Dieser Zungenbrecher lässt vermuten, dass hier eine besonders grausame Krankheit die Fische erwartet. Glücklicherweise ist das Gegenteil der Fall, sie ist vor allem aufgrund zweier Umstände recht harmlos zur heutigen Zeit: Erstens ist sie leicht erkennbar, selbst ohne mikroskopische Untersuchung, und zweitens kann sie bei rechtzeitiger Entdeckung rasch ausgemerzt werden.
Verursacht wird die Ichtyophtiriuskrankheit durch einen Parasiten aus der Klasse der Wimperinfusorien, ein enger Verwandter des bekannteren Pantoffeltierchens, könnte man sagen. Diesen Parasiten als „Tierchen“ zu bezeichnen mag jedoch etwas übertrieben erscheinen, da er nur eine Zelle mit 0,3 mm Durchmessern ist. Auf größeren Fischen (=reichhaltige Nahrungsquelle) hat man aber auch schon Durchmesser von bis zu einem Millimeter beobachtet, weswegen sich die Erreger auch ohne Mikroskop erkennen lassen. Man erkennt unter Vergrößerung allerdings oft einen hufeisenförmigen Zellkern, der sich um das Zentrum der Zelle krümmt.
Ist ein Fisch von der Ichtyophtiriuskrankheit befallen, zeigt sich das meist zuerst in Form von kleinen, grießähnlichen Flecken, die auf den Flossen allmählich sichtbar werden. Dieser Belag überwuchert mit der Zeit den gesamten Fisch. Zwar ist der Parasit nur einzellig, verfügt aber über Härchen, die ihm die Bewegung im Wasser ermöglichen. Er ernährt sich von den Hautpartikeln des Fisches und seinem Blut, wobei sein Zellkörper mit den dunkleren Nahrungsresten aufgefüllt wird. Haben sie genug gefressen, fangen sie oft bald danach mit der ungeschlechtlichen Vermehrung an, indem sie sich in Mitose teilen, wobei eine Zelle hunderte Nachkommen erzeugen kann.
Diese „neugeborenen“ Parasiten sind anfangs deutlich kleiner, fallen aber in Schwärmen über die Fische her und setzen sich wieder in der Haut fest. Das müssen sie auch, da sie sonst ohne einen Wirt im Wasser nicht lange lebensfähig sind.
Man kann die Parasiten am wirksamsten mit Chininsulfat-Bädern im Aquarium bekämpfen, wobei alternativ auch zusammengemixte Chemie-Cocktails aus Trypaflavin und Rivanol helfen können. Je nach der Konzentration des Chininsulfats im Wasser dauert die Abtötung sämtlicher Erreger wie folgt:
Bei 1 g Chininsulfat in 1 Liter Wasser: 20 Minuten
Bei 1 g Chininsulfat in 10 Liter Wasser: 45 Minuten
Bei 1 g Chininsulfat in 50 Liter Wasser: 200 Minuten
Bei 1 g Chininsulfat in 100 Liter Wasser: 420 Minuten
Bei der Bekämpfung der Ichtyophtiriuskrankheit muss natürlich darauf geachtet werden, dass die Fische selbst bei der Behandlung keine Schäden nehmen. Die letzte in der Tabelle aufgeführte Konzentration, die bei 1 g in 100 Liter gleichzeitig die dünnste ist, sollte auch für die empfindlichsten Fischarten noch erträglich sein.
Für die Durchführung dieser Bäder ist es wichtig, die Chemikalie gut zur Auflösung zu bringen. Andererseits können Pflanzen, Steine und andere Objekte des Aquariums die Wirkung einer derart verdünnten Substanz schnell verpuffen lassen. Aus beiden Gründen ist es deswegen besser, das Bad in einem eigenen Becken vorzunehmen. Dort sollte dann die Temperatur des Wassers hoch genug sein, um das Chininsulfat schnell auflösen zu können. Dauerbäder im Aquarium sind hingegen nicht zu empfehlen, da sie wiederrum die Pflanzen schädigen.
Eine gute Alternative zu Chinin ist Chloramin. Bei einer Konzentration von 1 g auf 20 bis 40 Liter Wasser ist die Wirkung am besten. Auf jeden Fall sollte man die Fische jedoch beobachten und bei den kleinsten Zeichen von Unbehagen in Frischwasser umsetzen. Auch Dauerbäder funktionieren mit Chloramin, man gibt zuerst 1 g auf 100 Liter Wasser, und dann in 3-Tages-Abständen immer wieder 0,5 g hinzu. Das Chloramin ist besser verträglich, da es sich mit organischen Bestandteilen umsetzt und so neutralisiert.