Zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilte das russische Gericht die Punk-Rock-Band Pussy Riot (Jekaterina Samuzewitsch, Marija Aljochina und Nadeshda Tolokonnikow). Ihr Verbrechen: Am 21. Februar 2012 sangen die drei Frauen ohne Genehmigung in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale ein „Punk-Gebet“ gegen Ministerpräsident Wladimir Putin und die Vertreter der Russisch-Orthodoxen Kirche – der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche hatte bei der Präsidentschaftswahl eine klare Präferenz für Putin ausgesprochen. Doch obwohl sich Pussy Riot nach der Aktion bei den Gläubigen entschuldigten, klickten die Handschellen. Urteilsbegründung: „Rowdytum aus religiösem Hass … bewusste Planung der öffentlichen Missachtung der kirchlichen Ordnung … Verletzung religiöser Gefühle von Gläubigen.“
Während des Prozesses und nach der Urteilsverkündigung gab es rund um den Globus und auch vor Ort enorme Sympathiebekundungen für die Punk-Band und harsche Kritik gegen das Urteil von Vertretern der Politik, des Sports, der Kunst und Kultur. Zu ihnen zählen beispielsweise Sting, Udo Lindenberg („Die Frauen müssen sofort freikommen“), Udo Jürgens („Die Haft ist vollkommen überzogen“), Madonna (wurde dafür vom russischen Vize-Ministerpräsident öffentlich verhöhnt) und Paul McCartney.
Musik hatte in der Geschichte der Menschheit stets nicht nur unterhaltende Aspekte. Musik wurde und wird ebenso verwendet, um politische Botschaften zu vermitteln, die Menschen aufzuwühlen und zum Nachdenken zu bewegen – man denke nur an Songs der Anti-Kriegsbewegungen in den USA. Glücklich können sich jene nennen, die in einem System leben, wo Meinungsfreiheit geachtet wird, wo über Kritik miteinander diskutiert wird, wo dem System Unbequeme nicht durch Inhaftierung mundtot gemacht werden.
Kaum wurde das Urteil gegen Pussy Riot ausgesprochen, wird Präsident Putin erneut von Pussy Riot mit einem Lied kritisiert: „Putin entzündet das Feuer“ Im Text wird gesungen, dass die Band nicht weggeschlossen werden kann, dass das Land Abschied vom Regime nehmen soll, Putin auf Wiedersehen gewünscht wird. Vor dem Gerichtsgebäude spielte eine maskierte Aktivistin die CD ab und warf CDs in die auf den Urteilsspruch wartende Menge.
Recherche und geschrieben Heidi Grün