Seit Tagen strömt eine Protestflut durch Internetseiten, schwer in der Rassismuskritik stehen bekannte Schauspieler, große Theater, prominente Regisseure. Es geht um Vorurteile, schlechte Nachrede, Geschichte und Gegenwart. In einem Originalgespräch klärt PPQ, warum der Vorwurf des Rassismus nicht so leicht abzutun ist: Weißen-Aktivist Horscht Blümel zum Streit über eine Inszenierung der "Company Corroboration" aus Heidelberg.
PPQ: Herr Blümel, eine Inszenierung "Company Corroboration“ ist in die Kritik geraten, weil jede Menge weiße Menschen dabei von weiß geschminkten schwarzen Menschen dargestellt werden. Das Stück "Afrikanischer Gummistiefel-Tanz " wurde allerdings schon 2006 aufgeführt – und nie gab es weiße Schauspieler. Warum haut man gerade auf die Macher ein?
Horsch Blümel: Das Company ist durch das Internet, in dem Bilder abgebildet sind, in den Fokus geraten. Die Aufmachung der Fotos legt es nahe, den Bogen zur Whiteface-Tradition zu ziehen. Aus Anlass der Sternsingerrundgänge, bei denen auch hautfarbenverfälschend agiert wird, hatten wir aber ohnehin vor, zu diesem Thema "Whiteface" eine Erklärung herauszugeben.
PPQ: Was genau ist denn jetzt rassistisch am "Whitefacing"?
Horsch Blümel: Whiteface entstand Ende des 19. Jahrhunderts in den Voodoo-Shows auf Haiti. Da wurde dem meist schwarzen Publikum das Klischee des steifen, aber immer sauflustigen, herrischen Weißen präsentiert. Unabhängig von diesem Hintergrund ist Whiteface aber auch hierzulande kein legitimes Stilmittel. Hier fungiert es als rassistisches Ausgrenzungstool, um weiße Schauspieler von deutschen Bühnen fernzuhalten. Zumal umgekehrt argumentiert wird, für weiße Schauspieler gebe es zu wenig Rollen. Außerdem fühlen sich viele weiße Menschen durch den Anblick einer solchen Maskerade diffamiert. Weiße Menschen sind genauso divers wie alle anderen auch. Natürlich habe ich nicht den Anspruch, für alle weißen Menschen in Deutschland zu sprechen. Das tue ich in erster Linie im Namen unseres Vereins Initiative Weiße Menschen in Deutschland (IWD).
PPQ: Ist die harsche Kritik nicht eine Überreaktion?
Horsch Blümel: Rassistisches Handeln ist immer davon abhängig, wie es bei den Betroffenen ankommt. Man ist in Deutschland schnell dabei, die Befindlichkeiten weißer Menschen abzuwiegeln und Rassismus in die USA zu verorten. Statt auf die Kritik einzugehen und mit den Menschen zu sprechen, wird darauf verwiesen, dass diese "Technik" in Deutschland keine rassistische Tradition habe und damit auch nicht rassistisch sein könne. Wo der Rassismus aufhört, ist aber objektiv nicht definierbar. Das können nur Menschen empfinden, die Rassismuserfahrungen machen müssen. Das ist, wie wenn ich als Mann sagen würde: Ich bin nicht sexistisch, deshalb darf mir keine Frau Sexismus vorwerfen.
PPQ: Die Macher des Gummistiefeltanzes, die Maskenbildner, die Gummistiefelhersteller - alle haben in Statements betont, dass sie keine rassistischen Absichten hatten, und verweisen auf den Inhalt des Tanzes. Da geht es um Regen, unabhängig von der Hautfarbe. Auf die Kritik an der Whiteface-Praxis gehen sie aber nicht ein. Wie erklären Sie sich das?
Horsch Blümel: Weil sie sich damit auch nicht auseinandersetzen müssen. Ich bin nicht rassistisch, ich meinte das nicht rassistisch - also ist es nicht rassistisch. Die Tanzgruppenleitung vertritt ja den Standpunkt, die Bürger und die Kunst dürften nicht gezwungen werden, eine Rassismusdefinition anzunehmen, die von einer Gruppe im Internet als allgemeingültig behauptet wird. Wenn aber Betroffene sagen, dass sie etwas als rassistisch empfinden, muss die Mehrheitsgesellschaft diese Gefühle anerkennen. Stattdessen gibt es dieses Festhalten an der Definitionsmacht.
PPQ: Denken Sie, der Zuschauer wird durch dieses Theaterstück für das Problem des alltäglichen Rassismus sensibilisiert?
