Queer gelesen: Unerklärlich logisch und hoch emotional

Queer gelesen: Unerklärlich logisch und hoch emotionalIst irgend eine Situation kritisch oder gefährlich, dann heißt es bei Sam und Sal: No bueno. Nur diese zwei Worte. Weil beider Leben nicht einfach ist, kommt es ziemlich oft vor, dass sie diese zwei Worte sagen. Ihre richtigen Namen sind Salvador und Samantha, sie leben in El Paso in Texas und sind 17 Jahre alt. Sie reden über fast alles – per SMS oder real, sie fluchen, lachen und weinen gemeinsam. Best friends.
Ein weiterer wichtiger Mensch in Sals Leben ist sein schwuler Dad Vicente. Weswegen er in der Schule manchmal angemacht und “Schwuchtel” genannt wird.
Manchmal schlägt Sal dann zu – ohne Nachzudenken. Er weiß, dass das nicht okay ist. Und er versucht zu lernen, zwischen sich und seinen Schlagreflex einen bewussten Gedanken zu stellen. Was manchmal funktioniert. Ob diese Wut im Bauch und der Wunsch, zu schlagen, von seinem biologischen Vater kommen? Sal hat ihn nie kennen gelernt. Auch an seine Mom kann er sich nicht erinnern. Diese Geheimnisse sollen erst am Ende dieses dramatischen und sehr emotionalen Jugendromans gelöst werden. 

Momentan häufen sich die Probleme in Sals Leben. Nicht nur, dass seine geliebte mexikanische Großmutter Mima sehr krank ist, schließlich taucht auch noch Marcos auf – der Ex von seinem Dad. Auch die Schwierigkeiten in Sams Leben gehen nicht spurlos an Sal vorbei. Jede Menge Drama! Und da er ein wirklich sensibler junger Mann ist, macht er sich auch jede Menge Gedanken um alles Mögliche. Fast zu viel! Ein sorgenloser Jugendlicher? Nicht Salvador Silva. In sehr kurzen Kapiteln, welche mit den jeweiligen Problemen überschrieben sind, tauchen wir ein in seinen Alltag. Das hört sich dann so an: Sam. Trauer. Sylvia. Mima / Ich. Ich? Wer? / Schwuchtel. Wieder dieses Wort

Obwohl er fast erwachsen ist, fühlt Sal sich manchmal wie ein Fünfjähriger, der nichts anderes will, als in einem Haufen Blätter spielen. Ein Fünfjähriger mit einem gierigen Herzen, der wollte, dass seine Großmutter ewig lebte (Seite 122). Natürlich müssten all die Blätter gelb sein, so gelb wie die Blätter des Maulbeerbaums in Mimas Garten.
Am meisten verrückt aber macht ihn tatsächlich, dass er nichts über seinen biologischen Vater weiß. Auch wenn er gleichzeitig ahnt, dass die Erkenntnis darüber ihm auch nicht helfen würde. Das genau ist die Unlogik seines Lebens: … wünschte ich mit meinem windschiefen Herzen, dass mein Dad der Mann wäre, der mich gezeugt hat (Seite 150).

Manchmal wollte ich Sal in den Arm nehmen und doll drücken, dann wieder wollte ich ihm sagen, es müsse jetzt auch mal gut sein. Und dass es doch am besten sei, einfach mal los zu lassen. Dass er den coolsten Dad der Welt und die beste Freundin des Universums hätte. Dass Vicente immer an seiner Seite gewesen sei, ihm Mut, Vertrauen und Liebe gegeben hätte, jeden verdammten Tag. Und kann man sich eine bessere Freundin wünschen als die wütende und immer ehrliche Samantha Diaz?!

Autor Benjamin Sáenz beschäftigt sich in seinem Roman nicht nur mit dem Queer-Thema und der Bedeutung von familiärer Zugehörigkeit in einer nicht-biologischen Familie. Weitere Themen sind drogenkranke Eltern sowie Tod, Sterben und Loslassen. Ein wichtiges und mutiges Buch – von dem ich mir ein bißchen weniger an Drama und Emotion gewünscht hätte. Auch hat mich das ewige Fluchen gestört.
Am Ende der Story angekommen, dachte ich dennoch, wenn ich nicht selbst bereits eine ganz wundervolle und manchmal ein bißchen verrückte Familie hätte, ich wünschte mir eine wie die Familie Silva. Mit der großzügigen liebevollen Mima, Hund Maggie, den drei Adoptivkids, dem schwulen Papa Vicente und seinem Partner Marcos. Mit jeder Menge Ups and Downs, mit Halloween und Thanksgiving. Mit Schneeflocken und Schneeballschlacht im Winter, glutheißer Hitze im Sommer und leise zur Erde segelnden gelben Blättern im Herbst.

Queer gelesen: Unerklärlich logisch und hoch emotional

Benjamin Alire Sáenz. Die unerklärliche Logik meines Lebens. Aus dem amerikanischen Englisch von Uwe-Michael Gutzschhahn. Verlag Thienemann GmbH. Stuttgart 2017. 508 Seiten. 16,99 €



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