Batteriespeicher in Haushalten werden immer attraktiver. Die Systempreise für Lithiumspeicher pro genutzter Kilowattstunde sind in den Jahren 2014 und 2015 jeweils um 18 Prozent gefallen. Das Argument, dass Heimspeicher unwirtschaftlich sind, zählt kaum noch. Anfang 2016 waren im Bundesgebiet bereits 34.000 Stück installiert und die Nachfrage bleibt hoch, wie der SolarContat-Index zeigt. Nur auf einer Ebene höher als Quartierspeicher gibt es noch kaum Projekte, es fehlt einfach an Angeboten und am Geschäftsmodell. Die Strombank in Mannheim ist dafür ein gutes Beispiel mit mehreren Nutzen.
Solarspeicher werden wirtschaftlich attraktiver
Eine Meldung des Solar-Cluster Baden-Württemberg von dieser Woche zeigt die aktuelle Entwicklung der Stromspeicher auf. Bei steigendem Haushaltsstrompreis und fallenden PV-Anlagenkosten können die Speicher in 2017 oder 2018 bereits wirtschaftlich betrieben werden. Batteriespeicher können den Eigenverbrauchsanteil der PV-Anlage von 30 Prozent auf ca. 60 Prozent verdoppeln und damit die Einsparung gegenüber dem Strombezug aus dem Netz entsprechend erhöhen.
Experten räumen den neuen Speicherkonzepten trotz der momentanen Hindernisse große Marktchancen ein.
„In den nächsten Jahren wird der Siegeszug solcher Modelle nicht mehr aufzuhalten sein“, sagt Carsten Tschamber vom Solar Cluster. „Sinkende Speicherpreise, steigende Stromkosten und die weiter fallende EEG-Einspeisevergütung werden die neuen Sonnenstromspeicherkonzepte wirtschaftlicher machen. Nötig sind aber auch bessere gesetzliche Rahmenbedingungen, damit Speicher gleichberechtigt Zugang zum Energiemarkt bekommen.“
Quartierspeicher brauchen neue Geschäftsmodelle
Bei Heimspeichern ist das Geschäftsmodell klar ersichtlich – die Einsparung durch günstigeren PV-Strom vom Dach gegenüber dem Netzbezug. Auf der Ebene der Stadtteile oder Quartiere fehlt es noch an entsprechenden Geschäftsmodellen. Dabei haben diese Speicher durch die Größe den Vorteil, dass sie günstiger sind pro kWh Speicherkapazität
Ein solches Modell für ein Quartierspeicher ist die Strombank, die in Mannheim seit 1,5 Jahren betrieben wird. Der Großspeicher auf Lithium-Ionen-Basis mit einer Kapazität von 116 kWh wurde vom Energieversorger MVV Energie und der Firma ads-tec aus Nürtingen in Betrieb genommen und ist an das Niederspannungsnetz der MVV Energie im Stadtteil Rheinau-Süd angebunden. Er hat in diesem Jahr beim Euroforum Stadtwerke-Award den ersten Preis gewonnen.
Sonnenbank Quartierspeicher in Mannheim
Die Batterie ist in einem 20-Fuß Container untergebracht und speichert den Strom aus unterschiedlichen PV-Anlagen und Blockheizkraftwerken. Das Energiemanagementsystem wird von ads-tec in einer Strombank-App visualisiert. Diese visualisiert Stromerzeugungs-, Speicher- und Verbrauchsdaten. Vergleichbar zu einem Bankkonto weiß man jederzeit, wie viel Strom gerade im Speicher vorhanden ist. An Stelle des Euro wird bei der Strombank jedoch mit Watt gehandelt. Zur Zeit wird der Speicher von 14 privaten Haushalten und 4 Gewerbebetrieben genutzt, ist aber noch auf das Fünffache ausbaufähig.
Der Quartierspeicher gleicht auf lokaler Ebene, also dezentral, die Stromerzeugung und den -verbrauch aus.
Die Teilnehmer verfügen über eine Art Girokonto für Strom mit einer Größe von 4 kWh, in das sie überschüssigen Strom einspeisen und bei Bedarf wieder abrufen können. Hinzu kommt ein Vermarktungskonto, über das sie in das MVV-Netz einspeisen können, wenn das Girokonto voll ist und sie zuhause weiterhin einen Stromüberschuss erzielen. Der Batteriespeicher kann aufgrund seiner hohen Flexibilität aber auch Dienstleistungen zur Stabilisierung des Stromnetzes in Form von Regelenergie anbieten.
