Es ist so verführerisch! Du hast schon tolle Flugmanöver an Land hinter dir und konntest richtig tolle Bilder einfangen. Nun steht ein Bootsausflug an und du träumst nachts schon von den Videos, die du auf offener See einfangen kannst. Doch nach einigen Überlegungen entstehen immer mehr Fragezeichen über deinem Kopf und du bist dir nicht mehr sicher, wie du das Ganze anstellen sollst. Schließlich soll dein Multikopter nicht baden gehen!
Genauso ging es uns auch vor unserem ersten Start von einem Boot aus. Doch nach vielen Überlegungen haben wir es dann doch geschafft, fantastische Luftaufnahmen von einem Boot aus einzufangen. Hier verrate ich dir, wie wir das geschafft haben und welche Tipps du unbedingt beachten solltest!
Checkliste Drohnen-Equipment
Damit du bei deinem Start alles dabei hast, habe ich dir zunächst die wichtigsten Dinge zusammengestellt, die du für deinen Drohnen-Flug von einem Boot aus brauchst:
- Drohne (in unserem Fall die Phantom 2 mit Zenmuse Gimbal)
- Kamera (in unserem Fall eine GoPro Hero 4 Black Edition)
- Mindestens 1 Ersatz-Akku
- Laptop, um die Aufnahmen nach dem ersten Flug zu kontrollieren und bei weiterem Flug Änderungen vorzunehmen
- Sonnenbrille
- Sonnencreme
- Kopfbedeckung (wir schwören auf die Buff-Tücher)
Überlegungen vor dem Start
Von einem bewegten Objekt aus zu fliegen birgt diverse Gefahren. Die größte Angst hatten wir, dass wir die Verbindung zu unserer Drohne verlieren. In diesem Fall löst die Phantom den Failsafe-Modus aus. Wie sich der Kopter dann verhält, entscheidest du in der Software DJI Phantom Assistant.
Option 1: Landing
Wenn du dich für diese Option entscheidest, dann sinkt die Drohne einfach, sobald ein Fehler auftritt bzw. du die Verbindung verlierst. Vor unserem ersten Start vom Boot aus haben wir das an Land getestet. Leider ist die Drohne schon nach fünf Sekunden gelandet. Wenn du auf dem Boot bist, hast du bei einem Failsafe nicht genügend Zeit zu reagieren. In der kurzen Zeit kannst du kein Boot wenden und rechtzeitig zum Landepunkt steuern und du kannst vermutlich nicht ins Wasser springen und den Kopter auffangen. Es sei denn, du fliegst die ganze Zeit nur direkt über dem Boot. Falls das nicht zutrifft, dann würde ich von dieser Option abraten.
Option 2: GoHome and Landing
Hast du in der DJI Assistant Software den GoHome and Landing Modus eingestellt, dann hast du etwas mehr Zeit. Sobald ein Fehler auftritt, steigt die Drohne auf 20 Meter (Höhe kannst du selbst in Software festlegen), fliegt dann zurück zum Startpunkt und landet. Damit hast du zunächst einmal mehr Zeit. Doch nutzt du diese Funktion falsch, dann kann das dein Problem noch verschlimmern.
Normalerweise wirst du die Drohne wie gewohnt einschalten, dann starten und die Drohne hinter dir her fliegen lassen. Falls du das machst, dann fliegt die Drohne im Ernstfall entgegen der Richtung, in die dein Boot fährt. Bevor das Boot gewendet hat, könnte also alles zu spät sein.
Der sicherste Weg
Doch es gibt eine recht einfache Lösung, die trotzdem den GoHome and Landing-Modus nutzt. Sagen wir, du möchtest auf dem Meer die Strecke zwischen den Punkten A und B filmen. Dann fährst du mit dem Boot erst zum Punkt B, schaltest dort die Drohne ein und wartest, bis sie die Home-Position gespeichert hat (schnelles grünes Blinken). Merke dir ungefähr, wo der Punkt ist. Du kannst dich evtl. an markanten Punkten am Strand oder an Bojen orientieren. Schließlich fährst du zu Punkt A, startest die Drohne und ihr fahrt zurück zu Punkt B. Das hat den riesigen Vorteil, dass die Drohne im Notfall in Richtung Fahrtrichtung fliegt und du sie bei einem Failsafe einfacher „jagen“ kannst. Die Strecke zwischen A und B sollte jedoch die Distanz der normalen Reichweite deiner Drohne nicht überschreiten, weil es sonst zu Fehlern kommen kann.
