Rauchfrei mit "Schmalzlerfranzl" und Co.

Von Urzeit
Ostbayern ist die Heimat des Schnupftabaks. Mit dem Rauchverbot feiert der bayerische "Schmai" sein Comeback.
Landshut/Sinzing (obx - internet-zeitung) - Schnupftabak gehört zu Bayern wie Bier und Brezn. In Zeiten des Rauchverbots erlebt diese wohl älteste Form des Tabak-Genusses eine echte Renaissance. Selbst Promis wie Altkanzler Helmut Schmidt machen öffentlich keinen Hehl aus ihrer Leidenschaft für den "Schmalzler". Sogar im Nichtraucherteil von Edelrestaurants können Anhänger des bayerischen "Schmai" sich die Prise geben, ohne Anstoß zu erregen. Ostbayern ist das Zentrum der weltweiten Schnupftabak-Produktion. Der Weltmarktführer und die älteste Schmalzler-Fabrik Deutschlands sitzen in Niederbayern und der Oberpfalz.
Allein die Hälfte des weltweit rund um den Globus verkauften Schnupftabaks produziert die Firma Pöschl Tabak aus Landshut. "Schmai" aus Niederbayern wird weltweit in über 100 Länder exportiert. Die "Gletscherprise" aus Landshut ist die meistverkaufte Schnupftabakmarke der Welt. Pöschl hat im vergangenen Jahr mit seinen über 700 Mitarbeitern mehr als 380 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet und verzeichnete auch dank Rauchverbot den größten Absatz in der über 100-jährigen Firmengeschichte.
Neben dem Weltmarktführer hat auch der traditionsreichste Schnupftabak-Produzent seinen Sitz in Ostbayern. Die Gebrüder Bernard AG aus Sinzing bei Regensburg produziert seit fast 300 Jahren den berühmten bayerischen Schmalzler. Der "Schmalzlerfranzl" aus Ostbayern gehört zu den ältesten eingetragenen Warenzeichen in Deutschland und ist seit 1894 als Marke geschützt.
Unterschieden werden beim Schnupftabak zwei große Gruppen: Der helle, häufig mit Menthol oder Fruchtaromen versetzte "Snuff" und die dunklen "Brasil-Sorten", zu denen auch der klassische Schmalzler zählt. Seinen Namen bekam der Schmalzler, weil ursprünglich Schweineschmalz verwendet wurde, um das feine Tabakmehl geschmeidig und feucht zu halten. Heute werden geruchlose Öle dafür eingesetzt. Ihre Schnupftabak-Rezepte halten die ostbayerischen Traditionshersteller bis heute streng geheim. Zur Produktion gehört neben der Aromatisierung des Tabaks auch das Fermentieren mit Hilfe von Enzymen und die Lagerung bei bestimmten Temperaturen.
Viele berühmte "Schupfer" haben dem Schmalzler in seiner langen Geschichte zu steigender Beliebtheit verholfen: Friedrich der Große, Kaiser Napoleon oder Admiral Nelson gaben sich die Prise. Die französische Königin Katharina von Medici machte das Schnupfen bei Hofe gesellschaftsfähig, weil es ihrem Sohn geholfen haben soll, seine Migräne zu bekämpfen. Christoph Kolumbus berichtete bereits 1492 von Indianern auf den Bahamas, die sich Portionen gemahlener Tabakblätter in die Nase schoben.
Rund eine Million "Schnupfer" genießen derzeit in Deutschland regelmäßig ihre Prise. Und auch wenn "Schmalzlerfranzl", "Gletscherprise" und Co. den nötigen Kick Nikotin liefern, ist Schnupftabak dennoch weniger schädlich für die Gesundheit als die übliche Zigarette. Eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bestätigt: Es gibt keinen Beweis, dass Schnupftabak Krebs auslösen kann. Wer trotzdem beim Schnupfen in Sachen Gesundheit auf Nummer sicher gehen will, für den gibt es "Schneeberg" - ein tabakfreies Schnupfpulver, das hauptsächlich aus Traubenzucker besteht.