Das väterliche Rauchen wirkt sich negativ auf die Fertilität aus
Viele Menschen sind nicht bereit, auf den Tabakkonsum zu verzichten – dies obwohl die verschiedenen gesundheitsschädlichen Auswirkungen des Rauchens mittlerweile wissenschaftlich eindeutig bewiesen wurden. Der Zigarettenrauch beinhaltet nicht nur den bekannten Suchtstoff Nikotin, der übrigens eines der stärksten natürlichen Nervengifte ist, sondern auch bis zu 250 weitere überwiegend giftige Bestandteile. Die Vielzahl der Schadstoffe beeinträchtigt besonders die Lunge, das Herzkreislaufsystem und die Blutgefäße.
Bisher galt die größere Aufmerksamkeit der Forschung eher den Folgen des mütterlichen Rauchens, vor und während der Schwangerschaft. Daher möchten wir die Perspektive nun auf die Folgen des männlichen Rauchverhaltens auf die Schwangerschaft richten.
Verringerte Spermienqualität
Auf Grund des bislang geringeren Interesses am väterlichen Rauchverhalten ist den meisten Männern nicht bewusst, dass ihr Zigarettenkonsum nicht sie selbst gefährdet, sondern ebenfalls einen negativen Einfluss auf den Nachwuchs und die Spermienqualität hat. Im August 2014 konnten Forscher der Universität Homburg einen auffälligen Zusammenhang zwischen Rauchen und verminderter Qualität der Samenzellen herstellen. Mit Hilfe eines Abbauproduktes des Nikotins (Cotinin) belegten die Mediziner, dass dieser Schadstoff bis ins Sperma von Rauchern gelangen kann. Die Spermien von Rauchern besitzen im Vergleich zu Nichtrauchern schlechtere Eigenschaften: Eine verringerte Beweglichkeit, geringere Stabilität der Außenhülle sowie verminderte Spermienanzahl.
Beschädigtes Erbmaterial
Bei weiteren Analysen der Spermien von Rauchern fiel eine deutlich veränderte Eiweißkonzentration im Vergleich zu Nichtrauchern auf. Die Eiweiße (Histone und Protamine) sind für die Stabilität und den Schutz der DNA-Erbinformationen in den Samenzellen verantwortlich. Die Homburger Forscher vermuten, dass die Erbinformation in den Samenzellen beschädigt werden kann. Somit ist Rauchen ein Störfaktor für die Entwicklung der Spermien: Abnormale Spermien und chromosomale Auffälligkeiten sind potentiell die Folge. Die Mediziner befürchten, dass diese Veränderungen des Erbguts teilweise eine Ursache für Missbildungen bei Embryos sein können.
Für den Nachwuchs von rauchenden Vätern besteht zudem eine erhöhte Gefahr mit einem geringeren Geburtsgewicht auf die Welt zu kommen. Des Weiteren hat eine Studie von Dr. Svanes der Universität Bergen aus dem Jahr 2012 nachgewiesen, dass das Erkrankungsrisiko für nicht-allergisches Asthma der Kinder durch das männliche Rauchverhalten erhöht wird. Noch nicht eindeutig geklärt ist, inwieweit sich die Qualität der Spermien wieder normalisieren kann, wenn der Zigarettenkonsum eingestellt wurde. Es werden Zeitspannen von etwa zwei Jahren genannt. Nachweisbar ist hingegen: Je länger und mehr Männer geraucht haben, umso mehr Risikofaktoren für ihr zukünftiges Kind sind die Folge.
Verminderte Fruchtbarkeit
Des Weiteren wird langjähriges und starkes Rauchen von einigen Forschern auch mit zusätzlichen Risiken wie beispielsweise Impotenz in Verbindung gebracht. Hierzu erläutern Prof. E. Nieschlag und M. Zitzmann 2004 anhand ihrer Studiendaten, dass das Risiko für Erektionsstörungen bei Rauchern mit intensivem Tabakkonsum höher ist als bei Nichtrauchern.
In einem Vergleich von Paaren in einer Kinderwunschbehandlung zeigten Paare mit männlichen Rauchern eine geringere Erfolgsrate für das Eintreten einer Schwangerschaft (20% gegenüber Nichtrauchern mit 35%). Auch bei einer spontanen Zeugung wird die Fruchtbarkeit von Rauchern beeinträchtigt. Paare, bei welchen mindestens ein Partner raucht, benötigen mehr Versuche und warten länger auf positive Nachrichten.
Um mögliche Gesundheitsschäden für Sie und Ihr zukünftiges Kind zu vermeiden, empfehlen die meisten Reproduktionsmediziner Paaren mit Kinderwunsch den Schritt in ein rauchfreies Leben.
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