Atmosphärisch, spannend und ganz ohne die üblichen Fantasy-Klischees auskommend – Quendel von Caroline Ronnefeldt ist ein wahrer Lesegenuss für alle Fans der literarisch hochwertigen Fantasy-Klassikern. Endlich konnte ich die lang ersehnte Fortsetzung lesen. Quendel 2 – Windzeit, Wolfszeit ist noch düsterer und spannender als der erste Teil.
Ich gebe euch Einblicke in den zweiten Teil der Quendel-Saga und obendrauf habe ich Quendel-Autorin Caroline Ronnefeldt zum Hügelland, Pilznamen und der Liebe zu Tolkien befragt.
Darum geht´s in Quendel 2 – Windzeit, Wolfszeit
Beda, Bullrich Schattenbart und der kleine Blodi – etliche Bewohner des Hügellandes sind zu Schaden gekommen, als sich in einer schrecklichen Nacht die Grenzen zu einer anderen Welt zu öffnen schienen. Doch die unverbesserlichen Quendel wollen das Maskenfest ganz normal feiern, als wäre nichts geschehen. Vergeblich mahnt Odilio die Bewohner des Hügellandes zu erhöhter Wachsamkeit und erinnert an die alten Sagen und Legenden.
Doch kaum einer hört auf ihn und so sind die Quendel großteils unvorbereitet, als das Unheil erneut und schrecklicher als je zuvor zuschlägt.
Denn wie in den zwölf Raunächten im Winter sind auch am Tage des Maskenfests, wenn der Pilzmond in den Nebelmond wechselt, die Grenzen zur Anderswelt durchlässig und passierbar. Sie werden kommen, um Jagd abzuhalten, mit den Bewohnern des Hügellandes als leichte Beute. So ihr nicht achtsam und klug seid und wartet, bis die dunklen Nächte vorbei und die Übergänge wieder verschlossen sind.
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Atmosphärische Spannung ohne Fantasy-Klischees
Während im ersten Teil der Quendel-Saga die Geschehnisse einer einzigen Nacht erzählt wurden, setzt der zweite Band Quendel – Windzeit, Wolfszeit einige Wochen später die Geschichte fort.
Diesmal steht das im Hügelland beliebte Bäumelburger Maskenfest im Fokus, zu dem die Vorbereitungen auf Hochtouren laufen. Während die kleine Gruppe um Odilio, Hortensia und Zwentibold vor großen Gefahren warnen, nehmen die anderen Quendel die verstörenden Vorzeichen nicht sonderlich ernst. So kommt es wie es kommen musste: Wir befinden uns wieder einmal im beängstigenden suppigen Nebel, der nichts Gutes verheißt. Vor lauter gruseligen Masken weiß keiner mehr Freund und Feind zu unterscheiden.
Toll ist, dass man diesmal in einem Namensregister die einzelnen Quendelsippen nachschlagen kann. Während auch Band zwei der Quendel ganz ohne Romanzen oder Schwertkampf auskommt, könnte ich mir vorstellen, dass im dritten Teil dann doch eine Schlacht auf uns warten wird. Nur mit welchen Waffen besiegt man Sagengestalten?
Interview mit Autorin Caroline Ronnefeldt
Liebe Caroline, Sie haben bisher als Illustratorin gearbeitet und mitunter auch einige Kinderbücher illustriert. Nun ist Ihnen als Autorin die Fortsetzung der Fantasy-Reihe Quendel geglückt. Wie kam der Wandel, selbst zu schreiben? Und wie lange haben Sie bereits vorher die Geschichte der Quendel in Ihrem Kopf gehabt?
Ich habe eigentlich schon immer beides gemacht: gezeichnet und geschrieben, (immer sehr viel gelesen) und wusste lange Zeit nicht, welcher der beiden Neigungen oder Begabungen ich denn nun professionell den Vorzug geben sollte. Während meiner Arbeit als Illustratorin habe ich z.B. eigene Texte für Bilderbücher verfasst, die ich bei den Verlagen vorgestellt habe. Mit den Quendeln befasse ich mich bestimmt seit über zehn Jahren, habe mir zuerst eher spielerisch Notizen gemacht und vor allem Karten angelegt, die mich beim Zeichnen immer tiefer ins Hügelland entführten.
