Unsere Reise in Neuseeland neigte sich nun dem Ende zu und uns wurde immer klarer, dass wir nur noch sehr wenige Tage zum Reisen hatten, bevor wir eine Woche in Auckland bleiben mussten, um den Van zu verkaufen. Ein unerforschtes Gebiet mit jeder Menge Naturwunder wartete noch auf uns: Das sonderbar geformte Northland, dass sich wie ein dünnes Band mit kilometerlangen mondförmigen Sandküsten fast senkrecht in den Norden streckt. Mit jedem Kilometer wird es ein bisschen tropischer. Doch bevor es losging, ließen wir noch den neuseeländischen TÜV über unser Auto schauen: WOF.
Als wir nach unserer Übernachtung etwas außerhalb von Auckland wieder zurück in die Stadt fuhren, hielten wir auf dem Weg dort hin an der ersten WOF-Werkstatt, die wir sahen. Sie konnten unseren Van auch gleich rannehmen und beleuchteten ihn von allen Seiten. Wir haben schon von einigen Reisenden gehört, dass es WOF-Werkstätten gibt, die einem unbesehen die Plakette geben. Sowas haben wir noch nicht erlebt, vielmehr waren bisher alle supergründlich. Das ist auch verständlich, weil die WOF-Stellen für Dinge haften, die sie übersehen haben. Diese Werkstatt hatte wieder eine riesige Checkliste und fand auch gleich den Wackelkontakt im rechten Bremslicht. Außerdem bemängelten sie noch eine der Dachleisten, an denen der Dachgepäckträger befestigt wurde. Dies hatte auch schon die letzte Werksatt bei der letzten Überprüfung in Nelson gesagt und tatsächlich musste es diesmal gemacht werden. Wir verbrachten also unseren Tag in New Lynn (den Namen des Ortes fanden wir erst nach nach einer Weile heraus) und suchten nach freiem Internet (Tipp: McDonalds und Bibliothek sind immer gute Orte zum suchen), um Emails abzuholen und eventuell ein Video für den Blog hochzuladen. Währenddessen wurde das Rücklicht ausgetauscht und die Dachreling abgeschliffen und mit Rostschutzmittel bepinselt. Als wir den Van wieder abholten, hatte er lauter graue Flecken an der Seite oben, was ja irgendwie doof aussieht. Die Entscheidung, nochmal die Spaydose in die Hand zu nehmen und nun auch das Dach zu vervollständigen fiel. In einem Ein-Dollar-Shop kauften wir Abdeckplane und entdeckten dabei auch noch einen Europa-Neuseeland-Doppelstecker-Adapter, so dass sich unsere Aufladeprobleme auch behoben. Und wir machten noch eine tolle Entdeckung: wir schauten in einen riesigen Asialaden hinein und entdeckten, dass hier nicht nur die Früchte um einiges preiswerter waren, sondern dass es hier auch einige Anregungen für neue Speisen gab. Wir kauften für den Abend gefrohrene Dumplings (dünne Teigtaschen mit gewürztem Schweinefleisch, ählich Pelmeni) und jede Menge frische Tomaten, Erdbeeren, Mangos, Avocado und Reisnudeln.
Da wir nun den Vanverkauf mit Flyern und WOF vorbereitet hatten, machten wir uns endlich auf unseren Weg in den Norden. Raus aus Auckland ging es hoch bis nach Waipu. Hier gab es wieder einen DOC-Campingplatz (8 Dollar + 2 Dollar aufgezwungene Mülltüte), mit direkter Wärterbetreuung, hinter den Dünen eines riesigen langen Strandes, an dessen einem Ende direkt am wunderbar weichen weißen Sandstrand eine hässliche Fabrik stand. Am nächsten Morgen nahmen wir gleich die Gelegenheit und das nun schon sehr warme Wetter zum Anlass und sprangen in die schöne See. Das klingt alles idyllisch, war es auch, bis zu dem Punkt, als mich etwas in den Fuß zwickte und als die Welle vorrüber und das Wasser wieder klar war, sahen wir viele tellergroße runde Krabben, die sich im Sand vergruben, oder seitwärts umher krabbelten. Nach dieser Entdeckung war uns beiden nicht mehr so nach baden. Wir duschten uns wieder kalt ab (camping macht hart) aßen Frühstück und fuhren los.
Die erste Station an diesem Tag war Whangarei, ein kleiner Ort, in dem sich der A.H. Reed Park befindet. Der Park kostet keinen Eintritt und man kann ein paar der großen Kauribäume sehen, die in allen Reiseführern beworben werden. Die größte Attraktion ist eine Art Brückenweg, der auf Pfählen fast durch die Baumwipfel führt. Die Bäume sind hier nicht so richtig riesig, der Umfang ist aber schon ein bisschen beeindruckend, wahrscheinlich aber nichts besonderes, wenn man mal in Amerika war. Hier in Neuseeland sind sie eine große Attraktion, weil sie oft schon ziemlich alt sind und alles Alte hier einen besonderen Wert hat, vorallem nach den weitgreifenden Waldrodungen im ganzen Land. Irgendwo auf dem Weg gibt es auch Ausstellungen von aus dem Moor ausgegrabenen Kauribaumwurzeln, die ururalt sind.
