Rachegedanken

572122_web_R_by_Anja Fester-Sielaff_pixelio.deIch habe mal wieder letztens „Die Teufelinnen“ gesehen mit Rosanne Barr und Meryl Streep. Kennt man doch, oder? Ich mochte den Film schon in meiner Jugend. Vielleicht ein Omen oder Zeichen. Und wer kennt das nicht, das Gefühl es heimzahlen zu müssen. Ich gehe mal davon aus so ziemlich jeder und ich bilde mir ein, ich mitunter am meisten. Wenn man schlecht behandelt wird, betrogen, belogen und so weiter. Es ist traurig, wenn man bedenkt, was die einzelnen Menschen aus sich machen könnten oder gekonnt hätten, wenn sie dieselben Energien für das eigene Vorankommen genutzt hätten. Traurig, traurig, traurig.

Unter diesem Hintergrund tuts gar nicht mehr weh, aber dann muss derjenige einen einfach wissen lassen, dass es ihm gut geht. Selbstsicher, arrogant, überheblich, so dass man ihm alles antun möchte, was geht, weit über das Körperliche hinaus, weit mehr als man selbst zu spüren bekommen hat. Um so besser ist es dann, wenn man, ohne sich die Finger schmutzig zu machen, andere dabei beobachtet, wie sie Rache nehmen. Und ich spreche nicht von Realität oder Unrealistischem. Wenn es so einfach wäre, wie dargestellt, wäre man wahrscheinlich noch mehr in Versuchung.

Diese Liste mit den vier Punkten: Zuhause, Familie, Karriere und Freiheit. Alles hat sie nach und nach abgearbeitet und er war ganz klein mit Hut am Ende. Hinfort all die Überheblichkeit. Kann ich aus dem Gesehenen etwas für mich Lernen? Ob ich wollte oder nicht im Geiste ging ich die vier Punkte durch, ganz automatisch. Gruselig, wenn man bedenkt, dass schon das eine oder andere Jahr ins Land gezogen ist. Ach würde er nur seine knapp bemessene Zeit nicht dazu zu nutzen, hier immer wieder aufzutauchen und mir auf den Sack zu gehen.

Zuhause, ja mmh, schöne Idee das Haus abzufackeln und so weiter und so fort, aber erstmal müsste man ein Haus haben. Der nächste Gedanke, der mir kam, war dann, Moment mal, wie war noch einmal die aktuelle Wohnsituation? Der teilt sich eine Wohnung oder sogar ein Zimmer mit seinem Bekannten. Wie kann man das vergessen nachdem es einer gewagt hatte, bei mir anzufragen, ob er nicht hier wohnen könnte, um die Miete zu sparen? Zuhause fällt also weg, schade. Aber zumindest spart man sich eine kriminelle Handlung.

Familie ist der nächste Punkt. Naja, es als Mutter zu bringen, die Kinder zum Vater und zu seiner Geliebten zu schicken, ist eine Leistung. Ich glaube, trotz all meiner Kühnheit, wäre ich dafür nicht kalt genug. Und ich glaube auch nicht, dass mich mein Kind genug nerven könnte. Und da wären wir schon beim nächsten Problem, im Grunde würde ich damit das Kind bestrafen. Denn dass ihm das alles sowieso viel zu viel und Scheiß egal ist, sieht man schon seit je her. Kinder machen ist halt was anderes als Kinder zu haben. Und glücklich können sich die schätzen, die wissen um welche Zahl es sich genau handelt. Also auch hier kein Potenzial.

Karriere, haha. Ja, ich weiß wirklich nicht was ich sagen soll, womit ich das Ganze vergleichen könnte. Jeder Hartz-V-Empfänger hat mehr Einkommen, jeder Zeitungsjunge einen komplexeren Wirkungsbereich, jede Hausfrau mehr Ansehen. Ach, ich könnte ewig so weiter machen. Ein Antrag auf Arbeitslosengeld wäre wahrscheinlich sinnvoller, falls man jetzt meint, es wäre unmoralisch so etwas zu schreiben, nein mit Moral hat das Ganze hier wirklich nicht zu tun. Es liegt eher daran, dass so ein Antrag ganz viele Seiten hat und noch viel mehr komplizierte Wörters. Karriere? An der Stelle habe ich lange gebraucht, um aus dem Lachen herauszukommen.

Freiheit, ja die hat er noch, aber ich glaube, sogar wenn ich könnte, würde mir das einfach zu weit gehen, verdammt. Bei näherer Betrachtung doch, was ist schon Freiheit? Im Film war sie umrandet von Gitterstäben. Bei genauer Betrachtung ist mein Zielobjekt jenseits von Freiheit, so wie ich sie verstehe. Voller Angst immer irgendwelchen Kommentaren von zickigen Exfreundinnen, die sich über Unterhaltszahlungen und Abholzeiten beschweren, ausgesetzt. Den Ansprüchen aller um einen herum nicht genügend in einer Umgebung, die man nicht versteht, und jetzt spreche ich noch nicht einmal von Sprache. Wie im Flipper zwischen Arbeit, Mahlzeit, Schlaf und sonst keine Freude im Leben. Ist das wirklich Freiheit? Sicher nicht, nur leider, zu meinem Bedauern, weiß er es nicht. Egal, was würde das über mich sagen, wenn ich so jemandem noch Steine in den Weg legen würde? Das kann er selbst am besten und der Klügere gibt doch nach. Auch so ein Problem, was er hat, alle anderen sind einfach klüger als er. Mit dieser Erkenntnis widme ich mich doch lieber Projekten, von denen ich mehr hab. Und die Moral von der Geschicht, so schlimm hab ich’s nicht.

(Foto: Anja Fester-Sielaff / pixelio.de)


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