Ramadan – Meine Freundin Rahaf und ich fasten ab heute gemeinsam

Von Jacqueline Jane Bartels @by_JJ_Bartels

6. JUNI BIS 4. JULI 2016

Einen gesegneten Ramadan-Monat!

Meine Freundin Rahaf und ihre drei Kinder verbringen gerade ihre Ferien bei mir in Bodrum. Unmittelbar bevor ich sie mit dem Auto aus Istanbul abholte, schrieb sie mir per P.N.: “JayJay, in zwei Tagen beginnt für mich der Fastenmonat Ramadan. Ist das ein Problem für dich?” Spontan antworte ich ihr: “Nein! Wir fasten gemeinsam.” Auf der Fahrt von Istanbul nach Bodrum hatte ich dann doch viele Fragen an Rahaf rund um die Fastenzeit und das, obwohl ich bereits seit 2,5 Jahren in der Türkei lebe. Für gläubige Muslime ist das Fasten im Ramadan eine religiöse Pflicht – er gehört zu den fünf Säulen des Islam. Allerdings: an der türkischen Ägäis in Bodrum fällt die Fastenzeit vor allem in die Zeit, wenn Touristen hier ihre Ferien verbringen. Für viele Hotel-Angestellte ist es nahezu unmöglich Ramadan zu halten. Nur wenige türkische Angestellte können bei der körperlich anstrengenden Arbeit dem Ramadan folgen. Das gilt übrigens auch für Sportler.

Fußball und Ramadan 2016

In diesem Jahr fällt der Ramadan in die Zeit der Fußball-Europaweltmeisterschaft (10. Juni bis 10. Juli). Muslimische Spieler müssen, laut Pressemitteilung des Deutschen Fußball Verbands (DFB), selbst entscheiden, ob sie während dieser Zeit fasten.

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland und der DFB haben sich schon vor sechs Jahren zum Thema Fußball und Fasten Gedanken gemacht. Während der WM 2014 in Brasilien war das Fastenbrechen für Profisportler erlaubt, ist in der DFB-Miteilung zu lesen. Für Nationalspieler Mesut Özil ist es demnach bei intensiven Trainingseinheiten und Spielen unmöglich zu fasten, wenn das Wetter im Sommer warm ist.

Ramadan: Von vier Uhr (Türkei) und fünf Uhr (Europa) mit Beginn des Sonnenaufgangs darf keine Mahlzeit und auch kein Wasser mehr zu sich genommen werden.

Hier die wichtigsten Informationen rund um den Ramadan, denn weltweit verzichten ab heute Morgen um 5 Uhr rund 1,6 Milliarden Muslime von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang auf Essen und Trinken!

Die wichtigsten Regeln im Ramadan

  • Muslime sollen im Ramadan fasten, mehr beten und für wohltätige Zwecke spenden.
  • Ausgenommen davon sind Reisende, Kinder, Altersschwache, Kranke und Schwangere.
  • Menschen mit einer anstrengenden Arbeit müssen während des Ramadan nicht fasten.
  • Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang ist Essen und Trinken komplett untersagt (von ca. 5 Uhr bis 21 Uhr).
  • Rauchen und Kaugummi kauen ist tagsüber verboten.
  • Sex ist verboten. Ehepaare dürfen sich aber umarmen oder küssen.
  • Menschen, die nicht während des Ramadans fasten können, sollen das Fasten zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.
  • Handelt es sich um einen chronisch kranken Menschen, der das Fasten nicht nachholen kann, so muss dieser an Arme und Bedürftige spenden.
  • Ehelicher Geschlechtsverkehr ist tagsüber verboten. Küssen ist nicht unbedingt verboten.
  • Wer absichtlich sein Pflichtfasten ohne einen Grund bricht, muss 61 Tage nachfasten.

Wann beginnt und endet der heilige Fastenmonat Ramadan 2016?

Der Neumond am Himmel markiert den Beginn des Fastenmonat Ramadan.

Die Frage nach dem Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan sorgt bei den Gläubigen immer wieder für Verwirrungen.

