Es ist typisch für Fußballfans ihren Lieblingsverein in aller Welt zu präsentieren. In meinem Falle werde ich angesprochen, warum ich so häufig Kleidung trage, die eine 96 verziere. Dass dahinter Niedersachsens beste Bundesligariege und keine Modemarke stehe, wissen Fußballinteressierte. In der Regel antworte ich kurz, erkläre die Bedeutung der magischen Zahl und wechsle das Thema.
Dort, wo es angebracht ist, versuche ich die Leidenschaft für Hannover 96 nicht zu verbergen. Wie passend, dass der Bundesligasender golTV während der Übertragungen die Möglichkeit bietet Grüße ausrichten zu lassen. Es schreiben Zuschauer vom gesamten Kontinent und erstaunlich oft sogar mt Sympathien für Hannover. Beim 1:0-Sieg gegen Mainz nutzte ich diesen Weg zu etwas Aumerksamkeit , was der Kommentar in der 75. Minute verkündete: „Zwei Männer wären gerade lieber in Mainz, aber bleiben in Concepción/ Chile. Sie halten nicht zu den Gastgebern, Diego und Florian sind nämlich Fans von Hannover 96.“
Auf etwas in dieser Art hatte ich nach meiner Mail an die Redaktion gewartet, manchmal jedoch treffe ich ganz unverhofft auf 96-Glück. Dass ein Mitarbeiter der chilenischen Tankstellenkette Copec das momentane Hoch der Roten verfolgt, durfte ich nach dem 3:0 gegen Freiburg erfahren.
„Entschuldigung, darf ich Sie was fragen“, bat mich der Tankwart höflich. „Natürlich“, antwortete ich ohne zu ahnen, was der Mann wollte. Er hatte meinen Wagen vollgetankt und ich bezahlt. Der Copec-Angestellte überraschte mich mit seiner Neugier. „Wo haben Sie diesen Wimpel her?“, wollte er wissen und zeigte auf den 96-Anhänger an meinem Autospiegel. „Aus Deutschland, wieso?“ Ich war etwas verwirrt. Bislang wurde dieses Schmuckstück von meinem Mitmenschen stets ingnoriert. „Aus Concepción also nicht?“ Der Tankwart war etwas enttäuscht. „Wissen Sie, ich mag diesen Verein. Ich habe sogar ein Trikot davon.“ Ich war begeistert: ein 96-Fan in dieser Stadt! Meine Entscheidung die Selbstbedienungszapfsäule zu meiden und lieber etwas Trinkgeld für guten Service zu investieren war perfekt gewesen. Sofort begannen wir ein ausgiebiges Gespräch über die Bundesliga und den Saisonverlauf von 96. Das ist nicht erst seit den Siegen gegen Hamburg und Freiburg mein Lieblingsthema. Zugegeben, es war eher ein Monolog als Dialog, aber ich hatte einen aufmerksamen Zuhörer. Hannover 96 verwundert derzeit alle. Anstatt es sich im Tabellenkeller ungemütlich zu machen, nisten sich die Roten auf Platz Vier ein. Der Abstieg wird in dieser Saison auch nach Ergebniskrisen kein Thema sein, zu gefestigt wirkt die Slomka-Elf. Sie gewinnt die Spiele, die gewinnen muss, um im gewohnten Mittelfeld zu landen und hat dazu noch das Glück ein paar Extrapunkte gegen Bundesligagrößen zu sammeln. Der Tankwart bestätigte meine Ansichten und traute dem Verein sogar die Qualifikation für die Champions League zu. Zum Glück war es sonntagfrüh, so dass kein Kunde hinter mir warten musste.