Beim Lesen dieses Buches habe ich mich selbst immer wieder entdeckt. Auch ich zweifle viel und suche nach Abenteuern, statt mein ruhiges, angenehmes Leben zu genießen. Der Autor ist ein unglaublich harter Kerl, der wahnsinnige Klettertouren im Winter unternimmt und die höchsten Wände der Welt, teilweise allein, besteigt. Dabei schläft er tagelang in der Wand, auf einem kleinen Campingbett, das im Bohrhaken eingehängt wird. Er beschreibt nicht nur die Touren (und Torturen) an sich (übrigens sehr eindrucksvoll, plastisch und nachvollziehbar) sondern auch seine Gedanken und Gefühle, seine Zweifel und Ängste. Obwohl ich nicht im Geringsten an seine Kletterkünste und seinen Mut heranreiche, kenne ich ganz genau dieses Gefühl, wenn man sich ungesichert an einer Stelle befindet, in der es nicht weiterzugehen scheint. Der Absturz droht und man hat einfach nur Angst. Zweimal habe ich das in der Sächsischen Schweiz selber erlebt und da macht es keinen Unterschied, ob es 8 Meter nach unten geht oder 1000. Beeindruckend, wie er von sehr vielen Grenzerfahrungen in wirklich lebensbedrohlichen Situationen und von großen Abstürzen berichtet (die er alle überlebt, wie sonst hätte er sonst darüber schreiben können?). Das Buch ist nicht chronologisch aufgebaut sondern hangelt sich an einer Solobesteigung im Yosemite-Nationalpark entlang; nach jeder Seillänge werden andere Abenteuer dazwischengeschoben und oft schweift er auch während dieser Berichte ab nach Hause zu seiner Familie. Er fragt sich, warum er seiner Frau und den Kindern das alles überhaupt antut, weiß aber, dass er nicht anders kann und bald zum nächsten Abenteuer aufbrechen muß. Der große Unterschied zwischen uns beiden ist der, dass ich nicht so genau weiß, was ich suche aber dennoch eine ähnlich starke Kraft in mir spüre. Klar hätte ich Lust, richtig Klettern zu lernen aber auch die Antarktis, das Leben in der Wagenburg, auf einem einsamen Grundstück in Neuseeland, eine monatelange Radtour oder eine Motorradfahrt nach Neuseeland locken mich.