Der Fastenmonat Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Mondkalender. Der Beginn eines Mondmonats ist der Neumond. Ist die erste Sichel des neuen Mondes am Himmel zu sehen, beginnt traditionell der Ramadan. Das Datum wird deshalb häufig auch als “Geburt des neuen Mondes” bezeichnet.

Doch wegen des Mondzyklus verschiebt sich jedes Jahr der Fastenmonat um zehn bzw. elf Tage pro Jahr und durchschreitet im Laufe der Jahre sämtliche Jahreszeiten.

Daneben können Beginn und Ende des Ramadan in den verschiedenen arabischen Ländern um einen Tag variieren. Schon aufgrund der geographischen Lage sind Abweichungen von einem oder sogar zwei Tagen möglich. Ebenso macht es einen Unterschied, ob der Neumond mittels traditioneller Himmelsbeobachtung per Auge gesichtet oder durch astronomische Berechnungen festgelegt wird.

Meine Freundin Rahaf verrät mir: „Die Fastenzeit für Muslime ist eine besonders spirituelle Zeit. Ziel am Ende des Monats ist es, ein „besserer Mensch“ als vor dem Monat zu sein. Während dieser Zeit soll ein Muslim noch mehr als sonst seine Beziehung zu Gott und zu seinen Mitmenschen reflektieren.”

Es ist gerade 03.07 Uhr und Rahaf ist erwacht und hat sich zu mir gesellt. Gemeinsam geniessen wir frische Datteln und trinken dazu reichlich Wasser. Das ist unsere letzte gemeinsame Mahlzeit bis heute gegen 20.30 Uhr ehe sich die Sonne wieder senkt. Ab jetzt werde ich die nächsten 30 Tage Rahaf Fastenzeit begleiten und Euch zwischendurch darüber berichten, wie es uns damit ergeht und was es mit unseren Körpern und Geist so macht.

Fastenbrechen nach Sonnenuntergang

Das Fastenbrechen nach Sonnenuntergang ist ein besonderes Ereignis, zu dem auch viele Andersgläubige eingeladen werden. Solltest du so eine Einladung erhalten, fühle dich geehrt. Nehme diese Einladung an und beehre deinen Gastgeber. Dieses Erlebnis wird dir lange liebevoll in Erinnerung bleiben.

Cacık
Etli nohut
Zeytin salatası
Hünkâr beğendi ~ Lammragout auf cremigem Auberginenpüree
Kaltschale für den Sultan ~ Padişah Hoşafı

Auch Christen fasten

Mit der Fastenzeit bereiten sich Christen auf ihr wichtigstes Fest vor: Sie begann dieses Jahr mit dem Aschermittwoch am 10. Februar und endete am 26.03.2016 und dauert somit 40 Tage. In diesem Zeitraum sind die Sonntage als kirchliche Feiertage ausgenommen. Sonst wäre die Fastenzeit 46 Tage lang. Die Fastenzeit dauert insgesamt sechs bis sieben Wochen.

Die Fastenzeit wurde nach Überlieferungen auf 40 Tage festgelegt. Sie ist dabei an Jesus angelehnt, der nach seiner Taufe 40 Tage in einer Wüste allein gefastet haben soll. Weitere Anlehnungen sind:

  • 40 Tage, die Moses am Berg Sinai fastete
  • 40 Tage, die das Volk Israel durch die Wüste zog
  • 40 Tage, die Elias zum Berg Horeb wanderte
  • 40 Tage Sintflut

Fastenzeit 2016: Warum fasten Christen?

Die Fastenzeit kommt vom einfachen Wort Fasten. Es bedeutet Buße, Beichte, Gebete und vor allem die Vorbereitung auf Ostern (Taufe). Denn Ostern ist für Christen das wichtigste Fest, weil Jesu erst durch seine Auferstehung das Bild des Lebens nach dem Tode im Himmel symbolisiert  – der Sonntag erinnert wöchentlich an den Tag der Auferstehung Jesu, wie der Freitag an seinen Tod erinnert.