Die Tradition der Räben und der Räbeliechtli-Umzüge
Bald geht es wieder los! In Schulen, in Gemeinschaftszentren oder zu Hause werden zu Hauf Räben für die zahlreichen anstehenden Räbeliechtli-Umzüge in der Stadt geschnitzt. Räbeliechtli-Umzüge haben in Zürich eine lange Tradition und gehören zu den stimmungsvollsten Anlässen im Familien-Kalender. Von der Anleitung zum Räben schnitzen bis zu passenden Verwertungs-Rezepten mit Räben haben wir Wissenswertes rund um Räben und Räbeliechtli-Umzüge zusammen gefasst!
Räben – die Kartoffeln von früher
Habt ihr gewusst? Räben waren im Mittelalter ein Grundnahrungsmittel wie heute die Kartoffel. Aus Räben kochte man hauptsächlich „Räbepappe“ – eine Art Kartoffelstock. Räbeliechtliumzüge gibt es seit Mitte des 19. Jahrhunderts. In Zürich haben sie eine lange Tradition Alleine im Zürcher Unterland werden jährlich bis zu rund 25 Tonnen Räben angebaut. Aus ihnen werden hauptsächlich Räbeliechtli geschnitzt – die meisten davon für den allseits bekannten Räbeliechtliumzug in Richterswil am Zürichsee.
Alter Brauch der Räbeliechtli-Umzüge lebt weiter
Der alte und schöne Brauch wird in Zürich durch die städtischen Gemeinschaftszentren unterstützt. Sie helfen mit ihren zahlreichen Angebote rund um das Schnitzen von Räben mit, die alte Tradition der Räbeliechtli-Umzüge am Leben zu erhalten. Auch die Schulen und die verschiedenen Quartiervereine in der Stadt tragen wesentlich zum Gelingen bei.
Räbe schnitzen kinderleicht gemacht
Räbeliechtli schnitzen für den Räbeliechtli-Umzug oder auch einfach als Deko für Haus und Garten ist nicht schwer. Auch unsere Kinder haben seit ihrer Zeit an der Kinderkrippe jedes Jahr am Räbeliechtli-Umzug teilgenommen und dafür auch immer eine eigene Räbe geschnitzt. Anfänglich mit elterlicher Unterstützung und relativ bald einmal ganz selbständig.
Um ein schönes Räbeliechtli zu schnitzen, braucht ihr in erster Linie eine schöne Räbe – je frischer, je besser. Denn dann ist die Schale schön fest und das Schnitzen geht einfacher.
Zum Schnitzen einer Räbe braucht ihr folgendes Material:
- grosses Messer, kleines Messer, Schneidbrett
- Aushöhler, Kugelausstecher oder ein Kaffeelöffel
- Guetzli-Formen
- etwas Schnur
- ein Teelicht
Und so schnitzt ihr ein Räbeliechtli
Deckel ab
Bevor das Räbeliechtli geschnitzt und ausgehöhlt werden kann, muss man den oberen Teil ca. 2 bis 3 cm dick abschneiden. Die dadurch entstehende Öffnung muss so gross sein, dass ihr am Schluss das Teelicht gut hinein legen könnt. Auch sollte der Deckel – falls ihr Räbeliechtli mit Deckel macht – so dick sein, dass die später angebrachte Schnur gut hält.
Räbe aushöhlen
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, wie ihr die Räbe schnitzen könnt: Entweder ihr höhlt sie zuerst aus und verziert sie nachher oder ihr verziert sie vorher und höhlt sie erst zum Schluss aus. Die zweite Variante ist vor allem für kleine Kinder einfacher, da die dünne Wand beim Schnitzen nicht brechen kann. Persönlich bevorzugen wir es, die Räbe vorher auszuhöhlen.
Das Aushöhlen geht am besten mit einem Aushöhler oder aber auch mit einem kleinen Löffel. Achtet darauf, dass die Räbenwände gleichmässig dünn werden, so dass das Licht gut durchscheinen kann. Damit das Teelicht beim Tragen des Räbeliechtli nicht hin und her rutscht, ist es gut, wenn ihr am Boden eine entsprechende Vertiefung aushöhlt, in der ihr die Kerze hinein legen könnt.
Räbe verzieren
Für die Verzierung nehmt ihr am besten Guetzli-Formen, die ihr leicht in die Schale der Räbe eindrückt. An den entstandenen Linien könnt ihr nun die Verzierung einfach herausarbeiten. Wenn ihr andere Sujets schnitzen wollt, könnt ihr Schablonen machen und diese mit einem Filzstift nachzeichnen und dann mit dem Messer entlang der Linien die Räbe schnitzen. So oder so solltet ihr darauf achten, dass ihr die Oberfläche der Räbe nur so weit weg schnitzt, dass dabei sozusagen nur die Haut entfernt wird. Sonst besteht die Gefahr, dass durch die dünne Räbenwand hindurch geschnitzt wird.
Deckel auf und los
Um das Räbeliechtli am Umzug tragen zu können, sticht ihr am oberen Rand der Räbe mit einem Zahnstocher drei Löcher in die Schale. Die Löcher sollten einen gleichmässigen Abstand habe und nicht zu nahe am oberen Rand sein, sonst reisst die Rübe ein. Wer mag, kann in den Deckel auch drei Löcher stechen, so dass die Löcher der Räbe und jene des Deckels übereinander liegen. Zieht ihr die Schnur durch die Löcher der Räbe und des Deckels, könnt ihr beide Teile miteinander verbinden. In den Räben-Deckel macht ihr ein grösseres Loch, damit die Kerze genügend Sauerstoff zum Brennen bekommt.
Wie das Schnitzen bei uns vor einigen Jahren noch aussah, könnt ihr im nachfolgenden Video sehen:
Räbeliechtli haltbar machen
Damit die geschnitzten Räben bis zum Umzug frisch bleiben, füllt ihr sie mit Wasser uns stellt sie in den Kühlschrank.
Rüstabfälle der Räben verwerten
Mit den Schnitz-Abfällen könnt ihr eine feine Räben-Suppe machen: Das Räbenfleisch mit Bouillon aufkochen, alles purieren, etwas Rahm dazu geben und abschmecken – voilà! Ein weiteres Rezept mit Kohlrabi, das ihr aber auch mit Räben-Resten machen könnt, findet ihr nachfolgend:
Überbackene Kohlrabi aus dem eigenen Garten
Der Räbeliechtli-Umzug ist ein Highlight
Der Räbeliechtli-Umzug gehört zu einem der jährlichen Highlights in unserem Quartier. Jedes Mal ist es ein beeindruckender und emotionaler Anlass! Die nachfolgenden Videos zeigen, wie zauberhaft schön der Räbeliechtli-Umzug in Zürich Albisrieden ist:
Räbeliechtli-Umzug – ein Anlass für die ganze Familie
Zum Räbeliechtli-Umzug gehört dazu, dass die Kinder Lieder singen und Musikgesellschaften ihre Darbietungen präsentieren. Meist wird der Umzug von der Schule oder dem Kindergarten organisiert, wobei die Eltern ihren Kindern beim Basteln helfen. Nicht selten nimmt die ganze Familie am Anlass teil.
Die geschnitzten Räben dürfen die Kinder im Anschluss an den Umzug nach Hause nehmen. Die Räbeliechtli dienen noch lange als schöne Herbstdeko für Haus und Garten!
Schnitzt ihr auch Räben mit euren Kindern? An welchem Räbeliechtli-Umzug nehmt ihr teil? Kennt ihr an euren Wohnorten andere ähnliche Bräuche?
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