Psychische Krankheiten und Kinderwunsch – Geht das?

Um den Wunsch nach einem Kind in Erfüllung gehen zu lassen, ist nicht nur die körperliche Gesundheit von Bedeutung. Ebenso sind ausreichend Unterstützung durch das Umfeld eines Paares und psychische Stabilität nicht zu unterschätzende Grundbausteine für die erfolgreiche Familienplanung. Besonderes Augenmerk schenkt der folgende Beitrag nun insbesondere den Frauen, die im Vorfeld psychische Problematiken aufwiesen bzw. noch aufweisen. Wir möchten Ihnen einige Hinweise und Tipps geben, Ihnen dabei aber auch Ängste nehmen und Hemmschwellen abbauen, um die gewünschte Schwangerschaft zu begünstigen.

Psychisch erkrankte Frauen mit Kinderwunsch stehen vor der Auseinandersetzung mit einem Thema, das bisher weitestgehend tabuisiert wurde. Sehr schnell entscheiden sich diese Frauen gegen den Versuch schwanger zu werden und Kinder zu bekommen.
Die Gründe dafür sind vielfältig:

  • etwa eingenommene Medikamente, die Einfluss auf die Entwicklung des Kindes haben können
  • weil ihnen das Risiko der Vererbbarkeit psychischer Erkrankungen zu hoch ist oder
  • schlicht weil Ärzte den Betroffenen allzu oft von Schwangerschaften abraten ohne ausführlich zu beraten.

Ausreichende statistische Untersuchungen, die diese Entscheidung untermauern würden, existieren jedoch bisweilen kaum. Eine Vorreiterposition aber nimmt hierbei die Arbeitsgruppe Versorgungsforschung der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II der Universität Ulm am Bezirkskrankenhaus Günzburg ein. In ihrer Dissertationsschrift befasst sich Dr. phil. Silvia Krumm eben mit den Problematiken, der sich psychisch instabile Frauen mit Kinderwunsch gegenüber sehen (vgl. http://www.bezirkskliniken-schwaben.de/aktuelles/pressenews/newsdetails/archive/2010/october/article/97.html?tx_ttnews%5Bday%5D=26&cHash=312748d25dc2bed4f46ced145ad54120).

Zentrale Bedeutung kommt dabei auch der Gesellschaft zu, die gemeinhin ausschließt, dass eine psychisch erkrankte Frau der „gängigen“ Mutterrolle in genügendem Maß gerecht werden kann. Beide (Frauen-)Bilder widersprechen einander. Je nach Erkrankung und Schweregrad stellt sich die Lebensrealität durchaus sehr unterschiedlich dar. Dementsprechend sind auch die Auswirkungen auf das Kind und die Beziehungen bzw. die Erziehung äußerst verschieden. Die Unterschiede zwischen psychischen Erkrankungen sind nicht weniger groß als bei körperlichen Gebrechen, daher verzichten wir an dieser Stelle auf die Beschreibung der diversen Krankheitsbilder.

Bei diagnostizierten psychischen Erkrankungen kommen oftmals Medikamente – Antidepressiva und Psychopharmaka – zum Einsatz, die für eine Stabilisierung des Gemütszustands bzw. der Psyche der Betroffenen sorgen. Mittlerweile hat sich die Meinung durchgesetzt, dass das Absetzen bzw. Neueinstellen einer wirksamen Medikation nicht selten zur Destabilisierung einer Patientin führt, was dann eine Dosiserhöhung nach sich zieht. Weiterhin stellt das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie fest: „Keines der klassischen Psychopharmaka hat sich beim Menschen als stark schädigend auf die Embryonalentwicklung gezeigt. Daher gibt es keinen Grund zur ernsthaften Sorge oder für einen Schwangerschaftsabbruch aus Furcht vor Medikamentenschäden.“ Gleiches gilt für Paare mit Kinderwunsch. Eine Kategorisierung der Wirkstoffgruppen mit Empfehlungen und Hinweisen finden Sie unter http://www.embryotox.de/frauen_psyche.html.

In jedem Fall ist eine psychiatrische Begleitung notwendig, aber auch in Erwägung zu ziehen, ob eine psychotherapeutische Behandlung hilfreich wäre. Versuchen Sie sich vertrauensvoll zunächst an Ihre Gynäkologin°/°Ihren Gynäkologen zu wenden und lassen Sie sich nicht abspeisen. Auch Therapeuten und Psychiater helfen Ihnen Ihre Kinderwünsche gesund wahr werden zu lassen.


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