Bruce Willis’ Frank neben Ex-Freundin Katya (Catherine Zeta-Jones, links) und Freundin Sarah (Mary-Louise Parker, mitte) in “R. E. D. 2″
Die alte Garde will es einem jeden beweisen, da hat kein Jungspund eine Chance dagegen. Abgesehen von Michael Hanekes Liebe, ein eher zermürbendes Filmerlebnis, haben die Altsemester dem Kino einen immensen Spaßfaktor gegeben. Da sind die einstigen Action-Heroen, Stallone, Schwarzenegger und Konsorten, zurückgekehrt aus dem Genre-Grab, um durch die Expendables wiederbelebt zu werden, inzwischen auch über die Ensemble-Action hinaus in aller Herren Filme verteilt. Das Best Exotic Marigold Hotel wurde zum überraschenden Alt-Urlaubshit nach Indien, das Dreiergespann Al Pacino, Christopher Walken und Alan Arkin schlägt sich als Stand Up Guys immer noch durch die kriminelle Unterwelt und Michael Douglas feiert in Last Vegas ab November gemeinsam mit Robert De Niro, Morgan Freeman und Kevin Kline seinen Junggesellenabschied in der Glücksspielhölle der USA. Diese Generation lässt sich nicht unterkriegen, lässt sich nicht in den Ruhestand schicken. Genau dort würde Frank (Bruce Willis) in der Fortsetzung zur 2010er Comicverfilmung R.E.D. – Älter, Härter, Besser jedoch gerne verweilen. Er genießt das ruhige Leben, nur seine Freundin Sarah (Mary-Louise Parker) und sein bester, etwas abgedrehter Kumpel Marvin (John Malkovich) wollen da nicht so recht mitspielen.
Letztgenannter glaubt fest daran, dass es immer noch Menschen gibt, die hinter Frank und ihm her sind, obwohl sie sich im Ruhestand befinden, Frank gar schon seit Ewigkeiten niemanden mehr getötet hat. Und schon bald werden sie tatsächlich zu Verfolgten, als sie mit einer geheimen Operation namens Nightshade in Verbindung gebracht werden, bei der während des Kalten Krieges eine nukleare Waffe nach Russland geschmuggelt werden sollte. Die britische Auftragskillerin Victoria (Helen Mirren) wird vom MI6 auf das Duo Frank/Marvin inklusive Sarah angesetzt, der südkoreanische Schauspieler Byun-hun Lee mimt den Attentäter Han Cho-Bai, ebenfalls auf den Fersen von Frank und auch dessen verflossene russische Ex-Freundin Katya (Catherine Zeta-Jones) ist hinter Nightshade her und würde für die Bombe über Leichen gehen. Schon bald zeigen alle Wegweiser auf den Totgeglaubten Dr. Bailey (Anthony Hopkins), der einst Nightshade entwickelte und als einziger Mensch weiß, wo sich die Massenvernichtungswaffe befindet. Leider ist der senile Physiker seit 32 Jahren in einer Irrenanstalt eingeschlossen und will erst einmal dort herausgeholt werden.
