Die britische Zeitung “The Independent” schreibt heute: “Der britische Bestand an Plutonium, eine der gefährlichsten radioaktiven Substanzen und das Element zum Bau von Atombomben, überschreitet bereits die 100 Tonnen und wird vermutlich bis 2020 auf 140 Tonnen steigen und hinzu wird noch infolge einer kürzlichen Entscheidung importiertes Plutonium aus ausländischem Atommüll kommen”. Laut Independent sitzt Großbritannien auf dem größten Bestand an Plutonium weltweit. Angesichts des Ausmaßes der Gefährlichkeit dieses Mülls, mutet die Hilflosigkeit der britischen Regierung bei seiner Beseitigung deprimierend an.
Was macht man als erstes, wenn man etwas getan hat oder beabsichtigt zu tun, bei dem man eine hohes Maß an Verantwortung zeigen, aber in der Realität sein völliges Scheitern dabei zugeben müsste? Man erklärt den ganzen Vorgang zur Geheimsache und vernebelt die Öffentlichkeit mit beschönigenden Teilinformationen. So auch in Großbritannien, statt der von Ministern geforderten Öffentlichkeit sitzen sie jetzt über einem als “geheim” eingestuften Bericht der NDA (Nuclear Decommissioning Authority / Nationale Stillegungsbehörde).
Der Independent spekuliert deshalb, dass in dem Bericht stehen soll, dass die NDA 3 mögliche Optionen zur Beseitigung des Plutoniums in Betracht zieht. Die eine davon ist, dass man das Plutonium in Mox-Brennstäbe mischt und sie in konventionellen Atomreaktoren als Brennstoff einsetzt. Schlecht ist nur, dass man eine nationale Mox-Produktionsstätte in Sellafield wegen exorbitant hohen Kosten im Jahr 2011 geschlossen hat. Ein weiterer Rettungsanker sieht man im kanadischen Candu-Reaktor, der eine einfachere, sprich billigere Form von Mox-Brennstäben verfeuern kann. Ganz so überzeugt ist man von dieser Lösung auch nicht und setzt deshalb die letzte Hoffnung auf den Schnellen Brüter vom Typ Prism GE-Hitachi. Ob dieser Traum der Beseitigung des Plutoniums durch Verbrennung funktionieren wird? Keiner weiß es, die bisherigen Erfahrungen mit dem Schnellen Brüter sind bedrückend. Bereits gebaute Schnelle Brüter sind gestoppt oder wieder geschlossen worden, von dem hoffnungsbeladenen Prism-Reaktor gibt es bisher nur Prototypen. Die Kosten sind exorbitant und verweisen die Mär von der billigen Atomkraft endgültig in das Reich der Träume.
Die Wissenschaftszeitschrift Spektrum schrieb dazu 2012 unter dem Titel “Vergrabt endlich das Plutonium” in einem Artikel: “Großbritannien wäre daher ideal geeignet, um diesbezüglich voranzuschreiten. Das Land besitzt den weltweit größten zivilen Vorrat an Plutonium und erlebte das Versagen der MOX-Produktion. Es sollte deshalb eine internationale Führungsrolle einnehmen und geeignete Endlagerungstechniken wissenschaftlich entwickeln, ein Pilotprojekt aufbauen und schließlich groß angelegt durchführen. Es wird endlich Zeit, dass wir Plutonium als das betrachten, was es zweifellos ist: eine gefährliche Waffe."
Was nun britische Regierung? Vermutlich schiebt sie das Problem hin und her und wird sich dann der billigsten Lösung zuwenden, falls es eine solche überhaupt gibt. Aber letztendlich sind es nicht nur die Briten, die dieses Problem haben, Russland, USA und auch die andern Länder, die inzwischen die Atombombe haben sitzen auf dem gefährlichen Stoff. Ob sie wissen, was sie tun?
Informationsquelle
Revealed: UK Government's radical plan to ‘burn up’ UK’s mountain of plutonium – Independent
Das Weltgifterbe – Die Zeit
Atomkraftwerke der Zukunft - Unwirtschaftlich, unzuverlässig, gefährlich –Süddeutsche Zeitung