Ausstellungsbeschreibung
In einer entwurzelten Zeit, in der sich der Mensch zunehmend sich selbst und seinen Bedürfnissen entrissen fühlt, wächst immer auch die Sehnsucht nach einer regionalen Identität, nach Heimat. Dass diese manchmal da auftaucht, wo sie gar nicht erwartet wird, ist schlichtweg seltsam. So kann im Konkreten ein Ort zur Heimat werden, ferner aber auch eine Gruppe, ein Mensch oder eine Erinnerung.
Sebastian Gündel beschäftigt sich in Randzone mit dem Begriff der Heimat am Fallbeispiel Altmark. Erste Ergebnisse seiner fotografischen Betrachtungen präsentierte er bereits im Juli 2012 im Zuge seines Studienabschlusses an der FH Hannover. Daraus erwuchs die Idee eines Langzeitprojektes, das nach eigener Aussage auf 4‒5 Jahre angelegt ist. Die hier gezeigten Arbeiten können daher lediglich eine Auswahl des umfassenden Werkes sichtbar machen, das weniger fotojournalistisch ist, als es noch in dem Buchprojekt „Augenblicke lebenslang – Lebensgeschichten aus der Altmark“ (2011) der Fall war. Vielmehr steht nun die individuelle Suche nach einer regionalen Identität und die Übersetzung dieses Gefühls in eine adäquate Bildsprache im Mittelpunkt. Zwischen Elbe und ehemaliger innerdeutscher Grenze traf der Fotograf auf eine Weite, in der er sich nicht verloren, sondern aufgehoben findet. Sowohl in der Landschaft, als auch in der Liebenswürdigkeit der Altmärker, einem rauherzlichen Menschschlag, dem er sich respektvoll annäherte.
Wie viele andere deutsche Landstriche auch, war und ist die Altmark gesellschaftlichen und ökonomischen Veränderungen unterworfen, die durch Schlagwörter wie „Arbeitslosigkeit“, „Abwanderung“ und „Perspektivlosigkeit“ charakterisiert sind. Seit 2009 baut das Land Sachsen-Anhalt die Region zur Bioenergie-Region um. Jedoch identifizieren sich die Altmark-Bewohner stärker mit der Landschaft, dem Dorfleben, der Bewirtschaftung ihrer Höfe und Gärten sowie mit erhaltenen Traditionen. Der Fokus der im Frühjahr 2012 entstandenen Aufnahmen liegt dementsprechend nicht so sehr im Aufzeigen und Dokumentieren von Missständen. Stattdessen schafft Sebastian Gündel mit seinen Fotografien einen Ort namens „Heimat“, der vielleicht größer ist als ein Landstrich, ein Land, eine Welt – weil er innen liegt.
Katja Dannowski
Quelle: bautzner 69
- Website des Fotografen Sebastian Gündel
Wann und wo
Ausstellungs- und Projektraum bautzner 69
Bautzner Straße 69
01099 Dresden
13. April bis 11. Mai 2013