Proust lesen Tag 74-Guermantes-zu Besuch in Doncieres

Dienstag

Hab die Nacht unter einem nassen Bettlaken verbracht, so gings und ich schlief tatsächlich ein. Morgens weckte mich ein fast vergessenes taktiles Gefühl-ich fröstelte.

Temperaturen um die 32 Grad, bedeckter Himmel, schwüle Luft. Der Aufenthalt in der Turnhalle entwarf Bewegungsabläufe in slow motion.  Wir hatten so auf ein Gewitter gehofft, aber es fiel nicht ein einziger tropfen Regen. Der frisch gepflanzte Klimabaum ist verdorrt, die Wässerung der Stadt kam zu spät. Auf dem Sportplatz ist der Rasen braun. Ab morgen soll es kühler werden. Noch aber sitze ich schwitzend und matt vorm Computer. Herr lass es Herbst werden!

Die Brombeeren sind erntereif und herrlich im Geschmack, auch der wein scheint zu gedeihen, von den Äpfeln ist dieses nicht zu erwarten. Der Apfelbaum lässt alle Last fallen

Proust: Marcel flieht vor seiner Verliebtheit und dem aufkeimenden Stalkerdasein zu Saint Loup nach Doncieres.

Das neue Hotel macht ihm Angst, aber in der Kaserne und dem Rhythmus des Tuns findet er ruhe, vielleicht es auch die von außen gegebene Ordnung, der sich nicht stellenden Sinnfrage, die Erholung findet im Gehorsam, in der Rangordnung, im Gefüge.

Saint Loup fragt Marcel wie weit er denn mit seiner literarischen Arbeit wäre und stellt fest, dass die “ Und haben Sie sich schon an die arbeit gemacht? Nein? Sie sind sonderbar. Wenn ich ihre Begabung hätte, würde ich , glaube ich von morgens bis abends schreiben. Aber ihnen macht es mehr Spaß, überhaupt nichts zu tun. Es ist wirklich Pech, daß immer solche mittelmäßigen Geister wie ich zur arbeit bereit sind, die aber, die können wollen nicht!“


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