Wahrscheinlich ist Bullrich Schattenbart schon deshalb zum „Kartenschreiber von Grünlohe“ geworden. Irgendwann habe ich dann damit angefangen, die Geschichte wirklich aufzuschreiben – aber auch das zuerst nur für mich, im stillen Kämmerlein, neben meinen Illustrationsjobs zum eigenen Vergnügen, ohne beim Verfassen auf irgendetwas Rücksicht nehmen zu müssen. Das waren sehr versponnene Nachtsitzungen bei Kerzenschein, bis ich merkte, dass es mir mit den Quendeln wirklich ernst ist und ich das Manuskript probeweise einer Literaturagentur angeboten habe, die es prompt angenommen hat.
Die Quendel erinnern von ihrem Gemüt sehr an Tolkiens Hobbits – und auch das Hügelland der Quendel scheint einiges vom Auenland zu haben. Ist diese Ähnlichkeit bewusst gewählt? Und wenn ja, wie kam es dazu?
Ja, natürlich, die Nähe zu Tolkien will und kann ich gar nicht leugnen: ohne Tolkien keine Quendel. Wobei es mich ausgesprochen freut, dass viele Leser zwar die atmosphärische Nähe zum Hobbit oder sogar dem Herrn der Ringe feststellen, dabei aber betonen, dass sie meine Geschichte nicht als Plagiat empfinden. Das ist für mich das größte Kompliment, dass es überhaupt zu diesem Vergleich kommt. Denn der Herr der Ringe war für mich mit ungefähr 14 Jahren mein literarisches Erweckungserlebnis par excellence: kein anderes Buch hat mich jemals so fasziniert und bis heute geprägt.
Die Tiefe des Tolkienschen Kosmos: die Zeitalter, Landschaften und Völker Mittelerdes mit ihren verschiedenen Sprachen, die für besonders viel Authentizität sorgen, Tolkiens Ideenreichtum und große Poesie sind natürlich zum Glück unnachahmlich. Was ich aber zu meinem eigenen Vergnügen versuchen wollte, war eine Welt zu erfinden, die ähnlich dicht und feingesponnen sein sollte. Denn ich war mir eigentlich sicher, dass dies nicht nur aus der reichen angelsächsischen Mythologie zu schöpfen ist, sondern auch – ohne es nationalistisch ambitioniert zu meinen – aus den hiesigen Märchen- und Sagenwelten.
Mit gefallen neben Ihrem Fingerspitzengefühl für atmosphärische Details besonders die zahlreichen Pflanzen- und Pilznamen der Quendel. Und zu gerne würde ich wissen, ob sich meine Vorstellung der Quendel mit der Ihren deckt. Warum haben Sie Ihren eigenen Roman nicht auch selbst illustriert?
Die Verwendung der Pilznamen war einer der glücklichsten Zufälle während der allmählichen Erfindung der Quendel. Denn ich war auf der Suche nach einem guten Vorrat klangvoller Namen, ohne, um nocheinmal Tolkien zu erwähnen, über sein philologisches Wissen alter Sprachen zu verfügen. Namen sind für mich jedoch ungeheuer wichtig und es gibt in der Fantasy viele rein klangliche Namenskreationen, die fast klischeehaft nach Fantasy klingen. Irgendwann stieß ich dann in einem alten illustrierten Pilzbuch auf diese fast abgedreht zu nennenden deutschen Pilznamen, die mit nahezu besessener Akribie das Aussehen der jeweiligen Pilzart in der Bezeichnung gleich mitliefern.
Das ist wohl typisch deutsch, auf eine schrullige Art wunderbar kreativ und für mich ein schier unerschöpflicher Vorrat der großartigsten Quendelnamen und auch ihrer Flüche: Samtfuß-Krempling oder Grünspan-Träuschling, Geschundener Schirmling und Gestiefelter Schleimkopf lassen sich kaum toppen, bzw. selbst erfinden. Dieser Schatz reicht noch für Generationen von Quendelsippen….
Zum Aussehen der Quendel: ich habe sie mir, ein wenig diffus ausgedrückt, wie „deutsche Hobbits“ vorgestellt, wie auch immer sie im Detail aussehen mögen – auf jeden Fall haben sie keine pelzigen Füße. Sozusagen die kontinentalen Verwandten der Auenlandbewohner, ebenfalls kleinwüchsig, zäh und eigensinnig, in ihrer Lebensweise ländlich geprägt und naturverbunden, dabei durchaus mit einem gewissen Standesbewusstsein und einem tiefen Sinn für Gemütlichkeit und gutes Essen.
