Pussy Riot, Foto: Wikipedia
In diversen Qualitätsjournaillien wird Zar Putin als großer Held gefeiert – zu seinen 60. Geburtstag kommen einige der Speichellecker gar nicht mehr aus ihrer Lobhudelei heraus1 . Seit Ex-Kanzler Schröder ihn “einen lupenreinen Demokraten” nannte, scheint der Mann hinter dem gefallenen eisernen Vorhang zu so etwas wie ein Vorbild für deutsche Politiker und Journalisten abzugeben. Endlich wieder ein starker Mann, zu dem man aufschauen darf!
Daran hat sich offenbar seit Tucholskys Zeiten nichts geändert: noch immer brüllt der deutsche Spießbürger nach starker Führung. Und das wissen Politiker auszunützen: “Die Deutschen akzeptieren robuste politische Führung.” sagte seinerzeit Helmut Kohl2.
Doch zurück zum Gefeierten: Wladimir, der Gnadenreiche hat sich zur Verurteilung der Pussy Riot geäußert3: “Sie haben es gewollt, und sie haben es bekommen.” Denn “mit ihrer Protestaktion in einer Moskauer Kirche hätten die Musikerinnen ‘die Grundfesten der Moral untergraben’.” Vermutlich sogar die Grundfesten der putinschen Demokratie erschüttert…
Und Deutschland? In Deutschland erregen sich evangelische Theologen über die Nominierung der Band für den Wittenberger Lutherpreis.4.
Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung erinnert an den Reformator Martin Luther, der seine Überzeugung vor fast 500 Jahren mutig und standhaft vor Kaiser und Kurie verteidigt hatte.
Einmal davon abgesehen, dass ich einen Preis, der im Namen eines Antisemiten und Verachters der einfachen Bauern vergeben wird, nicht sonderlich wertschätzen kann; dass sich die Theologen nun mit Verweis auf “Gotteslästerung” gegen die Preisvergabe aussprechen kommt mir genauso beschränkt vor, wie die Idee, diesen Preis an Pussy Riot zu vergeben.
Nic
- Die Welt: Putin feiert 60. Geburtstag in St. Petersburg ↩
- Telepolis: Akzeptieren die Deutschen eine starke politische Führung? ↩
- ORF: Putin verteidigt Urteil gegen Pussy Riot ↩
- SPON: Theologen rügen Nominierung der Band Pussy Riot ↩