Den Kopter einschalten
Wenn du mit deiner Bootscrew die Manöver abgesprochen hast und ihr an Punkt B angekommen seid, dann kannst du deine Drohne einschalten. Auch dabei musst du ein paar Dinge mehr beachten als an Land. Wenn die Drohne das GPS-Signal empfängt und die Home-Position speichert, dann sollte sich der Kopter nicht bewegen. Das ist echt schwierig auf offener See und vollkommener Stillstand wirst du kaum erreichen. Diese vier Möglichkeiten hast du trotzdem, um für eine möglichst stabile Position zu sorgen:
- Boot sollte nicht mehr fahren und nur noch im Wasser treiben.
- Bitte gerade auf kleinen Booten alle Passagiere, sich hinzusetzen. Wenn Menschen über das Boot laufen, wird es automatisch schaukeln.
- Das Boot gegen die Wellen stellen.
- Warten, bis die Wellen von vorbeifahrenden Booten ausgestanden sind.
In einer möglichst ruhigen Position kannst du dann deinen Multikopter einschalten und warten, bis die Home-Position gespeichert ist. Falls es zu ungewöhnlichen Blinkzeichen kommt, schalte die Drohne lieber einmal mehr aus und wieder ein. Hat die Drohne die Home-Position wie gewohnt gesichert, könnt ihr zu Punkt A fahren.
Hinweis: Dein Quadrokopter braucht auch während der Fahrt von Punkt B zu Punkt A Strom. Rechne also damit, dass dein Akku schon beim Start nicht mehr voll geladen ist und deine Flugzeit geringer als üblich ausfällt!
Start und Landung der Drohne vom Boot aus
Sobald du an Punkt A angekommen bist, geht es in die heiße Phase. Beim Start kann einiges schief gehen, wie dieses Video zeigt:
Wenn du nicht möchtest, dass dir das gleiche wie dem Piloten im Video passiert, dann solltest du ein paar Dinge beherzigen.
Zuallererst sollte das Boot im Stillstand sein, wenn du abhebst. Außerdem würde ich dir dringend empfehlen, deinen Kopter aus der Hand zu starten. Auf dem Meer kann schnell mal eine Welle oder ein Windstoß kommen. Wenn es schlecht läuft, dann kracht dein Quadrokopter gegen die Bordwand und verschwindet anschließend im Meer. Dieses Risiko minimierst du mit meiner Empfehlung. Wie sonst auch solltest du kurz nach dem Start erst mal schauen, wie sich die Drohne in der Luft verhält. Erst wenn du dich sicher fühlst, sollte das Boot losfahren.
Dieselben Empfehlungen gelten auch für das Landen: Boot stoppen und am besten die Drohne mit der Hand auffangen.
Was du sonst noch berücksichtigen solltest
Bevor du überhaupt mit dem Boot ablegst, solltest du am Ufer die Kompass-Kalibrierung durchführen. Dort stören keine Metallgegenstände und du bist im Stillstand.
Dass du auf möglichst wenig Wind achtest, ist selbstverständlich.
Vielleicht bin ich etwas übervorsichtig, aber falls das Boot mit viel Funktechnik ausgestattet ist, würde ich in Ufernähe zunächst einen Testflug machen.
Ansonsten kannst du noch zwei Dinge ausprobieren, die wir selber allerdings noch nicht erprobt haben:
Zum einen kannst du an deine Drohne eine selbstauslösende Bojen montieren, mit denen dein Kopter bei einem Absturz im Meer für 24 Stunden an der Wasseroberfläche treibt. Zum anderen kannst du ab der Phantom 3 noch eine App nutzen, die dir und somit dem Boot beim Filmen folgt. Hier gibt es mehr Infos!
Bonustipps: Wann du auf dem Meer am besten startest
Die Gezeiten spielen da eine wichtige Rolle. Je nach Region kann es sein, dass bei Ebbe viele Steine bzw. Korallenriffe aus dem Wasser gucken. Das sieht auf einem Video nicht besonders schön aus. Daher ist es meistens besser bei Flut zu fliegen. Natürlich hängt das stark von deiner Umgebung ab. Am besten beobachtest du die Gezeiten ein paar Tage vorher schon.
Eine andere wichtige Rolle spielt der Stand der Sonne. Am Morgen und am späten Nachmittag strahlt die Sonne in einem schrägen Winkel aufs Wasser, sodass sich die Sonne reflektiert. Falls du ins Meer hineinfilmen möchtest, z.B. um Korallengärten festzuhalten, dann stört das. Für solche Szenen ist es besser in der Mittagszeit mit der Drohne zu fliegen, um den Winkel der Sonne bei möglichst 90° zu haben.
Es bleibt riskant
Nun habe ich dir viele Tipps gegeben, wie du alle Risiken bei einem Drohnenflug von einem Boot bzw. einem Schiff minimierst. Dennoch kann ich dir nicht garantieren, dass deinem Kopter nichts passieren wird. Ich drücke dir jedoch die Daumen, dass alles gut geht!