Hallo liebe Freundinnen und Freunde der Regenbogenkombüse,
konnten Sie das herrliche Sommerwetter, was endlich einmal über das ganze Wochenende angehalten hat, genießen? Haben Sie auch viel Zeit draußen verbracht? Die langen, klaren und hellen Tage, dies uns jetzt beschert sind, voll ausgenutzt?
Im Dschungel, dem gewaltigen Gartendschungel….
Bei uns hier im Odenwald haben wir allerdings nach dem Motto “Erst die Arbeit, dann das Vergnügen” verfahren. Denn es war endlich an der Zeit und am Wetter (!), sich ausgiebig dem heimischen Gartendschungel zu widmen. Durch das nasse Frühjahr und den wenig sommerlichen Frühsommer ist alles Grün in schwindelnde Höhen geschossen. Weil ein Teil der gepflasterten Gartenwege zusehends zuwucherten und wir u.a. die hintere Garagentür nur noch erreichten, indem wir uns wie Kriminelle, die das Licht und die Entdeckung scheuen, an der Hausmauer entlang pressten, war der Einsatz der Heckenschere gefragt. Weil die Menge an Grünschnitt, die sich dabei ergab, die Kapazität unserer beiden Biotonnen überforderte, verfrachtete der LEM das Eibengrün und ein paar Heckenschnittreste, die noch vom März übrig geblieben waren, kurzerhand auf den Anhänger und fuhr damit zur Grünschnittdeponie.
Ich entdecke ein bourgoise Passion: Das Rasenmähen
Ich habe mich derweil meiner neuen Lieblingsbeschäftigung im Garten gewidmet: Dem Rasenmähen!
Ich bin mir ganz sicher, dass mich nach dieser Aussage jetzt viele für komplett bescheuert halten. Bitte, lassen Sie Ihren Gefühlen diesbezüglich vollen Lauf, ich kann Sie ja verstehen. Wenn ich 10 Nachbarn aus meiner Straße fragen würden, ob sie Rasenmähen lieben, werden mindestens 9 1/2 davon energisch genau das Gegenteil behaupten. Selbst die, die den Luxus eines Aufsitzrasenmäher besitzen, stöhnen meist, wenn es am Wochenende wieder soweit ist, dass sie ihre Runden in Grasgrün drehen müssen.
Ich litt lange Jahre an einem Rasenmäh-Mangelzustand
Vielleicht ist meine plötzliche Passion für das Rasenmähe durch eine gut 50 Jahre währende Abstinenz zu erklären. Als Kind verbrachte ich den Großteil meiner Wochenenden und Schulferien im Emsland, wo meine Eltern ein Miniferienhaus mit zwar einer großen Terrasse und einem komfortablen Unterstand für ihren Wohnwagen, jedoch mit einem winzigen Rasenstück besaßen. Die im Schatten zum Nachbar-Miniferienhaus liegende und von Kaninchen untergrabene Rasenfläche hätte man gut und gern mit der Nagelschere kürzen können. Was mein Vater wahrscheinlich auch getan hat … Ich kann mich nicht erinnern, dass wir einen Rasenmäher besaßen.
Als wir unser erstes (Reihen-) Haus in der Nähe von Freiburg planten, war schnell klar, dass die Gartenfläche, die bei anderen Leuten als Rasenfläche genutzt, bei uns zu einem Teich umfunktioniert würde. Gesagt, getan. Noch heute dreht dort ein Schwarm von Goldfischen unter der lieblichen Sonne des Breisgaus und mit Blick auf die Reben seine Runden.
In Machern bei Leipzig wohnten wir im 3. Stock eines Mehrfamilienhauses. Als Freiluftfläche diente ein Balkon, unter dem an schönen Sommertagen ein mehr oder minder musikalischer Nachbar auf seinem Balkon saß und auf der E-Gitarre klimperte. Da sein Repertoire lediglich aus 2 Liedern bestand und er meistens schon beim dritten Akkord voll daneben griff, nutzen wir den Balkon nur, wenn die unteren Nachbarn außer Haus waren. Wir widersetzten uns 3 1/2 Jahre lang hartnäckig dem Trend, den Balkon mit künstlichem Rasengrün zu belegen, was damals gerade total “en vogue” war.
Rasen im Odenwald – ein heikles Thema
Hier im Odenwald fand uns ein Haus, das mit einer teilweise bis zu 4 Meter hohen Tannenhecke umgeben war. Als meine Mutter zum ersten Mal zu Besuch war, plagte sie die Angst, dass ich wie Dornröschen in meinem zugewucherten Schloss säße und niemand zu mir durchkäme. In den ersten beiden Sommern saß ich selbst an den “Hundstagen” mit einer Jacke im Garten, weil die Tannenhecke sowie 3 hohe Birken, eine Zeder, eine Linde und mehrere ebenfalls hoch aufragende Kiefern kaum einen Sonnenstrahl zu mir durchließen. Der einstige Rasen, der von den Erbauern des Hauses angelegt worden war, war total vermoost und mit Wurzeln überzogen. Rasenmähen war deshalb höchstens einmal im Jahr notwendig und zwar dann, wenn der Löwenzahn zu hoch wucherte.
