Purim

Ich habe zuletzt über Gebote – so genannte „Mizwot“ philosophiert und wie man zumindest einige davon erfüllt. Oder – wie ich es fälschlich ausgedrückt habe – „sich holt“. Diese Beschreibung finde ich persönlich unterhaltsamer, da ich hiermit fast zu einer Art „Jagd“ auf gute Taten aufrufe. Das kann kein Fehler sein.Ebenfalls habe ich davon geschrieben, dass man die heiligen Schriften kennen sollte. Eine eher historische als prophetische Schrift ist die so genannte „Megillah“ – oder auf Deutsch das „Buch Esther“.

Man schlage seine Bibel auf. Oder besser – aus Respekt – man schlage sie nicht auf, sondern öffne sie (es kann auch eine christliche Bibel sein. Die ist großteils mit der jüdischen kompatibel. Inkompatibel ist hingegen der islamische Koran. Ich denke, da läuft ein anderes Betriebssystem… Wenn ich mir diese Sätze so ansehe komme ich nicht umhin, zu befürchten, dass der Programmierer in mir heraus will).

Jedenfalls suche man nach dem Buch „Esther“. Die Geschichte ist nicht allzu lang. Man sollte sie in einem Abend fertiggelesen haben und nach dem Lesen auch recht glücklich sein, da sie im Vergleich mit anderen Kapiteln der heiligen Schrift äußerst flüssig und leicht lesbar verfasst wurde.

Die Geschichte die lt. religiösen Quellen auf einer wahren Begebenheit beruht – bzw. diese sogar wiedergibt, von Historikern jedoch teilweise bis großteils angezweifelt… hm … egal, von diesen Pessimisten lasse ich mich nicht beeinflussen… spielt im alten Babylon.

Ja, man kann Land stehlen. Man braucht nur eine große Schaufel dazu

Ja, man kann Land stehlen. Man braucht nur eine große Schaufel dazu

Damals wie heute war das Gebiet um Israel heftig umkämpft. Wie heute denken recht viele Völker, dass genau sie ein Anrecht auf dieses Stück Land haben. Mit dem Unterschied, dass heute die ganze Welt zu wissen denkt, wer Israel von wem gestohlen hat (was heißt eigentlich gestohlen? Kann man Land „stehlen“?).

Ich drifte ab. Seinerzeit waren es die Babylonier, die einen Großteil der Welt ihr eigen nannten. Israel gehörte auch dazu. Die Elite des Landes – Priester, Leviten, Schriftgelehrte und Gelehrte – brachte man nach Babylon – fern von der Heimat, wo man sich auch zum ersten Mal intensiv damit beschäftigte, wie man als gläubiger Israelit im Ausland lebt.

Von den Juden in Babylon handelt auch das Lied „By the rivers of Babylon“ von Boney M.

Aber die Band Boney M hat damals noch keine gute Stimmung verbreitet. Die kamen erst später. Stimmung machte damals ein Anderer. Der Minister Haman. Die Stimmung war auch nicht besonders gut, die er verbreitete. Soweit ich weiß, hat er auch nicht gesungen.

Aufgrund dessen, dass sich der Jude Mordechai (Adoptivvater der Königin und lebensretter des Königs) nicht vor diesem Minister niederknien wollte, versuchte Haman zu veranlassen, dass die Kinder Israels ermordet werden. Glücklicherweise war eine der Frauen des Königs eine Jüdin – ihr Name war Esther. Wenn ich mich jetzt recht erinnere, wusste der Herrscher nicht, dass auch sie dem Volke angehörte, das derzeit in Babylon – im Exil hauste. Da eine Frau in der damaligen Zeit nicht so viel zu sagen hatte – noch dazu nicht dem König sollte es eine große Herausforderung werden den König umzustimmen.

Die geplante Ermordung der Kinder Abrahams hätte zweifelsfrei ein großes Unglück dargestellt.

Wie in vielen anderen Glaubensströmungen gingen auch die damaligen Juden davon aus, dass ein verehrendes Unglück deshalb zustande kommt, weil man irgendwie gesündigt hat. Deshalb fasteten die babylonischen Israeliten einige Tage, bevor sich Esther ans Werk machte.

Wenn ich meinen Blog als Kultur-Zeitschrift verwenden würde, würde ich auch Bücherrezessionen schreiben. Hier jedoch sollte dem geneigten Leser nicht die Spannung an einem der spannendesten Werke im Buch der Bücher genommen werden. Deshalb verrate ich das Ende und wie es weitergeht nicht. Jüdische Leser meines Blogs wissen es wahrscheinlich ohnehin.

Aber einiges kann ich noch erzählen. An diesen Tagen fastet man auch noch in der heutigen Zeit. Beim Fastenbrechen gibt es dann ein mit süßer Füllung ausgestattetes Gebäck, das sich „Hamantaschen“ nennt und vom Aussehen an die Ohren dieses Finsterlings aus dem Buche Esther erinnert.

Ebenso ist Purim – so nennt sich dieser Feiertag im Judentum – so etwas wie Karneval. Kinder und Erwachsene verkleiden sich und es finden auch vielerorts Theaterstücke statt, die die Geschichte der Megillah erzählen.

Auch in unserer Synagoge fand sich eine Gebetsrunde ein deren Vorbeter sich als Chinese verkleidet hatte:

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Mein Blog ist ja sehr Judentumlastig. Das gebe ich offen zu. Daher präsentiere ich euch zum Abschluss dieses Artikels passend zur Verkleidung des Vortragenden einen chinesischen Witz:

Hu Feng trifft seinen Freund Juo Shang.
Sagt Hu Feng zu ihm:“Na, wie war die Bar Mizwa deines Sohnes?“

In diesem Sinne ein fröhliches verspätetes Purim!!!


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