Quartalssuff

Diese Veranstaltung findet aller drei Monate einmal statt.

Immer an einem Sonntag, immer in der selben Pinte, immer zur gleichen Zeit, immer von den selben KellnerInnen betreut. So regelmäßig dass – sollte sich einer von uns auch nur um 5 Minuten verspäten – das Personal aufmerksam reagiert.

“Nanu – so spät heute?”

Ja. Lenchen hatte nämlich die Uhr verstellt. Diese lief zwar “richtig”, zeigte also die MEWZ, aber ich dachte, dass die Uhr noch in der MESZ hängt, was bedeutet hätte, ich hätte eine Stunde mehr ~ KOKOLORES.

Ich verspätete mich also, trank einen Strafschnaps und schon waren wir in der Fortsetzung des Gesprächs von vor drei Monaten. Er hatte aus Schwedt an der Oder seine Mutter nach Berlin geholt, ins Heim, worin es ihr sehr, sehr gut gefalle, weshalb ich mir das Heim unbedingt einmal ansehen sollte.

“Das wäre doch auch was für Deine!”

Ich ahne Gutes und doch …

“… – Meine würden nie in ein Heim gehen.”

Obsessiv, denn “Heim ist immer schlecht”, ahnten sie vor der Wende und sahen sich durch eine investigative Reportage des Wendezeit-Journalismus bestätigt. Ausgerechnet aus Halle an der Saale ward berichtet, wo diese, deren Vermutung geboren ward.

“Enkelkinder” ist stets das zweite Thema. Er hat bereits welche, ich noch nicht. Was ihn klar bevorteilt, denn er kann zum Tagesordnungspunkt reden. Seine sollen wohl schön, süß und darüber hinaus auch noch klug sein – eine Wertung, die ich nie und nimmer von einem Großvater vermutet hätte.

Nun wäre eigentlich das Thema “Traumfrau” dran. Ich habe eine, er nicht.

“Ätsche-Bätsch!”

Aber ich verzichtete großmütig. Glück ist kein Pferd, das man ins Rennen schickt. Glück ist keine Ware. So dass wir schon nach dem sechsten Bier beim Thema “Gerechtigkeit” ankamen.

Ist es gerecht, wenn die Enkel bei einem Scheidungsfall den zerstrittenen Familien paritätisch zugeteilt werden? Oder sollte man nicht lieber besser die Enkelzeit durch die Anzahl der Personen teilen, die jeder Teil der zerstrittenen Familie für sich aufzuweisen hat? ~ ”Du musst es mit der Gewichteten-Entscheidungsmatrix-Methode objektivieren”, lallte ich. “Nur sollte man sich darauf”, *grins oberschlau* “irgendwie einigen.”

Dann musste ich herzhaft lachen, weil ich selbst merkte, WIE BLÖDE das ist.

“Time to Say Good Bye” sang mir plötzlich ein gewisser Bocelli ins Ohr, wir zahlten, fuhren auseinander und wer sich bis hierher gelangweilt hat, dem geschieht ausnahmsweise recht.

Gerechtigkeit ist nämlich, wenn nicht nur ich mich langweile, sondern alle anderen auch. 


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