Große Speicher sind günstiger aber dafür müssen Umlagen und Abgaben bezahlt werden
Der Vorteil: Aufgrund des großen Formats ist der Speicher pro kWh rund halb so teuer wie 18 einzelne. Zudem können die Speicherkapazitäten besser genutzt werden. Nicht alle Haushalte und Unternehmen brauchen den Riesenakku gleichzeitig, ihr tageszeitlicher Verbrauch ergänzt sich. Das senkt die Kosten pro gespeicherter kWh weiter.
Jedoch fallen im Gegensatz zu Home-Speichern Netzentgelte, EEG-Umlage und Stromsteuer für denjenigen an, der Strom speichert und ihn dafür durch das öffentliche Stromnetz leitet. Und das nicht nur beim Einspeichern, sondern zusätzlich auch beim Strombezug aus dem Speicher. Das bremst eine Verbreitung der Idee in andere Regionen derzeit aus.
Quartierspeicher sind Zukunftsaufgabe für kommunale Versorger
Laut ads-tec zeigen aktuelle Untersuchungen, dass knapp 75% der befragten Personen derzeit das Strombankmodell dem Heimspeicher klar vorziehen. Die Teilnehmer befürworten, Speicherkapazität als Ressource zu teilen und begrüßen die Steuerung und Verwaltung durch den Betreiber.
Die Strombank stellt daher eine attraktive Alternative dar, da sie Synergieeffekte bietet. In der Verantwortung kommunaler Versorger kann Energiespeicherung für die Allgemeinheit sinnvoll genutzt werden und stellt damit nicht den persönlichen Eigenverbrauch in den Vordergrund, der oftmals auch als Entsolidarisierung bezeichnet wird. Als Quartierlösung können so die Speicherkapazitäten optimal genutzt und die lokale Wertschöpfung gesteigert werden.
„Mit der Strombank ist Strom plötzlich greif- und erfassbar – vergleichbar mit unserem Geld auf dem privaten Bankkonto. Die Menge des selbst erzeugten Stroms, die eigenen Verbrauchsdaten sowie die Strommenge, die in der Batterie gespeichert wird und später wieder nutzbar ist, werden so visualisierbar und nachvollziehbar“, ergänzt Thomas Speidel, Geschäftsführer von ADS-TEC.
Stabilisierung des Stromnetzes ist eine Zusatzaufgabe für Quartierspeicher
Als weitere Funktion kann der Batteriespeicher aufgrund seiner hohen Flexibilität Dienstleistungen zur Stabilisierung des
Stromnetzes in Form von Regelenergie anbieten. Da StoraXe® Batteriesysteme von ADS-TEC bis in den Multi-MW-Bereich skalierbar sind, können Quartierspeicher in allen Größen realisiert werden.
Die Teilnehmer der Strombank werden ausgestattet mit speziellem Messequipment bestehend aus Smart-Meter sowie dem Firewall Sicherungssystem von ADS-TEC, mit welchem alle Daten der Erzeuger über das Energiemanagementsystem in der hauseigenen Cloud Big-LinX® zentral gesammelt und ausgewertet werden können. Big-LinX® bietet in Verbindung mit der bewährten Smart-Card Technologie maximale Datensicherheit wie bei einer Bankkarte und wird über einen
deutschen Server betrieben. Die Befragungen haben hierzu ergeben, dass fast 90% der Teilnehmer nach dem Einbau der ADS-TEC Messbox mit BigLinx®, Firewall und Smart Meter keine Bedenken bezüglich der Datensicherheit haben. Über die von ADS-TEC entwickelte Strombank-App können alle Teilnehmer mit einem Tablet-Computer wie bei einem Online-Bankkonto ihren virtuellen Strom überwachen. Seit September 2015 kann überschüssiger Strom auch im Quartier angeboten werden.
In der App sind die potenziellen Verkaufsmengen und die möglichen „Erlöse“ dargestellt. Das Projekt ist planmäßig im März 2016 zum Abschluss gekommen. Die Daten können nun weiter ausgewertet und Vermarktungsmöglichkeiten geprüft werden.
Quartierspeicher sind Beitrag zur dezentralen Energiewende
Das ist eine dezentrale Energiewende, wie ich sie mir vorstelle. Der Strom wird lokal gespeichert, gehandelt und verbraucht. Zudem wird das lokale Verteilnetz durch den Speicher entlastet. Ob das Projekt aber ohne die Förderung des Umweltministeriums Baden-Württemberg wirtschaftlich tragbar wäre, wurde nicht genannt. Es ist aber immerhin eines der möglichen Geschäftsmodelle für Quartierspeicher und damit ein wichtiger Beitrag zur dezentralen Energiewende.
Kennt Ihr weitere solcher Projekte oder Lösungen für Quartierspeicher? Ich stelle gerne weitere solcher Projekte vor.