Photo by: Mathias Bothor
Der Refrain des ersten Liedes auf "Was immer auch kommt" klingt optimistisch und locker. "Was immer auch kommt, es kommt mir entgegen...":Dass Roger Cicero auch ernstere, nachdenklichere Töne anschlagen kann, beweist er einige Lieder später. Die komplette CD klingt wie eine Gefühlsachterbahn mit Höhen und Tiefen, wie sie nur das Leben schreiben kann.
"Was immer auch kommt" klingt poppiger als seine Vorgänger. Dennoch ist die typische Roger Stimme und der Swing zu erkennen. Wir waren ab dem ersten Ton begeistert und haben uns mit dem Sänger unter anderem über das aktuelle Album, "Sing meinen Song" und die Tournee unterhalten.
Liebst,
Conny
Ragna: „Reden wir zunächst über Ihr aktuelles Album „Was immer auch kommt“. Darin geht es im Wesentlichen um Trennung und Neuanfang. Wie autobiographisch ist das Album? Gibt es frei erfundene Elemente darin?“
R.Cicero: „Das Album beschreibt in erster Linie Gefühlszustände. Es hat sehr viele autobiographische Hintergründe. Auf der anderen Seite sind es aber keine Tagebuchauszüge, die einfach nur vertont wurden. Es bleiben immer noch Songtexte. Es ist in der Tat sehr dicht an mir dran.“
Ragna: „Das Album klingt deutlich poppiger als Ihre älteren Stücke. Warum?“
R.Cicero: „Das habe ich so in der Form nicht geplant. Ich bin diesmal die Produktionsweise anders angegangen. Es wurden zunächst die Stücke, inklusive der Texte, fertig geschrieben. Ich wollte mich beim Songwriting nicht davon beeinflussen lassen, dass ich es mir im Kopf schon mit der Big Band vorstelle. Für mich standen diesmal die Texte und die Komposition im absoluten Vordergrund. Erst als das alles fertig war, kam dann die Überlegung, wie man all das am besten arrangiert. Das wurde von Titel zu Titel ganz individuell entschieden und so sind auch die sehr unterschiedlich klingenden Arrangements zustande gekommen. Es sind in der Tat einige Stücke dabei, die sehr poppig sind, aber es gibt auch sehr jazzig klingende Titel. Für mich ein Zugewinn an Klangfarben und nicht eine Abkehr vom Alten.“
Ragna: „Wir haben seit Langem nicht mehr so ein trauriges Lied gehört wie „Frag nicht wohin“. Was empfinden Sie, wenn Sie dieses live singen?“
R.Cicero: „Das geht mir selbstverständlich sehr nahe. Es ist für mich immer ein sehr emotionaler Moment – ganz klar. Auf der anderen Seite, ist die Chance, so etwas auf einer großen Bühne darbieten zu können, in gewisser Weise ein Geschenk.“
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Ragna: „Sprechen wir über „Glück ist leicht“. Nehmen wir das Leben zu ernst? Ist es eigentlich total einfach, glücklich zu sein?“R.Cicero: „Ich finde es immer sehr erstaunlich, dass, wenn man gerade Glücksgefühle hat oder Glücksmomente erlebt, es dann letztendlich sehr leicht war, diese Momente hervorzurufen. Solche Momente immer wieder leicht abzurufen, geht natürlich nicht. Es ist schwierig, immer und fortlaufend glücklich zu sein, finde ich. Für mich ist Glück eher ein Moment, der sehr intensiv ist.“
Ragna: „Wie dürfen wir uns die Tournee zu „Was immer auch kommt“ vorstellen? Ein Mix aus alt und neu? Swing oder Pop? Oder beides?“
R.Cicero: „Ein Mix aus allem. Ein Mix aus Altem und Neuem und natürlich mit meiner kompletten Bigband Besetzung, die mich bisher immer auf allen Tourneen begleitet hat. Auch hier werden die neuen Stücke mit der alten Besetzung interpretiert und das ergibt eine sehr schöne Melange. Es entsteht dadurch mehr Energie, wenn die gesamte Bigband mitspielt, aber wir haben dennoch die Anmutung der Titel nicht verändern müssen, was wirklich schön ist.“
Ragna: „Was war für Sie der Grund, bei „Sing meinen Song“ mitzumachen?“
R.Cicero: „Das Format (lacht). Ja, einfach wirklich das Format an sich. Ich bin total begeistert darüber, dass es im deutschen Fernsehen, in Zeiten der Casting Shows, überhaupt wieder ein reines Musikformat zu sehen gibt. Das war für mich in erster Linie schon mal Grund genug, teilzunehmen. Es war für alle Beteiligten ein Wagnis, da niemand von uns so wirklich wusste, was ihn da erwartet, wenn wir erstmal in Südafrika anfangen zu drehen. Letztendlich war der Riesen-Erfolg eine sehr, sehr positive Überraschung.“
Ragna: „Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit den anderen Musikern erlebt?“
R.Cicero: „Als sehr, sehr bereichernd. Was niemand so recht erwartet hatte ist, welcher Anspannung man ausgesetzt ist, mitten in der Sendung, aus dem Small Talk heraus aufzustehen und sein Lied zu performen. Jeder hatte da durchaus Respekt und das hat uns alle zusammengeschweißt.“
Ragna: „Was planen Sie für 2014/2015?“
R.Cicero: „Ich werde 2014 meine Tournee zu Ende spielen, die bis Ende Oktober geht. Damit habe ich für dieses Jahr noch genug zu tun. Im nächsten Jahr werde ich mit meinem Jazztrio, mit der „Jazz Experience“, einige Jazzfestivals spielen und das englischsprachiges Jazzprogramm auf die Bühne bringen. Es wird natürlich auch ein paar Festivalauftritte mit der Bigband geben und dann werde ich mir höchstwahrscheinlich noch Gedanken über mein nächstes Album machen…“