Raclette

Von Taxihofer @taxihofer

Ave Angus hatte mich gebeten, den Staub und seine Frauen in die Stadt zu fahren, zum Raclette spachteln, in einer der Schnapsbuden am Waisenhausplatz. Hier hatte Dampf, mein überhitzter Taxikollege, erst kürzlich einen Krach provoziert, weil er sich weigerte, einen Fahrgast zu transportieren, der stank wie eine Eringer Kuh nach dem Schlusskampf. Dampf dagegen war sauer wie eine Essigzwiebel, e huere Chäs sei das Ganze. Bis in den Schweizerischen Nutzfahrzeugverband zog der Fall Fäden, und ist heute noch nicht verdaut. Faule Eier gibt es in jeder Branche, sagte der Staub, der mit gschwellter Brust auf dem Sitzpolster sass. Zum Raclette esse ich immer Fleisch, sagte Ave, und streckte ihre Nase aus dem Beifahrerfenster. Wer braucht schon Fleisch, meinte Monika. Bis vors Bundesgericht ist man gegangen, um das Raclette als Walliser Marke zu schützen, erklärte Corinne. AOP. Appellation d'origine protégée. Übersetzt: Reduit. Oder: Rahmstufe rot. Den Bauern wird das Leben manchmal ganz schön schwer gemacht, stellte Ursi fest. Cécile nickte. Genau, die sollten vielleicht mal abschalten, drei Tage Ballermann oder Oktoberfest, dann sind die Batterieren wieder voll. Und die Birne auch. In drei Tagen kann man sich unmöglich erholen, sagte der Staub. Brigitta blinzelte. Beim Raclette muss man immer den Wellensittich wegsperren, meinte sie. Der Vogel könnte an den freigesetzten Dämpfen sterben. Kein Witz. Wir erreichten den Waisenhausplatz. Raclette isch guet und git e gueti Lune, sagte der Staub und schwang sich aus dem Taxi. Sein Handtäschchen war an der Sicherheitsgürtelschnalle hängen geblieben. Zum Glück nur beinahe. Da ist das Portemonnaie drin, sagte Anita. Vier Scheiben Raclette pro Nase hatte der Staub berechnet. Die Schweiz ist halt nicht Asien. Eine gute Truppe, denke ich, und schaue ihnen nach. Mein Handy blinkt. Eine Nachricht vom Müller. Ich schmelze.