PTBS/kPTBS in der Literatur

PTBS/kPTBS in der Literatur
Hallo,
Heute gibt es einen längeren Beitrag zum Thema "komplexe Posttraumatische Belastungsstörung" bzw. "Traumafolgestörung" und auch "Posttraumatische Belastungsstörung". Hauptsächlich möchte ich darüber schreiben, da zu dem Thema wirklich sehr viele Vorurteile existieren und auch im Alltag werde ich immer wieder mit denen konfrontiert. Nicht jeder mit einer kPTBS oder PTBS hat einen Krieg erlebt oder wurde gefangen gehalten. Man ist nicht automatisch gefährlich, nur weil man traumatisiert ist. Und nicht jedes Trauma führt automatisch zu einer PTBS oder kPTBS. Meistens passiert das wenn das Gehirn in dem Modus "flüchten, kämpfen oder Schockstarre"-Modus stecken bleibt. Das flüchten, kämpfen oder in Schockstarre geraten ist eigentlich eine ganz normale Reaktion auf so ein traumatisches Erlebnis. Wenn es jedoch nie aus diesem Modus rauskommt, dann kommt es zu einer PTBS/kPTBS.
Wenn das Gehirn mit der Situation an sich überfordert ist, dann spaltet es quasi den Teil der Erinnerung ab, trennt das erlebte(rationale) von den Emotionen und lässt einen das alles in Form von Flashbacks u.a. immer wieder erleben, bis es das endlich als ganz normale Erinnerung abhaken kann. Diese Spaltung passiert nur, weil das Gehirn nicht in der Lage ist das erlebte wie eine "normale" Erinnerung abzuspeichern. Wenn man es ganz grob umschreiben will passt das ungefähr.
Bei der kPTBS handelt es sich in der Regel um ein länger andauerndes traumatisches Erlebnis(wie zum Beispiel häusliche Gewalt) und das Opfer hat keinen Anhaltspunkt, dass es je aus der Situation entfliehen kann.
Das hat beides nichts mit Schwäche zu tun und kann jeden treffen, egal wie stark oder schwach dieser Mensch ist.
Bei einer PTBS/kPTBS hat man Angst davor, dass das alles wieder passieren könnte. Deshalb helfen auch so Sprüche wie "Du brauchst keine Angst davor zu haben" nicht, denn man hat das ja schon alles selbst erlebt wovor man Angst hat und weiß, dass die Angst durchaus gerechtfertigt ist. Jeder Trigger kann einen in den Überlebensmodus(flight, fight, freeze) bringen und es ist wirklich schwer den wieder zu verlassen.
Triggern kann alles was an das traumatische Erlebnis erinnert: Gerüche, der Ort, Kleidung, Musik und vieles mehr. Deshalb versuchen viele genau diese zu vermeiden, was aber nicht immer möglich ist.
Bei der PTSB kommt es zu Intrusionen(Gedanken drehen sich immer wieder um das Ereignis), Flashbacks(man erlebt das Trauma in Form von Bildern, körperlich oder emotional immer wieder), Hypervigilanz(erhöhte Aufmerksamkeit was Umgebung betrifft, man ist quasi immer auf der Hut), Alpträume, Vermeidungsverhalten und vieles mehr. All das taucht meist Monate nach dem traumatischen Erlebnis auf. Bei der kPTBS kommen noch weitere Sachen hinzu wie erlernte Hilflosigkeit, sich nicht dazu gehörig zu fühlen, Schlafprobleme sind stärker ausgeprägt, Hypervigilanz sowohl bei Umgebung als auch bei Menschen, ausgeprägtes Schamgefühl und vieles mehr.
PTBS/kPTBS in der Literatur
Auch in Büchern, Filmen o.ä. verpassen Autoren ihren Charakteren gerne mal eine PTBS. Die Gründe dafür sind unterschiedlich und zum Beispiel nutze ich es oft um einfach über all das erlebte schreiben zu können. Einiges was in meinen Geschichten auftaucht habe ich jedoch selbst nie erlebt. Leider gibt es aber auch Autoren, die damit ihren Charakteren nur die nötige "Kaputtheit" geben wollen um Sympathie/Mitleid zu generieren. Oder sie wollen einfach nur einen total durchgeknallten Menschen darstellen, dessen Vergangenheit ihn zu einem unberechenbaren Menschen gemacht hat.  Und damit schießen sie meilenweit übers Ziel hinaus, vor allem wenn sie sich nicht anständig mit dem Thema befassen. Eine PTBS ist jetzt nicht das gleiche wie eine kPTBS, aber sie sind sich doch sehr ähnlich. Natürlich kann diese die Person als solche komplett verändern und ich will jetzt auch nicht leugnen, dass unter den Betroffenen keine gewalttätigen Menschen gibt. Aber nicht jeder mit einer PTBS oder kPTBS wird automatisch zu einem Mörder u.a.! Und ich finde es einfach nur schrecklich, wenn dadurch quasi noch Mitleid mit dem Täter erzeugt werden soll. So frei nach dem Motto: "Der konnte ja gar nicht anders als diese abscheuliche Tat auszuführen". Vor allem bei Psychothrillern fällt mir das auf, dass gerne mit diesem Klischee argumentiert wird. Natürlich gibt es solche Mörder, aber die haben dann meist nicht nur eine PTBS oder kPTBS und das wird dann gerne absolut vorgelassen.
Es dauert außerdem wirklich lange bis eine Besserung eintritt und es wird nicht plötzlich besser nur weil die Liebe des Lebens auftaucht o.ä. Ein traumatisches Erlebnis hat man auch nicht sofort vergessen und das wird leider oft gar nicht erwähnt. Natürlich stumpft man irgendwann ab, wenn man es täglich erlebt. Aber anfangs hat man doch sehr damit zu kämpfen und das wird einfach ignoriert. Vor allem in Dystopien oder Thrillern erlebe ich das oft und es nervt einfach nur noch.
Teilweise picken sich die Autoren auch nur Kleinigkeiten raus und vergessen dabei ganz, dass die PTBS eben nicht nur Flashbacks beinhaltet. So frei nach dem Motto: "Das passt gerade zur Handlung"! Auch wenn es nur eine milde Verlaufsform der PTBS ist, hat man dennnoch mit mehreren Problemen zu kämpfen. Und die Intrusionen/Flashbacks lassen einen nicht kalt und das obwohl das gerne so dagestellt wird. Natürlich löst so etwas nicht durchgehend die gleiche Reaktion aus, aber sie sind wirklich selten einfach zu ignorieren oder bei Seite zu schieben, vor allem wenn man sich nie wirklich mit dem Geschehenen auseinander gesetzt hat.
Weil der Blogeintrag so lange geworden ist gibt es nächste Woche den 2. Teil. In dem geh ich genauer auf meine Traumata ein und wie das meinen Alltag beeinflusst. Eine PTBS/kPTBS wirkt sich bei jedem anderen aus. Auch wenn für die Diagnose bestimmte Kriterien erfüllt werden müssen, sind diese nicht bei jedem gleich stark ausgeprägt. Vor allem wenn dann noch andere psychische Erkrankungen hinzukommen wird es ganz schön kompliziert.
Wenn ihr noch Fragen habt, dann könnt ihr die gerne stellen. Das geht per Mail(shinju91[at]yahoo.de), als Kommentar hier unter dem Blog oder auf einem meiner Social Media Kanäle.
LG

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