Zell am Harmersbach. Ein gutes Frühstück macht stark für einen dritten Wandertag. Danach gibt es erstmal einen Abstecher zur Messer-Manufaktur Kneissler in der Hauptstraße 75. Schon seit 1875 besteht der Familienbetrieb in Zell am Harmersbach. Mittlerweile wird er in der fünften Generation von Elke und Willi Kneissler, Messerschmiedemeister, geführt. In dem Fachgeschäft für Stahl- und Haushaltswaren findet man ein riesiges Sortiment an Produkten namhafter Hersteller rund um das Thema Schneiden, Kochen und Backen – ideal auch für Geschenke und als Mitbringsel. Für meine künftigen Wandertouren schenke ich mir ein frnazösisches Opinel-Messer. Das passt auch noch locker in den Rucksack…
Durch die Altstadt von Zell am Harmersbach (223 m) geht es an Rathaus und Stadtkirche vorbei und durch ein Neubaugebiet hinaus in die freie Feldflur.Vor uns liegt das Nordrachtal. Der Weg steigt zum Waldrand hin an, mächtige Eichen stehen da, wo es den schönsten Ausblick gibt.
Weiter geht es durch den Zeller Stadtwald bis zur “Radiumquelle“. Der Geologe und Chemiker Goldbach stellte 1928 fest, dass diese Quelle im ganzen Umkreis den höchsten Radiumgehalt aufweist. Sie wurde daraufhin gefasst.
Parallel zur Straße zieht sich der Wanderweg nun das Nordrachtal entlang. Der Bach ist erst links, dann rechts des Weges, zwei neu erbaute Wasserkraftwerke zeigen, wie man die Kraft des Wassers nutzen kann. Nun kommt der Weiler Lindach. Gleich am Ortseingang steht ein Schild “Schnapsbrunnen” und lustige, urige Holzfiguren und Zwerge machen neugierig.
das niemals ein Glas Bier geleert.
Mit 20 sterben Schaf und Ziegen,
die niemals Schnaps zu trinken kriegen.
Die Kuh trinkt Wasser nie mit Rum,
nach 18 Jahren fällt sie um.
Das Huhn legt Eier für Likör,
6 Jahre lang – dann lebts nicht mehr.
Der Mensch trinkt Schnaps,
trotz kranker Galle, und überlebt die Tiere alle.
Damit ist der Beweis erstellt,
dass Alkohol gesund erhält!
Drum last uns öfter einen heben,
damit wir alle länger leben! Prost!
Der Waldmeisterlikör schmeckt übrigens prima! Hinterm Haus kann man sich als Hexe fotografieren, tummeln sich Bergmanns-Wichtel und -zwerge. Auf getöpferten Wandtellern finden sich weitere “Lebensweisheiten”: “Wenn du noch einen Onkel hast, und der hat gute Weine, dann sorge dass er dich nicht hasst, sonst trinkt er sie alleine!”
Alles klar?! Na denn geht es weiter! Entlang der Durchgangsstraße sind gelbe Narzissen gepflanzt
So steige ich die linke Bergflanke hinauf, der Markierung folgend. Schritt für Schritt. Die Wärme spürend, die von innen und außen kommt. Ein Blick auf Nordrach mit seiner Kirche gelingt zwischen den noch unbelaubten Bäumen hindurch. Kleine Verschnaufpause an einer Holzhütte. Die Kirchturmuhr schlägt drei Mal. Im Zick-Zack geht es immer steiler. Endlich ist auf 590 m die Lärchenhütte erreicht. Nun führt der Kandelhöhenweg die Wanderer weiter. Von nunan gehts bergab! Da haben die Buchen bereits die ersten zarten hellgrünen Blättchen ausgetrieben!
Ein weiter Ausblick tut sich Richtung Offenburg und Rheintal auf. Über das Satteleck (344 m) geht es auf dem Grat weiter zur Teufelskanzel (400 m), dann an der Talseite des Haigerachs zum Gengenbacher Bergle mit seiner 1682 erbauten Kapelle.
Kunst im Weinberg begegnet den Wanderern beim Aufstieg zur Kapelle, in der sich eine barocke Jakobusstatue findet. Bereits die Römer haben hier oben eine Jupitersäule aufgestellt und blickten hinab auf ihre 74 n.Chr. fertig gestellte Straße zwischen Straßburg und Rottweil. Die Sonne scheint geradezu heftig auf die Sitzbänke vor der Kapelle und nötigt geradezu zum Abstieg. Ein letzter Blick auf die vielen Dächer, Türmchen, Mauern und Gassen…
Unzählige Treppenstufen führen hinab ins Städtchen Gengenbach, das Kurt Klein als “Santiago des Kinzigtales” bezeichnet. Ein frisch gebackener Flammkuchen, ein knackiger Salat und ein frisch gezapftes Bier in der “Schatull” sind der Abschluss meiner dreitägigen Tour im Kinzigtal.