Wie sie genau aussehen, überlasse ich bisher der Phantasie meiner Leser und meiner eigenen, ohne es niederzuschreiben. Dabei war es niemals meine Absicht, meine Romane zu illustrieren – ich denke, ich male darin mit Worten und das ist für mich etwas von meinen Bildern Abgetrenntes, obwohl ich sehr gerne die Cover der beiden Bücher und die Landkarte illustriert habe.
Quendel ist für mich einer der außergewöhnlichsten Fantasy-Romane, da auf Gewalt in Form von Schlachten und Scharmützeln sowie kitschige Romanzen vollkommen verzichtet wird. Oder erwartet uns eines von beidem in einem möglichen dritten Teil?
Dass meine Quendel allein durch den Verzicht auf Schlachten und kitschige Romanzen auffallen, empfinde ich als Kompliment. Denn genau das habe ich fast reflexartig atmosphärisch immer vermieden. Wenn man schreibt, erzählt man sich ja zunächst einmal die Geschichte selbst und die obigen, mitunter abgegriffenen und klischeehaften Zutaten in der Fantasy langweilen mich. Umgekehrt gibt es natürlich auch kritische Stimmen, die besonders den ersten Band der Quendel in der Spannungsentwicklung als zu langsam, die Sprache zu kompliziert oder altertümlich empfinden und wohl auch Action und Liebesdramen vermissen.
Das ist halt alles Geschmackssache und es lebe die Vielfalt – ich hoffe aber, bei allen tragischen und romantischen Wendungen, welche die Abenteuer der Quendel im dritten Teil noch nehmen werden, meinem Stil und nicht zuletzt der eher bodenständigen Eigenart der Hügellandbewohner treu bleiben zu können.
Ich liebe die Fantasy-Romane von Tad Williams und Patrick Rothfuss, die beide sehr detailverliebt schreiben (ich oute mich als Fan von Schachtelsätzen und seitenstarken Fantasy-Reihen). Wer ist – neben Tolkien – Ihr/Ihre Lieblingsautor/in?
Meine Vorlieben sind da ganz ähnlich gelagert: ich bevorzuge umfangreiche Bücher, die durch eine gute und reiche Sprache eine stimmige Atmosphäre schaffen, die einen fesselt und in die Handlung und die individuelle Ideenwelt des Autors hineinzieht. Das muss für mich nicht auf den ersten zwanzig Seiten geschehen: lieber Detailreichtum statt schneller Spannung, was für mein Empfinden keinesfalls langweilig ist. Ich lese querbeet – neben Tolkien mit seiner ganz besonderen Bedeutung für mich, fällt es mir schwer, einen ausgesprochenen Lieblingsautoren zu nennen. Ich mag sehr gerne Charlotte Bronte, Herman Melville, oder die Romane von Jane Austen. Um aber an dieser Stelle drei mich begeisternde, sehr unterschiedliche und (im weitesten Sinne) klassische Fantasyromane zu nennen:
- „Jonathan Strange & Mr Norrell“ von Susanna Clarke
- „Das Festmahl des John Saturnall“ von Lawrence Norfolk
- „Der Stein von Duncton“ von William Horwood.
Und ich bin ein großer Fan von Harry Potter und George R.R. Martins „Das Lied von Eis und Feuer“
Welches Buch lesen Sie gerade selbst?
Weil ich für den dritten Teil der Quendel bestimmte mythologische Hintergründe recherchiere, um der Handlung eine authentische Tiefe zu verschaffen, lese ich derzeit „Das Reich der Nachtdämonen – Angst und Aberglauben im Mittelalter“ von Claude Lecouteux, in dem sich erstaunliche Quellen zur „Wilden Jagd“ finden. Daneben zur Entspannung einen schottischen Krimi von Peter May, in dem die dramatische Landschaft der nördlichen Hebriden eine wichtige Rolle spielt.
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♥ Autor: Carolin Ronnefeldt
♥ Verlag: Ueberreuter Verlag
♥ ISBN: 978-3764170967
♥ Altersempfehlung: ab 14 Jahren
♥ Seiten: 480
♥ Preis: 19,95 €
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