Bei der angestrebten Rettung der finanziell angeschlagenen P+S-Werften in Stralsund und Wolgast drückt die Landesregierung aufs Tempo. Unmittelbar nach der gestrigen Brüssel-Reise von Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) und Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) kommt das Kabinett heute zu einer weiteren Krisensitzung zusammen, wie die Staatskanzlei mitteilte. Sellering und Glawe, die erst am Morgen zurückerwartet wurden, wollen dann über die Haltung der EU zu den beabsichtigten staatlichen Hilfen informieren.
Aller Voraussicht nach wird die Ministerrunde dann auch über die Gewährung einer Soforthilfe entscheiden. Laut Sellering benötigen die Werften dringend einen zweistelligen Millionen-Betrag um aktuelle Zahlungsverpflichtungen erfüllen zu können. Dem Vernehmen nach geht es auch um die Löhne der rund 1700 Werftarbeiter. Insgesamt wird der Finanzbedarf mit mehr als 200 Millionen Euro angegeben. Laut Sellering kann das Rettungspaket nur in einer gemeinsamen Kraftanstrengung geschnürt werden.
Dem pflichtete Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei. “Es ist richtig und wichtig, dass Bund, Land und EU-Kommission über die Situation sprechen”, sagte sie. Den Beitrag des Bundes ließ die Kanzlerin offen.
Der Landtag signalisierte der Regierung bereits Unterstützung. Auch die Oppositionsparteien Linke und Grüne befürworteten Hilfen für die Werften. Unklar blieb, wie die EU zu neuerlichen staatlichen Stützungsmaßnahmen steht. Vor allem massive Überkapazitäten in der Schiffbaubranche und sinkende Erlöse stehen staatlichen Subventionen entgegen. Sellering und Glawe trafen am Abend in Brüssel mit führenden Vertretern der EU-Wettbewerbskommission zusammen, um für das Rettungspaket zu werben. Die EU-Kommission bestätigte zunächst lediglich enge Kontakte mit den deutschen Behörden. Eine Sprecherin verwies darauf, dass Unternehmen in Schwierigkeiten Rettungs- und Restrukturierungshilfen erhalten könnten, wenn bestimmte Bedingungen eingehalten werden.
Nach Angaben des Regierungschefs ist es Ziel, dass die Hälfte der benötigten 200 Millionen Euro von Unternehmensseite aufgebracht wird. Für die andere Hälfte würden Land und Bund aufkommen. Laut Sellering liegt die prinzipielle Bereitschaft des Bundes dazu vor.
Die Werftleitung hüllt sich zur aktuellen Situation weiter in Schweigen. Als Gründe für das riesige Finanzloch gelten hohe Zinslasten aus Altschulden und fehlende Einnahmen, weil zwei Großfähren nicht fristgerecht ausgeliefert werden konnten.
Quelle: SVZ.de
Die früheren Hegemann-Werften in Stralsund und Wolgast haben neue Eigner und firmieren nach grundlegender Umstrukturierung seit Juni 2010 unter dem Namen P+S. Foto: dpa