Wir nutzten die Gelegenheit um im hiesigen Warehouse eine Shoppingtour einzulegen. Hatte ich schon über unsere Begeisterung für das Warehouse geschrieben? In Nelson konnten wir ganze Nachmittage darin verbringen. Sicher ist die Qualität der Dinge nicht so toll (jedoch nehmen sie anstandslos alle Sachen zurück und geben das Geld wieder, wenn man den Kassenzettel noch hat), es riecht sehr chemisch im ganzen Lagerhaus (also alles vorher waschen, bevor man es benutzt) und sicher sind einige Sachen „von Kindern für Kinder“ hergestellt, wie Olga es ausgedrückt hat. Für den kleinen Backpackergeldbeutel jedoch ist es ein Paradis an Schnäppchen und man weiß gar nicht, was man alles gebrauchen kann! Diesmal leistete ich mir eine kurze Hose (heiße Temperaturen). Außerdem kauften wir noch einmal eine gelbe Spraydose für das Auto und griffen zu, als wir sahen, dass die Bodyboards nur 11 Dollar kosteten. Bodyboards sind eine Altenative zu Surfboards, Oberkörpergroß, aus Styropor und mit Stoff bezogen (oder auch nicht). Unsere war zwar eins für Kinder mit Pirat drauf, aber sehr süß und es stellte sich als unsere neue Lieblingssportart heraus, hat sich also voll gelohnt. Wir rissen uns zurück und kauften keinen Neoprenanzug, obwohl auch die supergünstig und stylisch waren. Aber wir mussten uns ja bald auf zwei Rucksäcke begrenzen.
Nächster Halt war der süße Ort Kawakawa. Der Künstler Hundertwasser lebte hier in seinen letzten Lebensjahren, etwas außerhalb in einem Haus ohne Stromanschluss. Er half dem Ort zu einem guten Dauerumsatz durch eine ganz besondere Attraktion: die Hundertwassertoilette. Fährt man durch den Ort, muss man ganz genau Ausschau nach etwas sonderbarem suchen, sonst fährt man vorbei. Hier in Neuseeland ist es üblich, dass an der Hauptstraße jeder Laden an den nächsten grenzt, also eine durchgängige Mauer an Häusern entsteht. Nahezu jeder Laden hat außerdem ein herausstehendes Vordach über dem Erdgeschoss, dass den Fußgängerüberweg überdacht, was sehr praktisch bei Regen ist. Witzig ist ja, dass der Laden meist nur ein Erdgeschoss besitzt, jedoch eine riesige geschwungene verzierte Fassade, die oft den Anschein hat (mit Fenster und allem), als gäbe es einen zweiten Stock. Schaut man jedoch von der Seite oder hinten, sieht man, dass sich nichts dahinter befindet. Das nur so zwischendurch. Also aufgrund von dieser Überdachung ist es ein bisschen schwer, die Toilette, die sich in die Ladenreihe eingliedert sofort zu sehen. Jedoch fällt auf, dass an einer Stelle des langen Daches auf einmal Pflanzen wachsen und das beige lange Gras vom dach hinunter schaut. Und dann wundert man sich, wie man diese Architektur übersehen konnte: bunte knubbelige ungleichmäßige Säulten und ein Baum, der durch ein Loch der Vordaches hindurchwächst markieren den Eingang dieser wundervollen Toilette. Ich hatte es mir vorher nicht so wunderbar vorgestellt, aber diese Toilette ist wirklich etwas besonderes und man sollte diesen Stopp nicht auslassen, auch wenn man in Eile ist. Die Fotos sprechen für sich und es ist fast unmöglich, sie zu beschreiben. In typischer Hundertwasserart wirkt alles zusammelgepuzzelt, jedoch in einer wunderbar positiven fröhlichen und irgendwie doch geordneten Art. Man hat ein angenehmes, naturverbundenes Gefühl hier auf Toilette zu gehen und als Touristenatraktion Nummer Eins ist die Toilette sehr gut gepflegt. Aus Cleaner-Sicht bemitleide ich jedoch ein bisschen die Putzfrauen, die die tausenden Fugen sauber halten müssen.
Irgendwann war auch das schönste Toilettenerlebnis zu ende (übrigens die ertse Toilette, auf der ich mich fotografiert habe).
Der nächste Ort mit dem wunderschönen Namen Paihia wartete schon auf uns. In der Nähe wurde der umstrittene Vertrag von Waitangi geschlossen, der zwischen einigen Maoristämmen und der englischen Krone geschlossen wurde. Wir fuhren am Vertragshaus vorbei und fanden die Harurufalls, einen wasserfall, der nicht sehr beeindruckend war, aber gut für ein Picnic oben auf den Steinen im Wasser wäre, falls jemand mal Lust darauf hat. Und schließlich ging es an dem Tag noch nach Kerikeri. Laura hatte uns noch einen Tipp für ein tolles Hostel direkt am Statehighway gegeben (jedoch ruhig gelegen): das Farmhostel im Orangen- und Mandarinenhain. Hier hatte sie eine Weile für Unterkunft gearbeitet und tatsächlich war es ein sehr guter Tipp! Der Besitzer des Hostels ist deutsch und die deutsche Ordentlichkeit hält hier Einzug. Witzige Hühner (ganz eigenartige Rassen, die aussehen, als wären sie grad frisiert worden und würden die Natur nicht überleben), zwei alte Hunde (der Schäferhund ist unglaublich schlau und legt sich gerne so vors Auto, dass er nur durch einen Hundekeks wegbewegt werden kann und wenn man nicht schnell genug ist, legt er sich erneut davor, um noch mehr Kekse abzustauben) und dicken gefleckten Schweinen (die nach Apfelsinen riechen müssten, so viele, wie sie essen). Wir schliefen erneut im Van und nutzten die Hosteleinrichtungen mit. Am Abend lernten wir zwei selbstständige Veranstaltungstechniker kennen und quatschten bis tief in die Nacht. Die zwei kauften Jere die Gitarre ab und wir sind froh, dass sie nun in so guten Händen ist.