Rezension Annie Prouxl - Aus hartem Holz
Klappentext:Annie Proulxs erster Roman seit über zehn Jahren, das lang erwartete Meisterwerk der Pulitzerpreisträgerin: ein monumentales Epos, das lebensprall, sprachgewaltig und intensiv dreihundert Jahre nordamerikanischer Geschichte einfängt und von der Abholzung der scheinbar endlosen Wälder erzählt, vom ewigen Kampf zwischen Mensch und Natur.
Meinung:Schauplatz dieses Epos ist Kanada und startet im 17. Jahrhundert, als Kanada noch eine französische Kolonie ist. Dort treffen gerade die Franzosen Rene Sel und Charles Duquet ein, um sich ein neues Leben aufzubauen. Der Weg führt sie zunächst gemeinsam in die tiefsten Wälder Kanadas, wo sie als Leibeigene ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen, mit Aussicht auf künftigen Landbesitz. Während Rene die Schikanen seines Herrn erträgt, flieht Charles und kann sich eine eigene Existenz als Holzhändler aufbauen. Doch die Wege der beiden und ihrer Nachkommen kreuzen sich immer wieder, immer vor dem Hintergrund des Waldes und des Themas Holz.
Annie Prouxl versteht es meisterhaft, Landschaften und Szenen aufzubauen. So entsteht beim Lesen ein genaues und detailliertes Bild über die Umgebung und das Thema Wald, das der Autorin so offensichtlich am Herzen liegt. Leider bleiben in diesem komplexen Werk die Charaktere ein wenig auf der Strecke, wirken eher blass und wirken in Angesicht der Geschichte eher nur wie Statisten, die den Wäldern Nordamerikas eine Stimme geben und dem Leser den rücksichtslosen Umgang mit der Natur vor Augen führen.
Der Roman umfasst eine große Zeitspanne von fast 400 Jahren. Viel Stoff für historische Ereignisse, die die Autorin natürlich mit an- und ausführt. Allerdings sollte man sich schon ein wenig mit Geschichte auskennen, denn viele Hintergründe setzt die Autorin als gewusst voraus und hält sich daher nicht lange mit Erklärungen auf. Das sorgt für genügend Tempo im Roman, kann aber jemanden, der eher weniger mit historischen Büchern und Themen zu tun hat, etwas überfordern.
Sprachlich enthält das Buch eine tolle Bildsprache, leider schwächen, wie bereits erwähnt, die Figuren den Roman ab. Zu groß scheint die Zeitspanne, um beim Leser genügend Tiefe und Sympathien für die Protagonisten aufkommen zu lassen, denn schnell sind 20 oder mehr Jahre ins Land gezogen und die nächste Generation übernimmt das Ruder. Das wird auf Dauer leider etwas ermüdend.
Fazit:Annie Prouxl hat hier auf der einen Seite ein sehr fesselndes Werk geschrieben, dessen Schauplätze nahezu plastisch geschildert werden, auf der anderen Seite aber auch etwas ermüdendes Werk, denn die Charaktere im Roman wirken eher wie Statisten und bleiben dem Leser oft fremd. Thematisch fand ich das Buch toll, die Umsetzung war aber nicht ganz mein Fall.
Von mir gibt es 3,5 von 5 Punkten. PreisGebunden: 26,00 Euro
Verlag: Luchterhand
ISBN: 978-3-630-87249-0
Seitenzahl: 896
Übersetzer: Melanie Walz, Andrea Stumpf