Die Wochenenden gehören seit April dem Radsport. Lange und kurze Ausfahrten wechseln sich ab. Mal locker, mal langsam, mal Intervalle, mal kraftvoll. Die Strecken sind immer sehr abwechslungsreich quer über’s Land. Eine kleine Herausforderung aber zugleich Auflockerung des Trainings ist jedes Mal die Runde am Berliner Wannsee durch den Grunewald entlang der Havelchaussee hoch zum Grunewaldturm (Willi) und zurück über den Kronprinzessinnenweg. Dieses Mal hieß es Intervalle und wörtlich genommen Kette rechts!
Auf dem Plan standen drei Stunden. Intervalle. Also nicht Intervalle über drei Stunden. Teil des Programms war natürlich Ein- und Ausfahren. Statt nun aber erneut über das platte Land zu schrubben, entschied ich mich für die BerlinMan Triathlon Runde. Vier Runden und 90 Kilometer. Intervalle können langweilig sein und ich hätte die auch immer auf den langen, geraden und flachen Passagen fahren können. Klar. Aber wollte ich das? Natürlich nicht!
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Die erste Runde war noch recht gemütlich. Lage sondieren. Wer ist auf der Strecke, wie viele Athleten und wo kann ich richtig Gas geben. Auf den flachen Abschnitten sauste ich an anderen Athleten vorbei. Genoss den Fahrtwind und etwas die Sonne. Versuchte Druck auf die Pedale zu geben und eine hohe Trittfrequenz zu halten. Der nächste Hügel wartete schließlich schon. Also jagte ich meinen Puls mit kraftintensiven Abschnitten in die Höhe, die ich an jedem Anstieg anging. Ich fuhr meine Intervalle mit sabbernder Zunge ab, um an den Hügeln mit sprichwörtlich Kette recht so zu tun, als hätte ich keine Gangschaltung! Das kleine Dreieck da?! Könnt ihr das sehen!? DAS ist der Willi! Wenn man den dann mal so drei, vier Mal mit Kette rechts hochgefahren ist, wissen die Beine, was sie getan haben.
Ein kurzer Blick rüber nach links zum Grunewaldturm. Das Schild zum Biergarten nahm ich erst während der letzten Runde wahr. Jetzt eine Berliner Weiße. Gern grün. Oder doch lieber rot? Das wäre es doch gewesen. Stattdessen nuckelte ich an meinem Tee. Aber Zeit dafür hätte ich sowieso nicht gehabt. Die Intervalle wurden durchgezogen, denn die Laufschuhe warteten. Daran mochten meine Oberschenkel gar nicht denken. Meine Treppentraining geschädigten Waden jubelten auch nicht gerade vor Freude.
Dann ging es locker pedalierend abwärts. Beine ausschütteln, bis eine Rechtskurve und ein Winzling von Anhöhe warteten. Mit richtig Schwung nehme ich den eigentlich immer so mit. Sause links herum, dann wieder rechts, immer leicht abschüssig. Da kann man Boden gut machen.
Ab und an hingen andere an mir dran. Manche konnte ich stehen lassen. Einige überholten mich hier und da und vor allem an den Anstiegen. Ja, ich bin mir bewusst, dass ich den schwersten Gang fahre! Nein, mein Akku ist nicht leer! -und ja, ich weiß was ich tue. Naja, manchmal glaubte ich zwar trotzdem nicht, dass ich das mache und irgendwie auch schaffe, aber Spaß machte es trotzdem. Ich krabbelte über die Berliner Berge und es lief von Runde zu Runde besser. Ich zog am Lenker, ging aus dem Sattel und redete mir immer wieder ein, dass es doch richtig super läuft. Dass ich ein anderes Mal schnell strampelnd hochhuschen werde. Auf der letzten Runde musste ich wirklich überlegen, wie oft ich jetzt schon am Grunewaldturm vorbei gefahren war. Mein Edge half mir auf die Sprünge.
Noch zehn Kilometer bis zum Wechsel. MyGoal Trainerin Anke hatte zwar den anschließenden Lauf für eine kürzere Radeinheit am nächsten Tag eingeplant, aber manchmal muss man eben improvisieren – aus organisatorischen Gründen. Ich strampelte die wabbeligen Beine locker und wechselte schnell die Sachen. Was habe ich mir nur dabei gedacht. Die ersten beiden Kilometer fühlten sich irre seltsam an. Es lief aber gerade da super. Dann der Mann mit dem Hammer. Zwar hatte ich auf dem Rad ausreichend zu trinken gehabt und auch seit langer Zeit mal wieder ein Gel. Aber ich war einfach leer. Vor allem mein Kopf. Es ging immer nur gerade aus. Vier Kilometer lief ich irgendwie weg und die letzten zwei Kilometer wurden zu einem richtigen Kampf. Wie ich die acht geschafft habe, weiß ich nicht so wirklich. Aber die etwas kürzere Radeinheit ein Tag später so locker luftig über die platten Landstraßen lief selbst im Gegenwind richtig gut.
Wir lesen uns dann die Tage von einem anderen Ort. Ich bin voller Vorfreude und werde sicher von mir hören lassen. Denn nun warte die Insel Mallorca mit einem neuen Abenteuer auf mich. Wahrscheinlich gibt es dann dort keinen Biergarten, sondern nur die ein oder andere Wasserstation!
P.S. Mit dabei waren neben meinen X-Bionic und Skins Sachen auch wieder mein Forerunner 920xt und die Cebe Sportbrille.