Nach 3 Jahren machten wir dann, was den Garten betraf, “tabula rasa” und lernten endlich die Nachbarn kennen!
Der Garten im Frühjahr 2012.
Doch auch im neu gestaltenen Garten macht sich das, was wir als Rasen bezeichnen, “rar”. Zum einen, weil wir vor gut 10 Jahren noch immer den “so-wenig-Rasen-wie-möglich-Standpunkt” vertraten. Zum anderen, weil unser Haus und Grundstück quasi in den Hang eingegraben wurden und somit eine terrassenförmige Gestaltung notwendig ist. Nachdem wir Pflasterflächen, (natürlich wieder) einen Gartenteich und Böschungen angelegt hatten, blieb eine kleine Fläche übrig, die wir mit Rollrasen bestückten. Seitdem kämpfen wir mit dem Löwenzahn, der danach trachtet, nicht nur die Odenwälder Streuobst- und Kuhweidewiesen, sondern auch unsere Rasenfläche zu besiedeln.
Gemäht wurde dieses Stück “Löwenzahn-und-Rasengrün” die letzten Jahre mit dem alten Elektrorasenmäher, den der Vorbesitzer des Hauses zurückgelassen hatte. Der Aufwand war jedesmal immens: Der Rasenmäher musste aus der Garage über mehrere Stufen zwei Gartenetagen hinauf zum wartenden Grün gewuchtet werden. Kilometerlange Kabel mussten ausgerollt werden. Dann mähte der LEM laut scheppernd nichtmals 10 Minuten, bis auch der Löwenzahn wieder schon grün gekürzt aussah.
Ich gebe zu, dass mich diese Art von Gartenarbeit bis jetzt überfordert hat. Ich kann zwar, ohne schlapp zu machen, einen Pizzateig 15 Minuten kneten oder Eiweiß mit dem Schneebesen von Hand steif schlagen, aber der wuchtige und schwere Rasenmäher von anno dazumal und die vielen Stufen haben mich stets überfordert.
Mein neues Lieblingsspielzeug
Dann las ich unlängst in diesem Blogbeitrag, wie wunderbar es sich mit einem Handrasenmäher, der weder von Strom noch Benzin, sondern, wie der Name schon sagt, lediglich von Hand angetrieben bzw. geschoben wird, mähen lässt. Ich war fest entschlossen, die Sache Rasen nun selbst in die Hand zunehmen und nach einem neuen Rasenmäher Ausschau zu halten. Beim LEM, der in Sachen Rasenmähen noch immer ein Kindheitstrauma verarbeitet, lief ich offene Türe ein.
Weil wir der festen Überzeugung sind, dass nicht alle Anschaffungen neu sein müssen, hielten wir bei den Ebay Kleinanzeigen Ausschau und fanden zu nicht einmal der Hälfte des Neupreises dieses Schmuckstück:
Mein derzeitiiges Lieblingsspielzeug.
Bei diesem Spindelmäher dreht sich die mit Messern besetzte Walze an dem feststehenden Gegenmesser vorbei, wobei jeder Grashalm erfasst und ohne Mühe abgeschniten wird. Weil die Messerwalze und die Untermesser so konstruiert sind, dass sie sich nicht berühren, geht das Schieben und damit Mähen kinderleicht vonstatten.
Im Gegensatz zu anderen Benzin- oder Stromrasenmähern flüstert mein neuer Handrasenmäher lediglich, sodass die Nachbarn sich beim Nachmittagskaffee oder bei der Siesta auf der Terrasse nicht gestört fühlen. Alles in allem wiegt mein neues Lieblingsspielzeug keine 10 Kilogramm, sodass auch ich in der Lage bin, ihn mühelos die Treppen hinauf zur Rasenfläche zu tragen. Zum Mäher gehört noch ein Auffangkorb, den ich allerdings nicht nutze, sondern den Mulch auf der Rasenfläche als natürlichen Dünger liegen lasse.
Jetzt müssen sich nur noch die rasenkahlen Stellen, die sich nach dem großzügigen Ausstechen des Löwenzahns ergeben haben, wieder mit Grün füllen und mein Rasentraum ist perfekt. Und der LEM freut sich, weil er das als lästig empfundene Rasenmähen an mich deligieren kann. Rasenmäher gut, alles gut?!
Ihre Heike Kügler-Anger