Bürger des Emirates Qatar gelten als jene Menschen mit dem höchsten durchschnittlichen Jahreseinkommen. Außerdem müssen die glücklichen Staatsangehörigen des Emirats keinerlei Steuern, Gebühren oder Abgaben bezahlen. So gut wie alle sozialen Einrichtungen, wie Schulen, Krankenhäuser u.ä. sind kostenlos. Wasser und Strom sind ebenfalls gratis. Darüber hinaus soll jeder Qatari das Anrecht auf eine großzügige, schlüsselfertige Villa haben.
Für all diese Wohltaten müssen die Qataris natürlich hart arbeiten? - Falsch! Für das Geld, das die Wüstensöhne automatisch vom Staat erhalten, müssen sie nichts oder fast nichts tun. Jedoch hat jeder Bürger des Staates Qatar zusätzlich die Möglichkeit, auf nationaler und internationaler Ebene Geschäfte zu machen, Handel zu treiben, Dienstleistungen anzubieten und auf diese Weise das Einkommen weiter zu mehren. Davon wird auch reichlich Gebrauch gemacht und zwar mit Hilfe ägyptischer und indischer Manager und einer riesigen Zahl an schlecht bezahlten Gastarbeitern, - stammend aus unterentwickelten Ländern.
Möglich macht diesen märchenhaften Reichtum Qatars North Field, in dem nach wie vor unvorstellbare Reserven an Erdgas schlummern. Es soll sich um eine Gasmenge von 910 Trillionen (eine Trillion ist eine 1 mit 18 Nullen) Kubikfuß handeln. Das Erdgas wird in Ras Laffan verflüssigt und dann mit speziell gebauten Tankern hauptsächlich nach Japan verschifft.
Natürlich hat dieses Schlaraffenland auch Nachteile: Jegliche Kritik am politischen Führungsstil des Emirs Sheikh Hamad bin Khalifa al Thani ist unerwünscht. Das bedeutet, dass es eine echte politische Opposition im Land nicht gibt. Weil das Emirat aber blüht und gedeiht wie kaum ein anderes Land in der Welt und inzwischen auch die Frauenrechte signifikant vorankommen, scheint dies zur Zeit kein Problem. - Im Jahr 1995 war der heute führende Emir durch einen unblutigen Staatsstreich erster Mann im Staat geworden. Sheikh Hamad entmachtete seinen Vater Sheik Khalifa, als dieser sich gerade in der Schweiz aufgehalten hatte. Der alte Vater Sheikh Khalifa al Thani, hatte das Land nach erzkonservativen Kriterien regiert und einen vorsintflutlichen Gottesstaat installiert. Nach dessen Entmachtung drohte er seinem Sohn zunächst mit fürchterlicher Rache. Aber glücklicherweise geschah nichts und wenige Jahre später kam es dann zur Versöhnung zwischen Vater und Sohn.
Ich weilte insgesamt zehnmal in Qatar (Hauptstadt: Doha) und verbrachte zusammen genommen etwa ein halbes Jahr im boomenden Wüstenstaat, der nur etwa halb so groß wie Hessen ist. Viele unvergessliche und traumhaft schöne Erinnerungen sind mit meinen Besuchen verknüpft. Aber auch daran erinnere ich mich sehr gut: Als ich zum ersten mal im 50 (!) Grad heißen Doha angekommen war, fragte ich Herrn Gerhard Foltin, Generalmanager des Doha Sheraton Hotels, wann es denn eigentlich in Qatar zuletzt geregnet hätte. Er antwortete: "Vor exakt acht Jahren".
Wenn man nachfolgende Bilder betrachtet, hat man nicht den Eindruck, dass sie in Qatar, einer der heissesten und menschenfeindlichsten Regionen der Welt, entstanden sind. Überall sind (importierte) Blumen gepflanzt und es plätschern fröhlich die Wasserfälle. Pflanzen und Palmen scheinen sich genauso wohl zu fühlen wie die Menschen, die den Luxus des pyramidenförmigen Doha-Sheraton-Hotels genießen, - zu sehen im Hintergrund des Fotos.