PS3
Veröffentlicht am 18. September 2013 | von Christoph Stachowetz
Wertung
Summary: Kreativer und ziemlich umfangreicher Plattformer mit herausragender Präsentation, der aber recht bald repetitiv wird.
Jump'n'Run
Das Plattformer schon seit einiger Zeit ihr großes Revival feiern, dürfte wohl keinem Gamer wirklich verborgen geblieben sein. Mit Puppeteer (zu deutsch: Der Puppenspieler) schickt Sony eine neue und kreative IP ins Rennen.
Wie unser erster Blick beim Hamburger Entwickler-Event bereits gezeigt hat, setzt die Produktion vor allem auf kurzweilige Unterhaltung und einen spielerischen Anspruch, der für jedes Alter geeignet sein soll. Dies kann beides auch tatsächlich schon nach recht kurzer Spielzeit bei der fertigen Retail-Version von Puppeteer bestätigt werden: Ein überaus imaginatives Szenario, welches gleichermaßen verspielt-humorvoll wie auch düster und teils schwarzhumorig ist, wurde hier rund um ein anspruchsvolles Jump’n’Run gewoben.
In einer etwas inhaltlich überladenen Einleitung wird dem Spieler mittels charmanter Erzählstimme (im Original mit breitem britischen Akzent) und in einer wahren audiovisuellen Explosion die Geschichte rund um den jungen Protagonisten Kutaro näher gebracht, der in eine Puppe verwandelt und dann sogleich der Kopf von der Ursache allen Übels, dem Moon Bear King, abgerissen wird. Mit einer Vielzahl an (vermeintlich) nützlichen Ersatzköpfen und einer magischen Schere bewaffnet macht sich Kutaro nun auf, dem Treiben der Schergen des Moon Bear Kings und auch diesem selbst Einhalt zu gebieten.
Puppeteer vermag sich auf den ersten Blick kaum von den Heerscharen aller anderen Plattformer abzuheben: Springen, Gegner vernichten, Endgegner, wiederholen. Dieses Grundprinzip des Genres verwebt das Spiel allerdings in eine Reihe an interessanten Erweiterungen: So stellt der sichtbare Spielausschnitt am Bildschirm zuallererst eine Theaterbühne dar, auf dem das Geschehen (also das Gameplay) von Zusehern mit hörbarem Staunen, Applaus und Gelächter konstant untermalt wird. Die Struktur dieses Side-Scroller mit zweidimensionaler Perspektive in 3D-Umgebungen vermittelt zudem ein Gefühl von räumlicher Tiefe, denn die einzelnen Level im Handarbeits-Look rutschen förmlich aus dem Hintergrund in die spielbare Nähe.
Auch die „Calibrus“ getauften magischen Schneidwerkzeuge stellen mehr dar als eine bequeme Möglichkeit, sich diverser Gegner zu entledigen, denn hiermit können auch einzelne Bühnenobjekte wie Sterne, Wolken oder Blätter zerschnitten und damit zugleich als Schwebe- bzw. Fortbewegungsmittel genutzt werden (jede Schnittbewegung lässt die Spielfigur etwas in der Luft segeln). Ein weiteres Feature stellt die magische Feen-Begleitung namens Pikarina dar, die entweder via rechtem Analog-Stick oder Move-Controller (ein Co-Op Partner natürlich vorausgesetzt) mit unterschiedlichen Objekten im Hintergrund interagieren kann und so etwa versteckte Juwelen oder ähnliches zugänglich macht – ein Vergleich zu Rayman ist hier durchaus angebracht. Die erwähnten Köpfe, die erkämpft oder gefunden werden wollen, verleihen dem kopflosen Protagonisten zusätzliche Fähigkeiten, die zumeist Level- bzw. Ort-spezifisch anzuwenden sind.
Doch bei all den durchaus interessanten und kreativen Features, der tollen Präsentation und den abwechslungsreichen Boss-Kämpfen bleibt leider eines auf der Strecke: Das Gameplay selbst. Angesichts der überraschend langen Spielzeit von Puppeteer stellt sich bald Ernüchterung ein, denn der Spielverlauf erweist sich in den teils 20-30 Minuten langen Leveln recht schnell ermüdend und iterativ. Auch die erhofften Änderungen durch den Wechsel von Köpfen sind großteils rein kosmetischer Natur. Das Zusammenspiel von Hintergrundmusik, Soundeffekten, Erzählerstimme, den Ergüssen der konterkarierend jugendlichen Slang sprechenden Fee und diversen Antagonisten kann eine betäubende Wirkung beim Spieler verursachen, so nett sie auch gemeint bzw. eingespielt sind.
Puppeteer stellt damit geradezu den Inbegriff von „Style over Substance“ dar: Eine überaus hübsch anzusehende Oberfläche voller audiovisueller Brillanz, der ein eklatanter Mangel an auf Dauer wertvollem Inhalt in Form von motivierendem Gameplay gegenübersteht.
Plattform: PS3 (Version getestet), Spieler: 1-2 (Koop via Move), Altersfreigabe (PEGI): 12,
Release: 11.09.2013, Link zur Homepage
Tags:3 von 5Co-OpJump'n'RunMove SteuerungPlattformerPS3PS3-ExklusivSony
Über den Autor
Christoph Stachowetz Aufgabenbereich selbst definiert als: Chief of Operations. Findet “Niemand ist so uninteressant wie ein Mensch ohne Interesse” (Browne) interessant.