Helado, Helado, Heladoooo...kreischt es aus jeder Ecke....Der dunkle Vulkanstrand von Pucón, Playa Grande, ist im Sommer nur schwer oder mit guten Ohrenstöpseln zu ertragen. Eine Armada von Eisverkäufern und Sonnenschirm Verleihern buhlt um die Handtuch an Handtuch gequetschten Besucher. Die Chilenen fühlen sich wohl, wenn möglichst viel Gleichgesinnte und Trubel um sie herum ist. Das ist hier absolut gegeben. Laute, übel klingende Dancemusik schallt aus knarzenden Boxen. Knapp bekleidete Promogirls lockt die Schar von jungen, feierwütigen Menschen mit Freigetränken auf die am Abend stattfindenden Parties in den umliegenden Clubs.
Pucón im Hochsommer ist ein wahrer Touristenmagnet. Das Bild ist gesäumt von Tourenanbietern, Bars, Souvenirgeschäften und Restaurants. Ein Gang über die belebte Hauptstraße Avenida Bernado O´Higgins strapaziert selbst die hartgesottesten Backpacker-Nerven. Jeder hat das beste Angebot, das beste Essen und die aufregendste Tour - und teilt dies dem vorbeiziehenden Volk auch lautstark mit. Ich glaube, ich habe nur zu den Geldwechselern in Buenos Aires öfters "No, gracias" gesagt wie zu den Promotern hier in Pucón.
Versteh mich nicht falsch - ich liebe Pucón. Ich mag nur diese extremen Menschenmassen nicht. Diese kann man hier zum Glück mit einem Ausflug in die Natur aber schnell hinter sich lassen.
Was positiv auffällt, dass die Häuser in Pucón alle aus Holz gebaut wurden und so der Stadt einen natürlichen Charakter verleihen. Man fühlt sich wie in der Wild-West-Stadt eines Freizeitparks. Selbst die Werbeschilder sind aus dem Naturmaterial. Passend dazu findet man in den Supermärkten keine Plastiktüten mehr. Sehr lobenswert, vor allem wer weiß, mit wie viel Verschwendung in Südamerika mit Plastiktüten gehaushaltet wird.
Pucón hat man innerhalb kurzer Zeit erkundet. Sehenswürdigkeiten gibt es keine - Die einladende Natur und der nahe See übernehmen diesen Part. Und das ist auch der Grund, warum die Leute kommen...
...denn das umliegende Szenario ist traumhaft schön. Umgeben von den sattgrünen Bergen der nahegelegenen Nationalparks Huerquehue und Villarrica liegen mehrere tiefblaue Seen am Rande des gleichnamigen aktiven Vulkans. In perfekter Kegelform mit schneebedeckter Kuppe wacht er majestätisch über den Lago Villarica und qualmt gemütlich vor sich hin. Pucón ist gesegnet mit seiner Lage und bietet allen Naturliebhabern und Outdoorsportlern die passende Aktivität.
Diese Outdoorabenteuer solltest du Dir in Pucón auf keinen Fall entgehen lassen:
1. Rafting auf dem Rio Trancura
Der Rio Trancura ist perferkt geeignet für Rafting- und (geübte) Kanufahrten und bietet 2 verschiedene Schwierigkeitsstufen. Bajo wird die gemäßigte Variante genannt und ist für Anfänger, die noch unerfahren beim Thema Rafting sind, gut geeignet. Trotzdem ist das ein Ganze ein riesiger Spaß. Wer auf ordentlich Action steht und die wirklich wilde Seite des Flußes erleben möchte, dem sei die Variante Alto empfohlen. Reißende Stromschnellen, Strudel und immer wieder riesige Felsen sind genau das richtige Futter für Adrenalinjunkies. Nass werden garantiert!
Ich habe meine Raftingtour mit Norte Sur gemacht, die ich wirklich wärmestens empfehlen kann. Die während der Tour gemachten Go-Pro Bilder & Videos gibts gratis obendrauf. Ingesamt hat die Tour 21.000 Clp = 16€ gekostet. Wurstpelle Schutzkleidung (Die ist übrigens wirklich eng) und Helm werden gestellt.
2. Entdecke den Lago Caburgua & Ojos de Caburgua
Der Lago Caburgua ist mit dem Bus in 30 Minuten von Pucón aus erreichbar und einer meiner absoluten Lieblings-Seen in Chile. Tiefblaues, klares Wasser eingekesselt von grünen, mit Araukanien besetzten Bergen. Kein Wunder, dass die chilenische Präsidentin hier am Rande des Parque Nacional de Huerquehue ihre Sommerresidenz hat. Der See lässt sich am besten per Kajak oder Kanu erkunden, die du hier für 6000 Clp (etwa 8 Euro) die Stunde mieten kannst. Besuche anschließend das unmittelbar am Strand liegende Restaurant Cumbres de Caburgua, wo du fangfrischen Fisch servierst bekommst. Buen Provecho!
