Rauchfrei – Im Gespräch mit Stehpan

Von Sponsili


Mitte Oktober habe ich ein kleines Interview geführt. Mit Stephan, im Internet auch unter den Namen “fischimglas” bekannt. Zu diesen Zeitpunkt war er 40 Tage ohne Zigarette. In dieser Zeit rauchte er über 1.100 Zigaretten nicht und sparte damit fast einen kleinen All-Inclusive Urlaub zusammen, nämlich stattliche 300 Euro. Und weil er nun mehr Zeit vom Tag hat, hatte er Zeit mir meine Fragen zu beantworten:

Seit wann hast du geraucht und wie viele verpafftest du letztendlich und seit wann ist damit Schluss?
“Ich glaube, dass ich irgendwie seit ich 14 war mit Zigaretten zu tun hatte…mal mehr, mal weniger. Aber wie das bei einer Sucht nunmal so ist…die Spirale dreht sich immer zu Ungunsten des Betroffenen. Eine Schachtel hatte mal mehrere Tage gehalten, dann ein paar Tage, dann einen Tag, dann einen halben – früher bin ich immer erschrocken, wenn es heiss, dass jemand 2 Schachteln am Tag raucht, aber sei Dir sicher…das geht einfacher und schneller, als einem lieb sein kann. Ich war am Ende bei gut 2.5 Schachteln am Tag.”

Welche Methode wendest du an oder hast du angewandt?
“Methode…hm, meine Freundin raucht nicht und hat mich rauchender weise mittlerweilen schon 2 Jahre plus ertragen – allerdings oft und viel dagegen gewettert. Irgendwann habe ich ein Video gezeigt bekommen, wo aus einer Stange Kippen der Teer rausgeraucht/kocht/extrahiert wird… und dann war der Ofen aus. Ich habe meine aktuelle Schachtel mit etwa 7 Zigaretten (vorsichtig) zerknüllt und in den Müll geworfen. Die folgenden Stunden waren nunja…seltsam. Schwankende Laune von vorne bis hinten, Unleidigkeit, Elend, alles Scheisse und die Welt ist die Hölle…dabei hatte ich noch ein paar Tage Urlaub und an sich weder Stress noch irgendeine ander Situation, in der ich ‘unbedingt hätte rauchen müssen’.

Ich hatte ja noch die vorsichtig zerknüllte Schachtel Zigaretten im Mülleimer. ‘Hol sie Dir!’ – oh Gott, wie armselig ist das denn, im Müll nach den weggeworfenen Kippen zu stöbern, nein, ich habe es wirklich sein lassen. Hätte nie gedacht, dass das funktioniert, von jetzt auf gleich zu sagen ‘Ne, das war’s dann jetzt mal nach 20 Jahren’. Klingt einfach, ist es auch. Was allerdings schon eine Prüfung für sich ist – es auch sein zu lassen.”

Hämmerts in deinen Kopf nach einer Zigarette? Und was machst du nun zum Ausgleich oder in der Zeit, die du jetzt hast, weil du nicht mehr rauchst?
“Ohje, es hämmert immer mal wieder – nicht die ganze Zeit, aber wenn, dann ist das schon fies. Vermutlich ist es aber eher die Sache im Kopf, die Dir sagt, dass eine Zigarette jetzt alles besser machen würde – das Gemeine daran ist nur…Zigaretten machen gar nichts besser. So weit war ich allerdings noch nicht, als ich gesagt habe, dass ich jetzt nicht mehr rauche. Zum Ausgleich suche ich mir kleinere Arbeiten im Haushalt, beantworte meine Mails, kümmere mich um Dinge, die ich sonst eher vor mir hergeschoben habe oder geniesse die Zeit. Manchmal erledige ich Dinge auch langsamer, die sonst
sehr schnell haben laufen müssen, weil sonst keien Zeit mehr für die Kippe ist. Teuflische Sache das alles.

Einen Ausgleich zum Rauchen habe ich mir gar nicht erst gesucht, oder auch nicht weiter drüber nachgedacht. Ich meine, man kann ja auch kaugummisüchtig werden und sich die Kiefer ruinieren und all sowas…ne, schönen Dank. Zuweilen belohne ich mich mit irgend einer Kleinigkeit, einer neuen App, nem Spiel für die Spielekonsole, irgendsowas. Nix großes. Es war schon teuer genug die letzten Jahre. Habe überlegt, ob ich mir die ‘Endlich Nichtraucher’-Geschichten durchlesen oder hören soll…aber wozu. Kostet und beschäftigt sich viel zu sehr mit dem Thema, von dem man an sich loskommen will…”

Wie schwer fällt es dir in Situationen nicht zu rauchen, in denen du früher geraucht hast?
“Morgens zum Kaffee, in der Arbeit bei Stress, in der Arbeit bei Langeweile, danach, dazwischen, dauernd eigentlich. Immer, wenn ich nicht genau wusste, was ich anstellen sollte – Kippe geht immer. Tja. Ein Raucher versteht das irgendwie…ein Nichtraucher schüttelt nur den Kopf und versteht das alles nicht wirklich.

Und – ja, es fällt schwer. Auch nach 40 Tagen. Die Kollegen rauchen munter weiter, die Freunde teilweise auch, die Familie – naja, was will man machen. Es gibt Momente, da würde ich alles für eine Zigarette tun…ich war auch schon kurz davor loszuziehen und mir einfach wieder eine Schachtel zu holen – aber ich habe beschlossen, dass so langsam mal Schluss mit dem Brainfuck sein muss – erstaunlicherweise bin ich in dieser Hinsicht sehr diszipliniert – ich trinke dafür jetzt immer einen Kaffee mehr. Man muss nicht rauchen um gut drauf zu sein, wenn man Stress hat, schlecht drauf ist, feiern will, Bier oder Kaffee trinkt. Das Verrückte daran ist, dass wenn man sich das mal bewusst macht, stellt man fest, dass man auf einmal erstaunlich viel Zeit hat, die man u.a. sonst an der Kippe hing.”

Danke Stephan, dass du dir die Zeit genommen hast mir meine Fragen zu beantworten!
Wollt ihr mehr über Stephan wissen, besucht ihn doch mal auf seiner Webseite fischimglas.de oder wollt ihr ihn vielleicht verfolgen auf Twitter, dann unter @fischimglas.

  • Veröffentlicht in: Egozentrale
  • Schlagwörter: Interview, Rauchfrei