Horsch Blümel: Wenn man sich die Posts der Leute im Internet anschaut, scheint das leider nicht der Fall zu sein. Unsere Kritik, wie hier mit dem Thema Rassismus umgegangen wird, thematisiert da niemand. Trotzdem hoffe ich natürlich, dass die Leute anfangen nachzudenken und sich fragen: Warum tanzen diese Rollen eigentlich kein weiße Schauspieler?
PPQ: Herr Blümel, eine Inszenierung "Company Corroboration“ ist in die Kritik geraten, weil jede Menge weiße Menschen dabei von weiß geschminkten schwarzen Menschen dargestellt werden. Das Stück "Afrikanischer Gummistiefel-Tanz " wurde allerdings schon 2006 aufgeführt – und nie gab es weiße Schauspieler. Warum haut man gerade auf die Macher ein?
Horsch Blümel: Das Company ist durch das Internet, in dem Bilder abgebildet sind, in den Fokus geraten. Die Aufmachung der Fotos legt es nahe, den Bogen zur Whiteface-Tradition zu ziehen. Aus Anlass der Sternsingerrundgänge, bei denen auch hautfarbenverfälschend agiert wird, hatten wir aber ohnehin vor, zu diesem Thema "Whiteface" eine Erklärung herauszugeben.
PPQ: Was genau ist denn jetzt rassistisch am "Whitefacing"?
Horsch Blümel: Whiteface entstand Ende des 19. Jahrhunderts in den Voodoo-Shows auf Haiti. Da wurde dem meist schwarzen Publikum das Klischee des steifen, aber immer sauflustigen, herrischen Weißen präsentiert. Unabhängig von diesem Hintergrund ist Whiteface aber auch hierzulande kein legitimes Stilmittel. Hier fungiert es als rassistisches Ausgrenzungstool, um weiße Schauspieler von deutschen Bühnen fernzuhalten. Zumal umgekehrt argumentiert wird, für weiße Schauspieler gebe es zu wenig Rollen. Außerdem fühlen sich viele weiße Menschen durch den Anblick einer solchen Maskerade diffamiert. Weiße Menschen sind genauso divers wie alle anderen auch. Natürlich habe ich nicht den Anspruch, für alle weißen Menschen in Deutschland zu sprechen. Das tue ich in erster Linie im Namen unseres Vereins Initiative Weiße Menschen in Deutschland (IWD).
PPQ: Ist die harsche Kritik nicht eine Überreaktion?
Horsch Blümel: Rassistisches Handeln ist immer davon abhängig, wie es bei den Betroffenen ankommt. Man ist in Deutschland schnell dabei, die Befindlichkeiten weißer Menschen abzuwiegeln und Rassismus in die USA zu verorten. Statt auf die Kritik einzugehen und mit den Menschen zu sprechen, wird darauf verwiesen, dass diese "Technik" in Deutschland keine rassistische Tradition habe und damit auch nicht rassistisch sein könne. Wo der Rassismus aufhört, ist aber objektiv nicht definierbar. Das können nur Menschen empfinden, die Rassismuserfahrungen machen müssen. Das ist, wie wenn ich als Mann sagen würde: Ich bin nicht sexistisch, deshalb darf mir keine Frau Sexismus vorwerfen.
PPQ: Die Macher des Gummistiefeltanzes, die Maskenbildner, die Gummistiefelhersteller - alle haben in Statements betont, dass sie keine rassistischen Absichten hatten, und verweisen auf den Inhalt des Tanzes. Da geht es um Regen, unabhängig von der Hautfarbe. Auf die Kritik an der Whiteface-Praxis gehen sie aber nicht ein. Wie erklären Sie sich das?
Horsch Blümel: Weil sie sich damit auch nicht auseinandersetzen müssen. Ich bin nicht rassistisch, ich meinte das nicht rassistisch - also ist es nicht rassistisch. Die Tanzgruppenleitung vertritt ja den Standpunkt, die Bürger und die Kunst dürften nicht gezwungen werden, eine Rassismusdefinition anzunehmen, die von einer Gruppe im Internet als allgemeingültig behauptet wird. Wenn aber Betroffene sagen, dass sie etwas als rassistisch empfinden, muss die Mehrheitsgesellschaft diese Gefühle anerkennen. Stattdessen gibt es dieses Festhalten an der Definitionsmacht.
PPQ: Denken Sie, der Zuschauer wird durch dieses Theaterstück für das Problem des alltäglichen Rassismus sensibilisiert?
Horsch Blümel: Wenn man sich die Posts der Leute im Internet anschaut, scheint das leider nicht der Fall zu sein. Unsere Kritik, wie hier mit dem Thema Rassismus umgegangen wird, thematisiert da niemand. Trotzdem hoffe ich natürlich, dass die Leute anfangen nachzudenken und sich fragen: Warum tanzen diese Rollen eigentlich kein weiße Schauspieler?