Jedes Jahr wird bei meinen Eltern ein Obstbaum umgeschnitten. Also, er wird nicht wirklich umgeschnitten, es ist vielmehr eine ernst zu nehmende Drohung. Es betrifft immer jenen Baum, der am meisten Früchte trägt in jenem Jahr. Dieser Schlingel macht dann natürlich aufgrund des reichen Erntesegens am meisten Arbeit, und er wird sodann mit folgendem Fluch belegt : (ich zitiere meine Mama):
„Dieses Ungetüm wird erst mal radikal zurückgestutzt, wenn er dann noch immer soviel Früchte oben hat, muss er dran glauben."
Zum Glück sind die bedrohten Objekte dann im Jahr darauf immer sehr beleidigt und tragen nicht viel, diesem glücklichen Umstand verdanken wir einen gewissen Restbestand an Obstbäumen. ( Einige waren nicht beleidigt genug, so hat sich die Zahl etwas reduziert.)
Heuer hat nun unser Quittenbaum eindeutig die Gefahrenzone erreicht. Körbeweise schleppen wir die Früchte vom Garten ins Haus, alles umsonst...am Baum ist immer noch alles gelb.
Der Quittennotstand wird ausgerufen, ein Baumbeseitigungstermin wird diskutiert, da - Gott sei Dank in letzter Minute können wir unsere Nachbarin (die mit den hübschen Hühnern) für die Früchte begeistern, einer mehr der erntet!
Nun, inzwischen habe ich das Schlimmste abwenden können, der wundervolle Baum bleibt wo er ist, er wird nur ein wenig " ausgedünnt". Quitten sind tolle Früchte, sie sehen unglaublich aus, riechen umwerfend und man kann sooooo viel aus ihnen machen . Und da es dieses Jahr einen leichten Überschuss bei uns gibt, muss ich mir einiges einfallen lassen, und deshalb „Quittet" es auf meinen nächsten Posts.
Ich hatte da eine Idee, die ich gestern umgesetzt habe, und das Ergebnis hat mich sowas von überzeugt, also gibts dieses Rezept zuerst: Quittenkaramell! (Das Wort zergeht ja schon auf der Zunge...)
Diese Verbindung von Quitten, Butter, Zucker und Sahne ist sowas von himmlisch, eben wie Karamell, nur mit diesem markanten Geschmack der Quitte...ich weiss nicht wie oft ich den Kochlöffel abgeschleckt habe und ihn dann wieder abschwemmen musste!
Die himmlischen Zutaten für 4 überirdische Gläser zu je ca. 250 ml:
1 kg Quittenfleisch, nicht geschält, aber ohne Kerngehäuse
150 Gramm weisser Kristallzucker
150 Gramm Rohrzucker braun (Demerarazucker)
100 Gramm Butter
50 ml Sahne
weitere 50 Gramm Butter und 50 Gramm Zucker + 1 EL Vanillezucker werden beim Mixen noch zugefügt
Quitten bearbeite ich am liebsten mit einem Küchen-Hackbeil. Ich schrubbe zunächst mit einem nassen Geschirrtuch den pelzigen Flaum von der Schale . (Bei gekauften Früchten ist dieser oft schon entfernt. )
Dann hacke ich das Fruchtfleisch rund um das Kerngehäuse ab und schneide es in etwa 2 cm große Würfel. Um einen Kilo reines schönes Fleisch zu erhalten benötigte ich 1,5 kg Früchte.
Das Fruchtfleisch kommt nun in einen großen beschichteten Topf, ebenso füge ich hier Zucker und Butter sowie die Sahne hinzu. Sie verhindert, dass die Früchte zu Beginn anbrennen.
Der Topf kommt nun bei kleiner Flamme auf den Herd, ich bringe alles zum Kochen, decke es dann zu und so köchelt es für ca. 2 Stunden vor sich hin....wirklich grade soviel Hitze, dass es sanft blubbert, und immer wieder mal umrühren.
Nach der Kochzeit lasse ich die Masse etwa 15 Minuten etwas abkühlen, nicht länger! Die Butter muss beim Pürrieren noch warm sein! Nun kommt das Gemisch in den Blender oder einen Food Processor....ich sage es gleich vorweg: um ein wirklich perfektes Ergebnis zu erhalten, solltest Du einen hochwertigen, starken Blender haben. Den Vorgang ausserdem auf zwei bis drei Partien aufteilen, beim ersten Pürriervorgang kommen die restliche Butter und Zucker dazu. Die Butter sollte zimmerwarm sein, muss aber nicht geschmolzen werden.
Pürriere die Masse jeweils ca. 1-2 Minuten, bis sie ganz feinporig cremig hellrosa fluffig aussieht, wie so eine sündteure Gesichtscreme...
Unser „Karamell" kommt nochmal in seinen Topf zurück, koche alles ganz vorsichtig unter rühren auf und befördere es sodann kochend heiss in hübsche, sterilisierte Gläser. Ich benutze Rexgläser, die sind super, wenn Du z.B. die doppelte Menge machst, kannst Du die Gläser zusätzlich im Backrohr im Wasserbad einrexen, dann hält die Creme länger. Da wir ja Butter dabei haben, hebe ich den Quittenkaramell sehr kühl oder im Kühlschrank auf, aber ich denke so zwei Monate hält er sicher (Wahrscheinlich werde ich das nie erfahren....) .
Mein „Karamell" lässt sich problemlos aus dem Gläschen löffeln, ohne irgendwas dazu, was vom Geschmackstaumel ablenkt. Aber er passt natürlich herrlich zu Waffeln, Pancakes, Palatschinken, auf gebutterten Toast, ins Naturjoghurt, ins Müsli, als Biskuitrouladenfüllung.....oje, ich glaub ich geh gleich noch eine Partie herstellen!
Quitten bekommst Du - Danke dem Phänomen der Wiederentdeckung - nun auch schon auf jedem Bauernmarkt und zuletzt hab ich sie bei Merkur Markt gesehen...im Notfall sonst bei mir!
Das Rezept für das Quittengelee gab es ja schon im Vorjahr bei mir:
Quitten-Gelee