Quarkauflauf mit Sauerkirschen

Von Becky

…oder auch die Frage danach, wie Heimat schmeckt.

Verknüpft ihr eigentlich Essen auch stark mit Erinnerungen? Bei bestimmten Kombinationen von Fett, Zwiebeln und Mehl denke ich beispielsweise sofort und ohne es zu steuern an meine Großmutter. Wenn ich meiner Kleinen ein Brot in Dreiecke schneide, denke ich an meinen Vater, der das manchmal machte (das Brot schmeckte dann wie durch Zauberhand gleich viel besser!). Wenn ich Avocados esse, denke ich an meinen Schüleraustausch nach La Rochelle, der an sich nicht besonders toll war, in dem ich aber die besten Avocados meines Lebens gegessen habe. Wenn ich Shortbread esse, denke ich daran, wie mein Freund und ich eine große Dose davon in Inverness kauften und im strömenden Regen im Auto welche aßen. Ich könnte ewig so weitermachen…

Ein ähnliches Phänomen kennt auch Luisa Weiss, die auf The Wednesday Chef bloggt. Luisa kocht und backt sich ebenfalls an andere Orte mit ihrem Essen – in ihre Kindheit in Berlin, zu ihrer damaligen Tagesmutter und in einen Ausflug in die DDR, nach Boston zu ihrem Vater (der übrigens auch Mathematiker ist, wie ich, was mir die ganze Familie gleich noch sympathischer machte) oder zu ihrer italienischen Familie mütterlicherseits. All diese Geschichten erzählt die Wahl-Berlinerin nicht nur auf ihrem Blog, sondern auch in ihrem lesenswerten Buch „My Berlin Kitchen“, das es schon einige Jahre auf dem Markt gibt, ich aber erst jetzt gelesen habe. Das Buch lässt sich toll lesen, Luisa erzählt von ihrem Leben zwischen Berlin, Boston, Paris, New York und Italien und beschreibt vor allem auch ihre ständige Zerrissenheit zwischen den verschiedenen Welten. Von außen liest sich ihr Lebenslauf erst einmal traumhaft, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht immer so schön ist, wenn man mitten drin steckt. Auch beim Lesen hatte ich selbst an zwei Stellen Tränen in den Augen und das passiert mir bei Büchern selten.

Aus diesem Buch stammt auch das Rezept, was ich euch heute mitgebracht habe: Einen Quarkauflauf mit Sauerkirschen. Der Auflauf ist fast wie ein Soufflé, ist luftig-flaumig und die Kirschen kuscheln sich wunderbar in diese Quarkwolken ein. Das Ganze ist nicht allzu süß und es ist ein wunderbares Soulfood.

Zutaten:

3 Eier

100 g Zucker

500 g Quark

1/2 TL Backpulver

1/2 TL Zimt

40 g Grieß

350 g Sauerkirschen

1 Prise Salz

1 große Auflaufform, eingefettet

Zubereitung:

  • Den Backofen auf 190 °C vorheizen.
  • Dafür sorgen, dass man eine komplett fettfreie Schüssel hat (ich bin da ehrlich gesagt immer übervorsichtig und wasche die Schüsseln und Mixstäbe noch einmal extra ab, bevor ich Eischnee schlage.) In diese fettfreie Schüssel das Eiweiß geben, das Eigelb kommt in eine zweite Rührschüssel.
  • Nun mit (ebenfalls fettfreien!) Rühr-Mixstäben die Eiweiße zu Eischnee schlagen. Dabei langsam beginnen und später stärker rühren lassen.
  • Sobald der Eischnee fertig ist, alle anderen Zutaten – bis auf die Kirschen – mit zum Eigelb geben und alles gut verrühren. Anschließend die Kirschen dazu geben und mit einem Spatel vermischen. Dann vorsichtig den Eischnee unterheben, dabei nicht zu sehr rühren, sonst verfliegt die ganze Luftigkeit.
  • Die gesamte Masse in die vorbereitete Auflaufform geben und leicht glatt streichen.
  • Den Quarkauflauf im vorgeheizten Backofen ungefähr 30 Minuten backen, bis die Oberfläche leicht braun wird und eventuell Risse bekommt. Aus dem Ofen nehmen und warm servieren.

Guten Appetit!

In dem Buch „My Berlin Kitchen“ erzählt uns Luisa Weiss ihre Geschichte und bereichert sie mit jeder Menge Rezepten. Trotzdem ist dies nicht in erster Linie ein Kochbuch! Es gibt keine Bilder zu den Rezepten, dafür jede Menge Geschichten. Der Erzählstil war für mich sehr angenehm, es ist nicht anstrengend, das Buch zu lesen, sondern sehr angenehm und wie ein Gespräch auf der Couch mit einer lieben Freundin. Wer gern liest, reist und kocht, wird dieses Buch bestimmt so gern lesen wie ich!

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Das Buch „My Berlin Kitchen“ von Luisa Weiss umfasst rund 380 Seiten, kostet 14,99 Euro und erschien bei Limes.

Vielen Dank für die Bereitstellung als Rezensionsexemplar.