Qualitätsjournalismus, und dann gibt es noch die ZEIT

In letzter Zeit haben ja die Verschwörungstheoretiker in Bezug auf den Aufstand in Libyen wieder Hochkonjunktur und übertreffen sich gegenseitig in waghalsigen Vermutungen, die sie selbstverständlich als Tatsachen hinstellen.
In einem aber haben sie recht: Es ist sehr bedenklich, heutzutage von “seriösem Journalismus” zu sprechen, denn leider lässt es sich nicht von der Hand weisen, dass in den online-Zeitschriften das Niveau großteils sehr mangelhaft ist. Oft schnell hingeschludert, um auch ja schneller als alle anderen zu sein, wimmeln sie vor Schreibfehlern, oft werden Zitate und Bilder falsch zugeordnet, und nicht selten werden die Hintergründe nicht ausreichend “festgeklopft” und Falschmeldungen entstehen. (Etwa bei SPON habe ich in den letzten 3 Tagen 4 Artikel gelesen, die im Nachhinein, wie unten zu lesen war, korrigiert werden mussten, weil sie falsche Angaben enthielten.) Man weiß in der Tat nicht, was man glauben kann und darf, und wenn man die TV-Nachrichten dazu nimmt, gibt es erst recht Verwirrung. Die meisten Berichte sind tendenziös, und es ist erstaunlich, wie gefärbt und sinnverändernd ein- und dieselbe Nachricht oft ist, je nachdem, von welchem Sender sie kommt und worauf die Be-Tonung liegt und welche Formulierung gewählt wird.
Ich will “die Journalisten” nicht über einen Kamm scheren, doch man muss sehr lange suchen, um einen seriösen und glaubhaften Bericht zu finden.
Auf der Jagd nach Lesern ist inzwischen alles recht, und je reißerischer ein Artikel ist, umso besser. Die vielgescholtene BILD macht es seit Jahrzehnten mit einer hohen Auflage vor; obwohl sie doch eigentlich gar keiner liest. Aber – man weiß bei der BILD, woran man ist, man weiß, dass dort nur Dreck und Lügen gebracht werden, und dass man nichts glauben darf.
Aber wie ist es mit und bei der ZEIT? War diese Zeitung nicht einmal das Vorzeigeblatt für seriösen und gut recherchierten Journalismus, wo man schöne Formulierungen und interessante Analysen fand, wo man gut informiert wurde? Für die auch Leute wie Altbundeskanzler Helmut Schmidt geschrieben haben?
Die ZEIT hat einen Artikel über die Fünfzigjährige Serie PERRY RHODAN veröffentlicht, der selbst für BILD-Niveau noch weit unterhalb der Wasseroberfläche liegt. Der Verfasser rotzt und kotzt im Charlotte Roche-Stil über eine Serie, die er nach eigenem Geständnis gar nicht kennt, titelt, was an Dummheit und historischer Unkenntnis kaum zu überbieten ist, mit “Der Ersatz-Hitler aus dem All“, und schreibt in noch dazu jammervoll grottenschlechtem Stil über Schund. Na, darin kennt er sich bestens aus und setzt neue Maßstäbe – oder gar eine neue Definition? Es geht nicht darum, dass er die Serie nicht mag, sondern darum, dass er nicht die geringste Ahnung hat, worüber er da schreibt, dass er nicht schreiben kann, dass er nichts recherchiert hat, und dass auch seine Bildung reichlich mangelhaft ist. Und dann geht es noch darum, welche Redaktion so etwas durchgehen lässt, zu dem noch dazu ein völlig falsches Video geliefert wurde, was man erst auf Leserhinweis bemerkt.
Komme mir bitte keiner “dafür liest du das auch umsonst”, das ist das blödeste Argument überhaupt, denn entweder betreibe ich Journalismus, oder ich lasse es bleiben, und wenn etwas nichts kostet, muss es trotzdem der Wahrheit entsprechen, korrekt recherchiert und seriös verfasst werden!
Was die ZEIT hier geliefert hat ist beschämend und schadet dem ohnehin angeschlagenen Stand des Journalismus in unglaublicher Weise.
Den Link zu diesem unglaublichen Mist sollte ich eigentlich nicht angeben, denn diese Aufmerksamkeit hat dieses Schmuddelblatt nicht mehr verdient. Aber er dient als Warnung. Hier

Nachtrag wenige Minuten später: Die ZEIT hat ganz schnell den Titel geändert: “Der Weltraum als großer Modelleisenbahn-Keller” heißt er jetzt. Ja, so einfach kann man im Netz radieren. Aber es ist und bleibt so: Das ausgesprochene Wort kann nicht zurückgenommen werden. Der ursprüngliche Titel bleibt oben bestehen.


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