An der Straße zum See kannst du den Ojos de Caburgua einen Besuch abstatten. Diese von der Natur geschaffenen Pools werden vom Wasser eines unterirdischen Flusses des Lago Caburgua gespeist. Viele kleinere Wasserfälle münden in die Becken, an deren Ufern man herrlich entspannen kann. Leider ist das Areal im Sommer oft überlaufen.
3. Parasailing auf dem Lago Villarica
Wo könnte man diese Gegend besser bestaunen als aus der Luft aus? Beim Parasailing schwebst du allein oder mit einem Partner von einem Boot gezogen bis zu 150 Meter über dem See und kannst die traumhafte Natur und den in der Sonne glitzernden See von oben genießen. Anbieter ist z.B. Pirate Parasailing in Pucón.
4. Trekking im Huerquehue Nationalpark
Der 125 Quadratkilometer große Park bietet alles, was Naturfreunden das Wasser im Mund zusammen laufen lässt. Der Eingang befindet sich 35 km von Pucón entfernt. Am populärsten unter einer großen Auswahl an Trails ist der 12 Kilometer lange "Los Lagos" Trail. Bei dieser Wanderung passierst du tosende Wasserfälle, dichte Araukarien-Wälder und die Seen Chico, Verde und Toro. Verlaufen kann man sich hier nicht - der Park ist gut ausgeschildert. Mit ein wenig Glück siehst du auf deinem Weg einige der gefährdeten Arten wie das Pudu (das kleinste Reh der Welt), das Colocolo Opossum, Andenfüchse, Wanderfalken und Bergaffen, die hier im Park leben.
Im Huerquehue Nationalpark gibt es aber noch andere weniger besuchte Wanderwege wie den leicht zu bezwingenden Cerro Quinchol Trail, der östlich des Sees Tinquilco liegt. Die Strecke von 8 km (hin und zurück) wanderst du in ca. 3 Std. Von der Spitze des Berges aus genießt man einen herrlichen Panoramablick auf die Vulkane Villarica, Quetrupillán, Quinquilil und Lanín und den Berg San Sebastián sowie den Tinquilco-See. Diese Strecke lässt sich auch sehr gut mit einem Mountain-Bike bewältigen.
Der San Sebastián Trail ist eine Erweiterung des Quinchol Trails und führt dich bis zum Gipfel des Berges San Sebastián, einer der höchsten Berge des Parks mit über 2000 Metern. Die Wanderung umfasst eine Strecke von 14 km (hin und zurück), für die du etwa 6 bis 7 Stunden benötigst. Die Aussicht von hier oben ist unglaublich. Im Norden die Vulkane Llaima, Tolhuaca, Lonquimay und Sierra Nevada; Im Süden die Vulkane Lanín, Quetrupillán, Mocho, Choshuenco und Villarrica. Unter Dir liegen die Seen und Lagunen Chico, Toro, Verde, Huerquehue, Escondida und Seca.
Dies ist ohne Zweifel einer der schönsten, aber auch körperlich anspruchsvollsten Wanderwege im Park, da es lang steil bergauf geht. Ein gutes Paar Trekkingschuhe sind ein Muss und ich würde dir auf jeden Fall Trekkingstöcke für den Auf-und Abstieg empfehlen.
Der Eintritt in den Park kostet 5000 CLP = ca. 7 €
4. Besuche die Thermenwelt Pucóns
Die Gegend um Pucón ist eine Thermen Märchenwelt. Dank der vulkanischen Aktivität findest du hier mehrere Entspannungsoasen, die sich nach einer langen Wanderung anbieten. Etwa 1,5 Stunden von Pucón entfernt liegen die für mich schönsten Thermen Chiles - die Termas Geometricas. Diese aus rot angestichenem Südbuchenholz gebauten Naturthermen liegen versteckt in einem schmalen Tal, wie es kein Märchen schöner beschreiben könnte.
Doch sie sind nicht die einzigen Thermen, die du rund um Pucón besuchen kannst:
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Eco Termas de Rio Blanco
2,5 Stunden von Pucón entfernt liegt diese Eco-Therme am Rande des Huerquehue Parks. Es gibt Pools mit Temperaturen von ca. 42 Grad. Wer länger in dieser schönen, abgeschiedenen Gegend bleiben möchte, dem stehen Hütten zur Miete und Campingplätze zur Verfügung. Der Eintrittspreis in die Therme beträgt 3.000 CLP = 4€. -
Termas de Huife
33 Kilometer nördlich von Pucón stehen 3 Außenbecken und ein Innenbecken in dieser Hotelanlage bereit. Zusätzlich wird Massage, Reiki und Hydrotherapie angeboten. -
Los Trancura Hot Springs
25 km von Pucón entfernt in Richtung Catripulli liegen die insgesamt 4 Pools, zwei Innen und zwei Outdoor, sowie 10 Pools zur Schlamm Behandlung. Hier werden auch diverse Trekking-Touren oder Ausritte angeboten. Der Eintritt beträgt 6000 CLP = 8 €. -
Termas Panguil
Diese Thermen liegen herrlich inmitten des Villarrica-Nationalparks ca. 30 Kilometer östlich von Pucón. Eintritt 8000 CLP = 10,50 €.
