Pussy Riot, Foto: Wikipedia
Heute beginnt in Moskau der Prozess gegen die drei Mitglieder der Punktband Pussy Riot. Dabei haben sich Staat und Kirche in Russland gegen die Freiheit der Kunst – und die Mitglieder der Band – verbunden.
Die TAZ1 schreibt dazu:
Schon seit fünf Monaten sitzen die drei Protagonistinnen der russischen Performance-Gruppe in Untersuchungshaft. Ein Gericht verlängerte die U-Haft im Juli noch einmal. Bis Januar dürften die Punkerinnen mindestens noch einsitzen.
Das Verfahren soll vor dem Moskauer Bezirksgericht stattfinden, das in dem Ruf steht, Putin-nah zu sein. In seinen Räumen fand auch der Prozess gegen den früheren Oligarchen und Eigentümer des Yukos-Konzerns Michail Chodorkowski statt, der zu mehrjähriger Lagerhaft verurteilt wurde.
Die Staatsanwaltschaft will die Gruppe wegen „Rowdytums“ zur Verantwortung ziehen. Sieben Jahre Haft sieht das Gesetz dafür maximal vor. Dass die Kirche im Schulterschluss mit dem Staat an den demutslosen Frauen ein Exempel statuieren möchte, verbergen die Verantwortlichen nicht. Das „Rowdytum“ wird noch durch den Vorwurf des Schürens „konfessionellen Hasses“ verschärft.
Wie eng die Verflechtung zwischen Thron und Kreuz in Russland derzeit sind, zeigt sich am diesem Fall besonders gut. Der Klerus versorgt den (lupenreinen Demokraten) Putin mit Legitimität, der Kremlchef wiederum erhebt die Kirchenoberen zu Repräsentanten einer Quasi-Staatskirche. Und die “Mildtätigkeit” der Kirche und deren “Demut” zeigen sich in diesem Falle besonders drastisch:
Statt Gnade und Nachsicht zu üben, verlangte der offizielle Kirchensprecher, Wsewolod Tschaplin, strafrechtliche Konsequenzen: „Wir können und werden nicht in einem Staat leben, der solche Unverschämtheiten zulässt.“ Gotteslästerung wirft die Kirche den Inhaftierten vor, obwohl die seit der antiklerikalen Revolution 1917 keinen Straftatbestand mehr darstellt.
Nic
- http://www.taz.de/!98300/ ↩