Rant: Von blutenden Herzen und Geheimprojekten


Ehe ich in medias res gehe, möchte ich zunächst ein Geständnis ablegen: Ich mag Facebook! Von manchen wird dieser Dienst ja heftig kritisiert (teilweise auch begründet) oder sogar verteufelt. Für mich als Blogger ist Facebook hingegen eine tolle Sache, denn es hat mir geholfen, meinen Blog bekannter zu machen. Dank FB kann ich die Kunde über neue Artikel optimal verbreiten und mit Lesern unkompliziert kommunizieren. Und nicht zuletzt haben sich via Facebook in den letzten Jahren eine ganze Reihe interessanter Kontakte ergeben. Kurzum: Ich will Facebook (Link zum meiner FB-Seite) inzwischen wirklich nicht mehr missen.
Rant: Von blutenden Herzen und GeheimprojektenNachdem dies gesagt ist, komme ich nun endlich zum eigentlichen Kern. Ich poste bei FB nicht nur selbst Einträge, sondern schaue natürlich auch, was andere Leute da so schreiben. Und dabei sind mir in der letzten Zeit zwei Dinge aufgefallen, die ich mittlerweile schlicht nicht mehr lesen will, weil sie mich einfach nur noch aufregen.
Da wären zum einen die "Geheimprojekt-Posts". Die lauten in etwa so: "Ich hatte heute ein total wichtiges Treffen mit total wichtigen Leuten für ein total wichtiges Geheimprojekt, an dem ich arbeite. Das Treffen war toll und es haben sich total wichtige Dinge für das Geheimprojekt ergeben. Ich würde euch gerne mehr über die Sache erzählen, aber das geht im Moment noch nicht, weil das Projekt noch total geheim ist. Ich denke, ihr habt dafür Verständnis *Smiley*. Seid gespannt..."
Scheiße, nein, ich habe dafür kein Verständnis! Und ich bin auch nicht gespannt! Warum sollte ich es sein? Warum sollte ich irgendeinen Geheimniskrämer auch noch dafür belohnen, dass er/sie mir wertvolle Zeit stiehlt, nur um mir zu erzählen, dass sie/er eigentlich überhaupt nichts zu sagen hat? Was nützt mir diese Nicht-Information, dass es da irgendein geheimes Projekt gibt, von dem ich außer seiner Existenz noch nichts wissen darf? Gar nichts! "Ich weiß etwas, was Du nicht weißt" ist ein Spiel für Kleinkinder oder vielleicht noch Grundschüler. Aber unter Erwachsenen ist solch ein Verhalten meiner Meinung nach einfach nur Ausdruck einer geradezu infantilen Egozentrik. Wie käme es wohl bei euch als meinen Lesern an, wenn ich folgenden Text online bringen würde: "Es gibt da diesen Film, dessen Titel ich euch aber nicht nennen darf. Und er ist mit Schauspielern besetzt, deren Namen zu enthüllen mir aber noch nicht möglich ist. Er hat einen wirklich interessanten Plot, doch aktuell kann ich nicht über ihn zu sprechen. Und natürlich habe ich auch eine Meinung zu dem Film. Doch die ist noch geheim. Ich hoffe, ihr habt dafür Verständnis, dass ich nicht genauer werden kann. Seid gespannt. *Smiley*" Ein gewisser Teil von euch würde sich vielleicht denken, dass ich mir einen Spaß erlaube. Der überwiegende Teil käme sich aber wahrscheinlich verarscht vor. Und dies völlig zu Recht. Solche Geheimniskrämer-Posts sind nicht nur überflüssig, sondern erzeugen einfach nur Frust und schlechte Laune. Aber offenbar ist dies den Leuten, die solch einen Blödsinn verzapfen, schlichtweg egal.
Das andere, was ich nicht mehr lesen will, sind Posts, in denen das Wort "Herzblut" vorkommt. "Das ist mein neues Herzblut-Projekt", "Da wurde wirklich Herzblut reingesteckt", "Der Roman wurde mit Herzblut geschrieben", "Dieses Hörspiel ist eine Herzblut-Produktion" usw. Man kommt sich langsam vor wie in einem Splatter-Film. Oder wie auf einem überfüllten Marktplatz, auf dem vor wenigen Sekunden ein Sprengsatz detoniert ist: Überall trieft es nur so vor Blut. Nun ist die Herzblut-Redewendung nicht neu, denn es gab das Wort "Herzeblut" auch schon im Mittelhochdeutschen. Doch im Moment wird dieser Begriff einfach derart inflationär verwendet, dass er mir zu den Ohren rauskommt. Natürlich darf jeder gerne betonen, wie wichtig ihm oder ihr ein Projekt ist. Doch muss man dafür ausgerechnet diese ausgeleierte Phrase verwenden? Und überhaupt: Ich möchte einmal den Kreativen erleben, der vor der Veröffentlichung eines neuen Werkes sagt: "Das Ding ist mir eigentlich völlig egal. Ich habe da einfach nur der Kohle wegen irgendeinen Plot hingerotzt, und der Verlag/das Label usw. war so tatsächlich so dumm, das Manuskript auch noch abzunehmen." Aber so viel Ehrlichkeit ist nun einmal schlecht fürs Geschäft. Da sagt man dann doch lieber, man habe Herzblut in die Sache gesteckt. Hoffentlich bedenken alle diese Herzblut-Spender, dass mit Blutverlust und Verletzungen am Herzen nicht zu spaßen ist. Im Gegenteil, es besteht durchaus Lebensgefahr, wenn man es übertreibt mit dem Abzapfen von Herzblut. Wir wollen ja nicht, dass sich jemand für seine/ihre Kunst umbringt. Dann müsste nämlich jemand kommen, der das ganze Herzblut aufwischt, das da vergossen wurde. Ein Job, um den einen niemand beneidet.
Also, Leute: Bleibt mit den Skalpellen von eurem Herzen und den Arterien weg. Und schreibt nicht immer solche pseudo-kryptischen Posts, mit denen ihr einfach nur um Aufmerksamkeit bettelt. Als euer Leser habe ich mehr Achtung und Respekt verdient.

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