Zu allen Thermen werden von Pucón aus Touren angeboten. Vergleiche hier auf jeden Fall die Preise.
6. Salto del Claro Wasserfall - Der Geheimtipp in Pucon
Der Salto del Claro ist ein beeindruckender 90 Meter hoher Wasserfall, der sich eine mit dichtem Moos und riesigen Farnen bewachsene Schlucht hinunter stürzt. Für mich ist er der schönste Wasserfall im Süden von Chile. Ihn zu finden ist nicht so einfach, da es keinen öffentlichen Zugang gibt.
Fahre mit dem Collectivo 1,2 oder 4 von der Avenida Brasil und steige am Canopy Los Calabozos aus und folge der Schotterstraße. Vorbei an einem Holzhaus und durch das weit offene Feld mit Blick auf die Klippe. An einer Weggabelung gehst du links und musst über eine Barriere klettern. Dem Weg folgen und über einen Zaun steigen, wo ein steiler Weg nach unten an den Wasserfall führt.
5. Mache eine Reittour
Eine der schönsten Arten, diese traumhafte Gegend zu erkunden, ist auf dem Rücken eines Pferdes. Das Angebot reicht von Halbtages - bis zu Mehrtages Ausflügen und sogar bis über die Grenze nach Argentinien - Hierfür solltest du jedoch bereits ein wenig Reiterfahrung mitbringen.
Die meisten Touren finden mit der ältesten Pferderasse in Südamerika statt, dem Criollo Chileno. Die robusten Tiere sind Nachkommen der Pferde, die von den Spaniern auf ihren Eroberungszügen ab dem 16. Jahrhundert nach Südamerika gebracht wurden. Hier haben sie sich perfekt den Gegebenheiten angepasst, ideal für die bergige Landschaft der Anden rund um Pucon. Touren bietet Antilco an, die großen Wert auf den richtigen Umgang mit den Tieren legen.
7. Besteige den Villarica Vulkan oder Quetrupillán
Du bist konditionell gut auf der Höhe und bereit für ein echtes Abenteuer? 2.847 m über dem Meeresspiegel liegt der nahezu perfekte, kegelförmige Stratovulkan Villarrica mit seinem offenen Krater und schwelenden Lava Pools. Die Aussicht von dort oben ist einmalig schön, reicht über die weiten Wälder des Südens und umliegenden Berge bis nach Argentinien und wirst du so schnell nicht vergessen. Die Besteigung des Riesen ist eines der einzigartigsten Aktivitäten in Pucon und in ganz Chile. (Kosten: ab 80.000 CLP = 105 €, z.B. mit Eco Tours)
Wer erstmal einen Vulkan beschnuppern will und sich den beeindruckenden Villarrica von weitem und in voller Pracht ansehen möchte, dem sei der erloschene Vulkan Quetrupillán ans Herz gelegt.
Hinkommen
Mit dem Nachtbus kommst du von Santiago täglich nach Pucón. Die Stadt wird von verschiedenen Busgesellschaften angefahren. Online kannst du die Tickets bei Recorrido kaufen.
Unterkünfte
- Lounge Brasil Hosteria Boutique - Mit Liebe zum Detail ausgestattetes Wohlfühl-Haus und sehr gutes Frühstück (DZ ab 35€)
- Okori Hostel - Sehr schönes Eco-Hostel mitten im Wald, etwas ausserhalb des Trubels von Pucón (Dorm ab 13€, DZ ab 55€)
Essen & Trinken
- Ecole! - Sehr leckere, kreative vegetarische & vegane Küche.
- Mundo Elefante Café & Yoga - Ein perfekter Ort um zu entspannen und vegane Köstlichkeiten, leckere frische Säfte und Gebackenes zu genießen. Yoga wird ebenfalls angeboten (Colo Colo 361)
- Puras Pavadas - Sehr gute, günstige Empandas mit vielen verschiedenen Füllungen
- Mamas & Tapas - Die Kultbar in Pucon. Gute Drinks und im Sommer immer brechend voll mit Locals & Backpackern. Abends legen Djs auf und es wird die Nacht zum Tag gemacht. (Av. Bernardo O'Higgins 581)
- Biergarten - Heimweh? Der Biergarten verwöhnt dich mit deutschem Bier und allerlei deutschen Gerichten. Schöne Aussenterrasse.