", tröstet mich Lucy. "Vermisst du deine Schule?" Dankeschön ³. Ich hole tief Luft. "Oder deine Freunde?". Vor meinem inneren Auge tauchen sie auf. Wir stehen auf dem Schulhof und lachen. Ich schluchze wieder.
Englisch ist die reinste Qual. Am Vortag hatte mich Herr S. darauf hingewiesen, dass auch ich mich beteiligen soll. Schniefend sitze ich auf den Stühlen von Lucy und Jo, da es keinen Stuhl mehr für mich gibt.
Die Minuten kriechen dahin. Ich rege mich über das Englisch von Lucy auf. He now that this is wrong.
Früher hätte ich darüber grinsen können (Ich hatte tatsächlich den Reim 'He, she, it "s" muss mit' im Kopf. Außerdem auf unserer Verben-Tabelle 'to know' - wissen), jetzt mache ich mir einfach nur Sorgen. Hier soll ich nach den Sommerferien hingehen? Nie und nimmer!
Die zweite Pause wird nicht viel besser als die erste. "Was macht ihr denn immer so in den Pausen?", fragt Lucy. Versucht sie mich abzulenken oder genießt sie mein schluchzen? Auf einmal komme ich mir so dumm vor. "W- Wir stehen m-meistens nur blöd rum.", bringe ich hervor. "Ah, so wie wir! Du vermisst sie sehr, oder?" Ich beiße in mein Käsebrot. Was sollte ich antworten? Zum Glück werde ich von der Schulglocke erlöst. Ich lasse mich vom Strom treiben, da sich Lucy und Jo untergehakt haben und sich aufgeregt unterhalten. Whuu, hier bin ich willkommen.
Mathe, bei unserer Klassenlehrerin Frau B. Sie ist etwas langsam, aber die netteste Lehrerin die mir je begegnet ist. Zuvor stehe ich in einem Pulk von Mädchen. "Was hast du denn?", fragt mich ein blondes Mädchen. Typ: Belieber. Sie trägt eine College-Jacke und unglaublich viel Make-up. "Nichts.", sage ich unsicher. "Oh, gefällt es dir hier nicht?", fragt Rica. Mir war vorher gar nicht aufgefallen, dass sie die selben College-Jacken tragen. "Doch, ihr seid ja auch alle nett", lüge ich. "Wir sind eh die geilste Klasse ever! 'ne bessere findeste nicht!", sagt Rica und gibt dem blonden Mädchen ein High 5. Wie hieß sie nochmal? Antonia, genannt Toni? Ach, ist ja auch egal.
Gerade als ich mich auf meinen Platz setzen möchte, kommt Frau B. rein. "Na, was ist denn mit dir, Lily?", fragte sie mich ruhig. Ich fühle mich gleich besser. Ich öffne den Mund aber die Belieber schreit schon mit ihrer schrillen Stimme "Der gefällts hier nicht!" - "Moment mal, das habe ich gar nicht gesagt!", verteidige ich mich. Frau B. bedeutet mir, mit ihr raus zu gehen.Sie sagt mir, dass ich gerne nach Hause gehen könne. "Du überlegst dir bis heute Abend einfach, ob du Morgen wieder kommen möchtest, ob du wann anders noch mal kommen möchtest oder ob es nicht die richtige Schule für dich ist, in Ordnung?" Ich nicke dankbar.
"Ich hole jetzt deine Sachen. Neben wem saßt du?", fragt sich mich. "Neben Joana.", antworte ich. Nicht neben Lucy. Wenigstens nicht richtig.
Den ganzen Weg nach Hause weine ich. Aus Erleichterung.


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