Querdenken ist schwer. Sind Querdenker Freaks?

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Sind Querdenker Freaks?

Bis Edward de Bono den Begriff „Querdenken“ positiv besetzt hat und als Kreativitätstechnik weiterentwickelt hat, wurden Querdenker hauptsächlich als Querulanten abgestempelt, die nicht in der Lage sind, sich in gesellschaftliche Muster und Erwartungen einzufügen. Der Begriff „Querdenken“ war eindeutig negativ besetzt.

Genauso wie der Begriff „Freak“. Mit Freaks assoziiert man Außenseiter, Leute, die nicht dazu gehören. Der picklige Typ, der auf dem Pausenhof immer geärgert wird und mit dem kein Mädchen gehen will – das ist ein Freak.

Aber genau dieser picklige Typ wird später vielleicht etwas erfinden, das eine Branche revolutioniert und wird dabei ein mächtiger Monopolist und steinreich. Und zwar genau deshalb, weil er sich nicht in die bestehenden Strukturen einfügt, sondern versucht, etwas Eigenes zu erfinden. Eben anders zu sein.

Die Freaks unter den Unternehmen: Freak Companies

Beim Begriff Freak zeichnet sich, ebenso wie beim Querdenken, ein Bedeutungswandel ab. Das zeigen die „Freak Companies“, die mit den tradierten Wirtschaftsregeln brechen und einfach ihre eigenen schaffen. Ihr Vorteil: Sie machen die Regeln, sie agieren, statt zu reagieren.

Die Welt wandelt sich mit rasender Geschwindigkeit, Strukturen lösen sich auf, neue entstehen und die Märkte innovieren heute schneller denn je. Um mit diesen Prozessen umgehen zu können, braucht man auch neue Management-Methoden – genau die entwickeln die Freak Companies und werden damit zum Treiber des Wandels statt sich vom Wandel treiben zu lassen.

Auch ihre Produkte sind „freaky“: Darunter fällt z.B. das selbstfahrende Auto von Google oder Uber, das dran und drauf ist die Taxis zu verdrängen und gerade beginnt, eine ganze Branche weltweit zu revolutionieren. Mit ihren Ideen lösen sich die Freak Companies aus bestehenden Denkmustern, sie denken über das Bestehende hinaus. Sie denken quer.

Und wer soll das kaufen?

Das Problem am Querdenken ist leider, dass die breite Masse einem nicht folgen kann, wenn man gedanklich um die Ecke geht. Denn die meisten Menschen denken logisch und linear, statt assoziativ, kreativ und kontraintuitiv.

Dietmar Dahmen hat sich in seinem Blog Beitrag „Das große Ideensterben“ mit genau diesem Problem beschäftigt. Er ist zu dem Schluss gekommen, dass die beste Möglichkeit, um wirklich innovative Produkte zu verkaufen, darin besteht, die Innovation klein zu reden.

Denn Menschen mögen nun mal keine Veränderungen – als Beispiel führt er das iPhone an. De facto ist ein iPhone ja kein „Phone“ mehr, sondern ein kleiner Computer, mit dem man eben auch telefonieren kann. Aber das hätte den Menschen Angst gemacht und sie verunsichert. Und so ist Apple auf die kluge Strategie gekommen, die Sparte der Smartphones zu gründen. Siehe da – die Leute kauften es!

Die Folge: Unsere Art zu kommunizieren hat sich radikal verändert. Aber über die weitreichenden Folgen wussten wir eben noch nicht Bescheid, als wir uns unser erstes Smartphone zulegten.

Netzwerke fördern das Querdenken

Tödlich für Querdenken sind lineare Strukturen, Einbahnstraßen von Befehlsgeber und Befehlsempfänger. Das Querdenken und seine Verbreitung hängt deshalb auch eng mit einem Wandel der Führungs- und Unternehmenskultur zusammen.

Die digitale Welt mit ihren netzwerkartigen Strukturen unterstützt Denkweisen wie das Querdenken. Denn im Web 2.0 verläuft Kommunikation nicht mehr linear, „top-down“, sondern sie hat viele Knotenpunkte. Jeder kann Sender, jeder Empfänger sein. Ideen und Informationen verbreiten sich deshalb auch rasend schnell – und werden ständig angereichert durch neuen Input, neue Perspektiven, über alle Grenzen hinweg.

Distanzen, egal ob räumlich und zeitlich oder in Bezug auf Status, Rolle oder Funktion, lösen sich im Netz auf. Genau diese Prozesse lassen Assoziationen zu, die dann wiederum neue Ideen schaffen – kreuz, quer und freaky. Ein enormes Lernfeld für tradierte Unternehmen für die starre Prozesse, Richtlinien, normierte Kompetenzmodelle, eintönige Performanceprozesse und streng hierarchische Strukturen noch das Credo sind.

Die Zeiten ändern sich, und zwar rasant. Schön, wenn man zu denen gehört, die den Mut haben, quer zu denken und quer denken zu lassen.


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