Frank (Bruce Willis) mit Marvin (John Malkovich, hinten) und Dr. Bailey (Anthony Hopkins, rechts)
Während Robert Schwentke, Regisseur des ersten Teils, sich mit seiner Comicverfilmung R.I.P.D. wenig Ruhm einheimste, hat für diese Fortsetzung Galaxy Quest-Macher Dean Parisot den Regiestuhl besetzt, ein 1989 mit dem Oscar für den besten Kurzfilm (The Appointments of Dennis Jennings mit Rowan Atkinson) ausgezeichneter Regisseur, der seine Profession hauptsächlich im Fernsehbusiness auslebt (Modern Family, Monk, Emergency Room) und eigentlich nur wenige Besuche auf der großen Leinwand absolviert. Aber ebenso wie er mit seiner Star Trek-Persiflage einen wertvollen Beitrag zum, wenn auch nicht ganz ernst gemeinten, Sci-Fi Genre hinlegte, so darf sich der Comicgigant DC nun darüber freuen, nebst Pflaumen wie The Green Lantern endlich mal wieder einen funktionstüchtigen Film fernab Christopher Nolans Batman-Saga oder der Superman-Neubelebung im Repertoire zu haben. Parisot, der nach einem Drehbuch von Jon und Erich Hoebner arbeitet, die sich wiederum an den Vorlagen der R.E.D.-Welt von Warren Ellis und Cully Hamner orientieren, verpackt seine Protagonisten in einen zugespitzt komischen, aber ebenso wohl dosierten Actionstreifen, der alle Beteiligten gleichermaßen in diese Agentenwelt einbettet, ohne dabei einen Witz überzustrapazieren oder eine Explosion zu sehr zu zelebrieren. Es ist genau das richtige Maß aller Dinge, die R.E.D. 2 so unterhaltsam sein lässt.
Aber auch resultiert dies aus dem Spiel von John Malkovich, vergnügt verrückt unterwegs, mit teils extravaganten Outfits zu betrachten – einem klassischen Obsthut auf dem Kopf – und mit den verquersten Wortwitzen ausgestattet. Nicht minder wunderbar ist Mary-Louise Parker anzusehen, ein Highlight in Schwentkes R.I.P.D. für den er seine R.E.D.-Darstellerin (ein Faible für Abkürzungen?) gewinnen konnte, ebenso wie in dieser Fortsetzung, bei der sie die abenteuerlustige Lebensgefährtin von Bruce Willis verkörpern darf, die selbst dann noch urkomische Züge annimmt, wenn sie all ihre Eifersucht auf die russische Agentin und Franks Ex-Freundin Katya projiziert. Sarah, von Haus aus Zivilistin, will unbedingt in der Welt der Spione mitmischen, küsst sich aber lieber zur Informationsbeschaffung und Ablenkung durch die potentiellen Bedrohungen als dass sie, wie es ihr beigebracht wird, die Waffe zückt und die Situation auf andere Art und Weise löst. Das Drehbuch hält für jedes Problem, mit dem die Guten hier konfrontiert werden, eine eigenwillige Lösung parat, aber genau das ist es, was R.E.D. 2 zu einer der besseren Actionkomödien werden lässt.
Helen Mirren als britische Top-Auftragskillerin Victoria
Bruce Willis spult derweil sein gewohnt-bekanntes Repertoire ab, über die ständig selbe Rolle des John McClane (Stirb Langsam) gelangt er scheinbar nicht mehr hinaus. Aber man merkt an welchen Projekten er Spaß hat, in die er Zeit und Mühe investiert (nämlich diesen Film) und für welche Inszenierungen er nur aus Marketinggründen seinen Namen herhält, dann Kurzauftritte à la Expendables oder G.I. Joe absolviert.
R.E.D. 2 bietet Sly und Arnie die Stirn, nimmt den Kampf gegen die Expendables locker leicht auf. Hier blüht Wortwitz und Handlung auf, wo woanders eher schlichte Strukturen bedient werden. Und Anthony Hopkins, dieses Urgestein, der uns angstschürend als Hannibal Lector das Fürchten lehrte, hier als verwirrter Professor, der Kühe sieht, wo keine sind, mit ihnen spricht, das rechte Bein hebt, das linke Bein hebt und dazu vergnügt vor sich hin trällert, dass muss ein Film einem erst einmal zu verkaufen wissen.
“R. E. D. 2“
Originaltitel: R. E. D. 2
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2013
Länge: ca. 117 Minuten
Regie: Dean Parisot
Darsteller: Bruce Willis, John Malkovich, Mary-Louise Parker, Helen Mirren, Anthony Hopkins, Byung-hun Lee, Catherine Zeta-Jones, Neal McDonough, David Thewlis, Brian Cox
Deutschlandstart: 12. September 2013
Im Netz: red2-film.de