ROBIN WOOD und Rettet den Regenwald haben die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis aufgefordert, keine Auszeichnung an Unilever zu verleihen. In einem gemeinsamen Brief an die Stiftung kritisieren die Umweltorganisationen, dass Unilever durch die Verwendung von Palmöl zur Zerstörung von Regenwäldern und zur Verletzung von Menschenrechten beiträgt. Dennoch ist Unilever in diesem Jahr für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie Wirtschaft nominiert. Die Preisverleihung soll am 7. Dezember 2012 bei einer großen Show in Düsseldorf stattfinden.
Unilever ist einer der größten Einzelverbraucher von Palmöl in Europa. Der Konzern verwendet das billige, tropische Pflanzenöl für seine Markenprodukte wie Rama und Knorr. Die ungebremste Expansion der Palmöl-Plantagen hat seit den achtziger Jahren vor allem in Südostasien und Afrika verheerende Folgen: Die letzten Tropenwälder werden kahl geschlagen, das Klima weltweit enorm belastet und Menschen von ihrem Land vertrieben.
An diesem Zerstörungswerk beteiligen sich die Unilever-Zulieferer Wilmar und IOI. Beide sind große Player im Palmöl-Geschäft und in unzählige Landkonflikte verwickelt. So hat Wilmar in Indonesien ganze Dörfer für neue Palmöl-Plantagen zerstört. (http://palmoilleaks.org/) Ein Tochterunternehmen von IOI hat sich in Zentralkalimantan illegal Regenwald und Gemeindefläche angeeignet, um sie in Monokulturen zu verwandeln. (https://www.regenwald.org/aktion/873)
Unilever ist sich der illegalen Methoden seiner Zulieferer bewusst und ändert dennoch nichts an den Geschäftsbeziehungen zu ihnen. Seine KundInnen speist Unilever mit Ökomärchen über seinen angeblich nachhaltigen Palmöl-Einkauf und mit dem Verweis auf das RSPO-Siegel ab. Dieses von der Industrie dominierte Siegel unterbindet jedoch keine Kahlschläge im Tropenwald und erlaubt außerdem den Einsatz hochgiftiger Pestizide.
„Ein Unternehmen täuscht die Verbraucher, wenn es in Werbekampagnen Schlagwörter wie Nachhaltigkeit und Verantwortung benutzt – und gleichzeitig für seine Produkte weiter Raubbau betreiben lässt“, sagte David Vollrath von Rettet den Regenwald. „Mit einer Preisverleihung an Unilever würde die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis Beihilfe zum Greenwashing leisten und ein fatales Signal an andere Unternehmen senden.“
Ziel einer nachhaltigen Unternehmenspolitik muss es sein, die Expansion von Palmöl-Plantagen in den Tropen zu stoppen. „Als Großabnehmer von Palmöl sitzt Unilever an einer Schaltstelle“, sagte Stefanie Hess von ROBIN WOOD. „Durch öffentlichen Druck muss der Konzern dazu bewegt werden, auf Palmöl aus Raubbau zu verzichten. Solange er dies nicht tut, ist ein Nachhaltigkeitspreis ein Hohn für die Opfer dieser verantwortungslosen Konzernpolitik.“
Der Vorsitzende der Jury, Günther Bachmann, hat bereits auf das Schreiben reagiert. Er sehe „keine Veranlassung, das Votum der Jury zurückzunehmen“.